03.05.2023 24.05.2023, 18 Uhr s.t.: Der Jüdischer Frauenbund in Deutschland von 1904 - 1938
Vortrag aus der Reihe "Religion am Mittwoch"
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es einen Gründungsboom von Frauenvereinen – auch konfessioneller Art. Innerhalb des Judentums wurden zahlreiche Frauenvereine zur Betreuung von Kranken und Armen gegründet, so z. B. der "Israelitische Frauenverein".
Als die evangelischen Frauen 1899 und die Katholikinnen 1903 jeweils ihren "Bund" gegründet hatten, folgte im Jahr 1904 die Gründung des "Jüdischen Frauenbundes" (JFB) durch Bertha Pappenheim und Sidonie Werner während der Internationalen Frauenkonferenz in Berlin. Die Forderung der Frauenbewegung sollten mit der jüdischen Wohltätigkeit verbunden werden, die traditionell im Judentum einen hohen Stellenwert hat. Während des 1. Weltkriegs startete Bertha Pappenheim einen Aufruf zur Zentralisierung der jüdischen Armenpflege und 1917 wurde auf ihre Initiative die "Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (ZWST) gegründet.
Die Mitglieder des JFB waren in zahlreichen Ortsgruppen und Vereinen organisiert. Sie waren in verschiedenen Feldern der damaligen Wohlfahrtspflege tätig, so z. B. in der Jugendfürsorge und in der beruflichen Förderung. Die ehrenamtlich arbeitenden Frauen sahen sich als Teil der allgemeinen Frauenbewegung und kämpften innerhalb der jüdischen Gemeinden um das Frauenwahlrecht. 1928 hatte der JFB 50.000 Mitglieder und war damit die größte Frauenorganisation innerhalb des "Bundes deutscher Frauenvereine". Nach den Novemberpogromen von 1938 befahl die nationalsozialistische Regierung die Auflösung des Verbandes.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der JFB in Frankfurt neu gegründet. Seit 1989 stiegen die Mitgliederzahlen durch die jüdische Einwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion wieder an. Im Jahr 2004 feierte der JFB sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt.
Im Vortrag werden Aktivitäten des JFB aus den verschiedenen historischen Epochen vorgestellt. Der Vortrag findet sowohl in Präsenz als auch online statt.
Vortragende: Marlies Segschneider
Termin: Mittwoch, 24.05.2023, 18 Uhr s.t.
Ort: 35037 Marburg, Religionskundliche Sammlung, Landgraf-Philipp-Str. 4, 1. OG
Link zum RelaMi-Programm des Semesters
Veranstalter: Philipps-Universität Marburg, Religionswissenschaft und Religionskundliche Sammlung, Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V. (ReMiD)