10.12.2024 MECAM im Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit: Initiativen für Freiheit und akademische Integrität im Globalen Süden

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD) initiierten „Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit“ beteiligte sich das von der Philipps-Universität Marburg koordinierte Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) mit Sitz in Tunis mit einer großen Bandbreite an Projekten, die die Themen Freiheit und Ungleichheit aus der Perspektive des Globalen Südens thematisieren. Zu den Initiativen, über die MECAMs Akademischer Koordinator, Dr. Julius Dihstelhoff, auch in einem Interview mit dem BMBF berichtet, gehören Publikationen, eine Podcast-Reihe und eine vertiefte Kooperation mit dem Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) in Ghana. MECAM trug damit, wie Dihstelhoff betont, auf mehreren Wegen dazu bei, „das Thema Freiheit jenseits nationaler Grenzen zu betrachten und verstärkt die Perspektiven des Globalen Südens einzubringen. Dies bereichert den Diskurs enorm und förderte ein tieferes Verständnis für die Vielfalt der Freiheitsvorstellungen weltweit“.

 

1. MECAM Papers: Wissenschaftliche Perspektiven auf Freiheit im Maghreb und darüber hinaus

Die MECAM-Paper-Reihe ist ein zentrales Aushängeschild des Zentrums und bietet prägnante und fundierte Analysen der sozialen, kulturellen und politischen Realitäten des heutigen Maghreb. Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 widmeten sich AutorInnen hierbei verstärkt verschiedenen Facetten von Freiheit. Die Arbeiten, die in Arabisch, Englisch und Französisch veröffentlicht wurden, bieten tiefgehende Analysen von gesellschaftlichen und politischen Dynamiken, die die akademische Freiheit und soziale Rechte betreffen. Hervorzuheben sind dabei:

  •  Ilyas Saliba, Associate Fellow am Center for Research in Partnership with the Orient (CARPO): „Declining Academic Freedom in the Maghreb”
  • Sofien Jaballah, Université de Sfax: „Freedom and Subjection: Liberty in Islam through the Prism of Retreatist Salafism in Tunisia”
  • Tommaso Virgili: „LGBT Rights and Freedom of Conscience in Tunisia, between Islamic Norms and Individual Rights”
  • Julius Dihstelhoff und Imad Alsoos: „The Prioritization of the Concept of Freedom in Rachid Ghannouchi's Islamic Thought”
     

2. Podcast-Serie: "Beyond Boundaries"

Neben den Publikationen koordinierte MECAM im Rahmen des Wissenschaftsjahres eine transnationale Podcast-Serie mit dem Titel „Beyond Boundaries: Exploring Inequality and Freedom in the Global South“. In Zusammenarbeit mit den vier weiteren Merian-Zentren – CALAS (Mexiko), ICAS:MP (Indien), MECILA (Brasilien), MIASA (Ghana) – entstanden, behandelt die Serie Themen rund um Ungleichheit und Freiheit, speziell aus der Perspektive des Globalen Südens. Die Podcasts regen zu einem differenzierten Verständnis von Freiheit an und fördern den interdisziplinären Austausch über die Herausforderungen, denen Gesellschaften im Globalen Süden begegnen.

 

3. Bilaterale Kooperation zwischen MECAM und MIASA: Akademische Freiheit im Fokus

Gemeinsam mit dem Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) in Ghana beleuchtete MECAM den thematischen Schwerpunkt akademischer Freiheit. Hervorzuheben sind dabei zwei Initiativen:

  • Zum einen organisierten sie am 10. Oktober 2024 eine gemeinsame Veranstaltung in Accra: Expertinnen und Experten beider Merian-Zentren versammelten sich auf dem Legon-Campus der University of Ghana zu einem inspirierenden Roundtable zum Thema „Akademische Freiheit und Forschungsethik: Dynamiken in Ghana, Tunesien und Deutschland“. Die Veranstaltung bot eine Plattform für lebhafte Diskussionen zu zentralen Fragen der akademischen Praxis.
  • Zum anderen initiierten die Zentren eine thematische Kurzreihe auf dem renommierten Trafoblog: #AcademicFreedom zieht sich wie ein roter Faden durch die #MIASA.hypotheses, #MECAMseries und #TrafoAcademicFreedom und behandelt die zentrale Verbindung zwischen akademischer Freiheit, Forschungsethik und Wissensproduktion. Diese Miniserie erkundet die komplexen und oft umstrittenen Bereiche der akademischen Freiheit in verschiedenen regionalen und nationalen Kontexten und lädt zu einem intellektuellen Austausch durch Forschungsartikel, Berichte, Vorträge und Essays ein. Insgesamt fünf Artikel wurden hierbei bereits vorbereitet.

Zentrales Ziel der Wissenschaftsjahre ist es bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten, den Dialog mit der Öffentlichkeit zu Forschungsthemen zu fördern. Konkret sollen aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen sichtbarer und leichter zugänglich gemacht werden. Zudem sollen die Wissenschaftsjahre dazu beitragen, gesellschaftliche Debatten über ebendiese Entwicklungen zu befördern. Der Beitrag des MECAM, gemeinsam mit der Merian-Familie, besteht dabei darin, die im Globalen Norden vorherrschenden Konzepte von „Freiheit“ mit den komplexen sozioökonomischen und historischen Realitäten des Globalen Südens zu konfrontieren. Im Sinne des Ansatzes „Traveling Concepts“ soll der Blick aus dem Süden eine Erweiterung und Korrektur der methodologischen und theoretischen Selbstreflexion ermöglichen und dekoloniale Perspektiven stärken. Ziel ist es, epistemische Ungleichheiten abzubauen und eine kritischere und vielfältigere Wissenschaftslandschaft zu fördern. Dabei werden alternative Wissensformen und -praktiken, die aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten hervorgehen, anerkannt und in den wissenschaftlichen Diskurs integriert. 

Weiterführende Informationen: www.wissenschaftsjahr.de/2024/ 

MECAM ist ein Forschungszentrum für interdisziplinäre Forschung und akademischen Austausch mit Sitz in Tunis. MECAM fördert die Internationalisierung der Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften im gesamten Mittelmeerraum. Unter dem Leitthema "Imagining Futures -Dealing with Disparity" will MECAM die (Neu-)Verhandlung komplexer sozialer und politischer Bedingungen und Erwartungen, Normen und Vermächtnisse im Zuge des "Arabischen Frühlings" im Maghreb, im Nahen Osten, in Europa und darüber hinaus diskutieren. Der notwendige Hintergrund für diese Prozesse sind die Ungleichheiten und Ungleichheiten, die den Maghreb und seine Nachbarregionen trennen - sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

 MECAM ist eine gemeinsame Initiative von sieben deutschen und tunesischen Universitäten und Forschungseinrichtungen und wird vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Weiterführende Informationen: www.mecam.tn

     
 

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