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Sukkulentenhaus: Kakteen und andere Sukkulenten

Im Sukkulentenhaus sehen Sie Pflanzen, die in einem entsprechend ausgebildeten Organ Wasser speichern können. Das Schauhaus wurde in die Bereiche Mexiko, Südafrika, Madagaskar und Südamerika eingeteilt und ist aus dem umfangreichen Pflanzenbestand der jeweiligen Heimatländer, der in Marburg kultiviert werdenden Pflanzen, bestückt. Besonders erwähnenswert ist beispielsweise folgende pflanzliche Bewohnerin des Sukkulentenhauses – das „Brutblatt“ (Kalanchoe delagoensis) aus Madagaskar als gutes Beispiel für das Phänomen "Viviparie" ("Lebendgebärend"). Auf ihren Blatträndern wachsen kleine Tochterpflänzchen, die später abfallen, sich auf dem Boden einwurzeln und weiter wachsen.

Sisal-Agave
Foto: Patrick Vogel
Sisal-Agave (Agave sisalana)

Der Begriff "Sukkulenz" leitet sich von dem lateinischen Wort "succulentus" ab. Es handelt sich um Pflanzen, die über saftreiche bzw. fleischig-saftige Organe verfügen. Dadurch sind sie in der Lage, das Wasser kurzer Regenperioden für die nachfolgenden, oft lange anhaltenden Dürrezeiten zu speichern. Diese Speicherung ist durch das so genannte Wassergewebe möglich, wobei z.B. bei Tillandsia nur die Oberhaut (Epidermis) oder bei Aloe und Agave tiefere Schichten des Blattgewebes (Parenchym), an der Bildung des Wassergewebes beteiligt sein können. Dieses Wassergewebe ist außer in den Blättern auch in den Wurzeln oder im Stamm ausgebildet – also spricht man von Blatt-, Wurzel- oder Stammsukkulenz.       

Wasserspeicher in den Blättern

Blick auf verschiedene Pflanzen, die das Wasser in ihren Blättern speichern
Foto: Patrick Vogel
Blick auf verschiedene Pflanzen, die das Wasser in ihren Blättern speichern

Zu den Blattsukkulenten in unserem Haus gehören unter anderem diverse Aloe-Arten (Xanthorrhoeaceae) aus Südafrika. Der Saft aus den fleischigen Blättern einiger Arten findet in der Kosmetik Anwendung. Besonders interessant ist auch das Louisiana-Moos (Tillandsia usneoides), das von einem Epiphytenbaum herabhängt. Seine Wurzeln sind völlig reduziert; sie versorgen sich ausschließlich über Saugschuppen auf der Blattoberfläche mit Wasser und Mineralien aus den Niederschlägen.    

Wasserspeicher in den Wurzeln

Unter den Vertretern der Wurzelsukkulenten finden sich etwa die Leuchterblume (Ceropegia woodii), die Zulu-Kartoffel (Bowiea volubilis) oder das Yamsgewächs (Dioscorea elephantipes).  

Wasserspeicher im Stamm

Diverse Kakteen aus Mexiko und anderen Staaten Südamerikas haben ihren Wasservorrat im Stamm angesiedelt. Ebenso der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata), der große Mengen an Wasser in seinem Stamm aufnehmen kann.

Verschiedene Formen in verschiedenen Teilen der Erde

Blick in das Sukkuletenhaus
Foto: Patrick Vogel
Blick in das Sukkuletenhaus

Keimlinge von Kakteen unterscheiden sich prinzipiell kaum von denjenigen gewöhnlicher Samenpflanzen. Ihre spätere morphologische Umgestaltung zur typischen Kaktusform beruht im Wesentlichen auf drei Abweichungen: der Ausbildung eines Wasserspeichers, der Umwandlung der Blätter in Blattdorne sowie der Reduktion der Seitenzweige zu Haarpolstern, den so genannten Areolen. Im Extremfall wird die Sprossachse bis zur Kugelform gestaucht, womit die kleinstmögliche Verdunstungsfläche erreicht ist. Diese kugel- oder säulenförmigen Kakteen sind charakteristisch für die Trockengebiete Nord- und Südamerikas, wo sie ausschließlich natürlich vorkommen. In anderen Teilen der Welt treten an ihre Stelle z.B. die säulen- oder kandelaberartigen Euphorbien wie Euphorbia ingens (Südafrika). Diese stammsukkulente Kaktusform, die sich in ganz verschiedenen Verwandtschaftskreisen als Anpassung an Trockenklimate mit regelmäßigen, kürzeren oder längeren Regenperioden entwickelt hat, stellt eines der eindrucksvollsten botanischen Beispiele für Konvergenz dar, worunter die gleichartige Ausgestaltung systematisch, also verwandtschaftlich weit auseinander stehender Arten verstanden wird.