Hauptinhalt

Kooperatives Verhalten in der Ökonomik: Theorie und experimentelle Evidenz

Zusammenfassung

Das Bild des Individuums in der neoklassischen Ökonomie ist der sogenannte Homo Oeconomicus. Er ist ausschließlich eigennutzorientiert und darüber hinaus vollständig rational, d.h., er wertet alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen perfekt aus, vergisst nie und macht nie Fehler. Dieses Bild wird dem Menschen offensichtlich nicht gerecht. Gleichwohl ist es bis heute das gängige Modell individuellen Verhaltens in den Wirtschaftswissenschaften.
Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen ist das individuell verzerrende Bild durchaus geeignet, das Verhalten von Gruppen von Menschen zu erklären. Insbesondere kann in einer solchen Gruppe auch ein Homo Oeconomicus durch geeignete Regeln zu kooperativem Verhalten angeregt werden. Beobachtetes kooperatives Verhalten steht also nicht grundsätzlich im Widerspruch zu den Modellannahmen.
Zum anderen zeigen zwar experimentbasierte Studien, dass Menschen durchaus anderen Zielen als der Eigennutzmaximierung folgen können. Eine Formulierung dieser Ziele in allgemeiner Form ist aber bisher nicht gelungen. Der Homo Oeconomicus wartet also noch auf seine Ersetzung und dient bis dahin als nicht perfektes Modell – das bei geeigneter Modellierung dennoch zum Erkenntnisgewinn beitragen kann.

Zum gesamten Buch Anthropologie in Antike und Gegenwart: Biologische und philosophische Entwürfe vom Menschen.