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Laufende Dissertationen

  • Anthony Quickel: Trends and Patterns of Book Ownership among Merchant Groups in 16th/17th Century Cairo

    Egypt during the 16th and 17th centuries was undergoing changes in its political, cultural, and economic situation as a result of the 1517 Ottoman conquest of the province. While some of these changes were dramatic, like the systemization of the legal/judicial infrastructure, others represented a continuity with the past centuries of Mamluk rule. The process of this transition is beginning to be studied, but there remains a great deal of scholarship required in order to better understand the nature of this transformation on a social and cultural level. Until now, the vast majority of research regarding Ottoman Egypt is situated in the 18th century, yet the early period both laid the foundation for and set the course for the changes yet to come. This dissertation looks at the ways in which Egypt was changing during the early period with regards to its cultural and intellectual output, especially in terms of material book production. The dissertation explores the nature of these transformations within society broadly but with an eye towards the patterns and trends in book production and ownership in Cairo at the turn of the 17th century.

  • Philipp Rückriem: Stereotypisierung des Nahostkonflikts; Analyse deutscher Dokumentarfilme 1948-2010

    Wie und was dokumentieren deutsche Journalisten und Filmschaffende über den Nahostkonflikt; welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es in DDR- und BRD- Produktionen; wie nehmen deutsche Zuschauer die bebilderten Geschehnisse im israelischen-palästinensischen Konflikt wahr und wie hat sich Darstellung und Wahrnehmung seit 1948 entwickelt?

    Dokumentarfilme spielen eine besondere Rolle für gesellschaftliche Meinungs-bildungsprozesse, da sie als eine Art "Wissens- und Gedächtnisspeicher" (Basaran 2013) fungieren. Sie ermöglichen einen Einblick in die "gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung von Situationen" (Hißnauer 2011). Qualitative oder quantitative Untersuchungen deutscher Dokumentarfilme über den Nahostkonflikt liegen bisher nicht vor. Die Dissertation soll diese Lücken schließen, indem sie zunächst themenrelevante Filme archiviert und kategorisiert, um anschließend ausgewählte Beispiele zu untersuchen.

    Mithilfe einer kontextualisierten Film- und Fernsehanalyse (Mikos 2010) untersucht die Arbeit sichtbare Phänomene wie u.a. Orientalismus, Antisemitismus, Wiedergutmachungsstrategien und Propaganda des Kalten Krieges. Insbesondere die stereotypisierte Darstellung religiöser Gruppen - des Islams und Judentums - sollen im Hinblick auf "Othering" erforscht werden. Ziel ist es, gesellschaftliche Wahrnehmungen bzw.  Fehlwahrnehmungen (Senghaas 1972) zu hinterfragen und diese Eindrücke zeit(geist)lich einzuordnen und vergleichbar zu machen. Die Dissertation ermöglicht einen neuen wissenschaftlichen Zugang für die Erforschung des Nahostkonflikts und der deutschen Nachkriegsgeschichte durch ihre eigenen filmischen Zeugnisse.

    Das interdisziplinäre  Dissertationsprojekt wird von Prof. Dr. Albrecht Fuess (CNMS) begleitet als auch von von Prof. Dr. Malte Hagener (Institut für Medienwissenschaften) und dem Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg unterstützt.

  • Alexander Schulte: "Konstruktivistische Ansätze in der Koranhermeneutik und ihre Bedeutung für die Pluralität des Verstehens"

    Konstruktivistische Ansätze in der Koranhermeneutik sind in der islamwissenschaftlichen Literatur noch nicht aufgegriffen worden. Dies scheint seinen Grund in der Annahme zu haben, dass Konstruktivismus und Islam nicht miteinander zu vereinbaren sind. In der Tat ist mit der Annahme, dass alle Erkenntnis eine Konstruktion darstellt, der Gehalt und Absolutheitsanspruch theologisch-religiöser Wahrheiten infrage gestellt. Laut konstruktivistischen Ansätzen gibt es keine feststehende Wahrheit, während sich Religionen auf die Verkündigung von Wahrheit gründen, die nicht verhandelbar ist.

    Die geplante Dissertation nähert sich dem Phänomen des Konstruktivismus aber nicht von außen, also erkenntnistheoretisch, sondern aus dem Problembewusstsein der islamischen Tradition selbst, das ein genuin hermeneutisches ist. Dass Konstruktivismus in der Idee der Hermeneutik als solcher angelegt ist, ist eine Grundannahme der Dissertation und wurde von der Islamwissenschaft kaum beachtet. Der konstruktivistische Zugang zur Offenbarung besagt, idealtypisch ausgedrückt, dass sich die Bedeutung der Schrift erst im Verständnis desjenigen zeigt, der den Koran auf eine bestimmte Art und Weise versteht, dass der Rezipient also einen gestaltenden Anteil daran hat. Konsequenterweise bedeutet ein konstruktivistischer Zugang zur Offenbarung also eine Vielfalt von Möglichkeiten seiner Auslegung, die gleichwertig nebeneinander­stehen.

    Den klassischen Exegeten war das dialektische Verhältnis zwischen dem Koran und der gesellschaftlichen Wirklichkeit in unterschiedlicher Ausprägung bewusst, beispielsweise in der Unterteilung in mekkanische und medinensische Suren oder der Unterscheidung der Offenbarungsanlässe. Neben diesem Bewusstsein von der Historizität des Korans ist das von seiner Textualität weitreichender und folgenreicher für die Vielfalt und Lebendigkeit der Koranrezeption. Die These von der Erschaffenheit des Korans als Text, die von der Muʿtazila im 9. Jh. vertreten wurde, war ein paradigmatischer Schritt der Ablösung des Korans von seinem göttlichen Urheber, indem der Koran demnach nicht zu den ewigen Wesenseigenschaften Gottes, sondern zu seinen zeitbezogenen Handlungseigenschaften gehört. Damit entstand eine neue Idee in der islamischen Welt, die eine stärkere Betonung des Menschen neben die Bedeutung Gottes setzte.

    Die projektierte Dissertation befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, wie die konstruktivistischen Ansätze die islamische Theologie herausgefordert haben und inwiefern die islamische Theologie konstruktivistische Theorien aufnehmen kann und folgt dieser hermeneutischen Spur einer weniger einseitigen und direktiven als an die Menschen adressierten, sich an deren Lebenswelt orientierenden „Rede Gottes“, die von den Menschen verstanden werden soll. Damit ist der Mensch indirekt und konstruktiv an der Botschaft des Korans beteiligt. Entsprechend geht es in der islamischen Koranhermeneutik um die zentrale Frage, ob der Text auch leserunabhängig eine Bedeutung konstituiert oder der einzelne Rezipient des Korans an der Sinnkonstitution des Textes mitwirkt.

    Letztere Auffassung wird vor allem von dem ägyptischen Literatur- und Koranwissenschaftler Abu Zaid (1943-2010) vertreten. Demnach ist der Koran das Ergebnis eines ständigen kommunikativen Austausches mit den Menschen, an die er sich richtet. Hierin liegt der menschliche Anteil an der Entstehung und Interpretation der koranischen Texte, aber nicht nur der Texte, sondern auch der Kultur, die der Koran erzeugt

  • Mehmood Ali Khan, The Politics of cinema in Iran and Pakistan post-Islamisation”. [Finanziert durch den DAAD] (Seit März 2021)

  • Saadat Ahmed, „Islamische Wohlfahrt und Seelsorge für Muslimische Jugendliche in Deutschland. Eine Analyse existierender Konzepte und eine Anleitung für bedarfsgerechtes Handeln“. (Seit März 2021).

  • Tilmann Schreinemacher, „Inhalt und Komposition arabischer ʾAmālī-Werke. Welche Wissensgebiete beinhalten die Bücher, die als Aufzeichnungen von islamischen Diktatsitzungen gelten?“ (Seit Januar 2020) [Finanziert durch das MARA Stipendium der Universität Marburg].