31.01.2025 Nachruf auf Konstantin Simitis
Ein bedeutender Alumnus der Philipps-Universität Marburg (1936-2025)
Mit großer Trauer nimmt die Philipps-Universität Marburg und der Fachbereich Rechtswissenschaften Abschied von Prof. Dr. Konstantin Simitis, der am 5. Januar 2025 im Alter von 88 Jahren verstarb. Als einer der bedeutendsten griechischen Politiker seiner Zeit bleibt er nicht nur als ehemaliger Ministerpräsident (1996 - 2004), sondern auch als überzeugter Europäer und Reformer in Erinnerung.
Geboren am 23. Juni 1936 in Piräus, führte ihn sein akademischer Weg nach Marburg. Von 1954 bis 1959 absolvierte er sein gesamtes Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Philipps Universität, zusammen mit seinem älteren Bruder Spiros Simitis, der als renommierter Rechtswissenschaftler und Datenschutzexperte internationale Anerkennung fand und eine Professur in Frankfurt innehatte.
Konstantin Simitis ist mit einer von Rudolf Reinhardt betreuten und 1960 erschienen Dissertation „Gute Sitten und ordre publique. Ein kritischer Beitrag zur Anwendung des § 138 Abs. 1 BGB“ in Marburg promoviert worden, um anschließend sein Studium an der London School of Economics and Political Sciences (LSE) 1961 fortzuführen. Während der Militärdiktatur in Griechenland (1967 - 1974) engagierte sich Konstantin Simitis im Widerstand gegen das Obristenregime und lebte im Exil in Deutschland. 1971 habilitierte er sich an der Universität Konstanz. Von 1971 bis 1975 war er ordentlicher Professor für Handelsrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Gießen. Sein wissenschaftliches Interesse galt insbesondere Fragen des Zivilrechts und der Wirtschaftsordnung.
Nach dem Ende der Diktatur 1974 kehrte Simitis in seine Heimat zurück, 1977 übernahm er eine Professur für Handelsrecht an der Panteion Universität Athen. Er war Mitbegründer der sozialistischen Partei PASOK und übernahm verschiedene Ministerämter.
1996 wurde Simitis griechischer Ministerpräsident und setzte in seinen acht Amtsjahren bedeutende Reformen zur Modernisierung Griechenlands um. Sein politisches Wirken war stets geprägt von der Überzeugung, dass wirtschaftliche Stabilität, Rechtsstaatlichkeit und eine enge europäische Zusammenarbeit die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft Griechenlands seien.
Im Jahre 1997 ehrte der Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps Universität Marburg Simitis hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen und ausgezeichneten Verdienste um die Wissenschaft und verlieh ihm den Grad eines Doktors honoris causa.
Mit seinem Tod verliert die Philipps-Universität Marburg einen herausragenden Alumnus, der mit seinem akademischen und politischen Lebensweg eine Brücke zwischen Deutschland und Griechenland baute. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie sowie seinen Freunden und Weggefährten. Sein Vermächtnis wird in Marburg und weit darüber hinaus weiterleben.