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Islamische Creative Cities? Neue Museen und kreativpolitische Strategien in der Golfregion
Danijel Cubelic (Heidelberg)
Zum vorletzten Mal in diesem Semester, am Mittwoch den 14. Juni 2017, lud die Veranstaltungsreihe Religion am Mittwoch Interessierte in die Religionskundliche Sammlung ein. Eingeleitet durch Konstanze Runge, die mit den Zuhörenden die Gebetstücher der Hazara (einer ethnischen Gruppe aus Afghanistan) betrachtete, referierte Danijel Cubelic, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Heidelberg zum Thema: „Islamische Creative Cities? Neue Museen und kreativpolitische Strategien in der Golfregion“. Mittelpunkt seines mitreißenden Vortrags bildeten Beobachtungen zu den Bemühungen um eine neue islamisch-arabische Identität und in diesem Zusammenhang auch zur Gegenwartskunst in der Golfregion. Zunächst zeigte der Vortragende anhand von Fotografien eindringlich den Verlust kulturellen Gutes auf, der der islamischen Welt in den vergangenen Jahren durch Bürgerkrieg, Terror und Besatzung wiederfahren ist. Die Epoche in der wir leben, betonte Cubelic eindringlich, sei eine Epoche der Bedrohung des kulturellen Erbes der islamisch-arabischen Welt.
Menschen, darunter auch viele Künstler_innen, aus diesen durch Krieg und Terror gezeichneten Regionen, suchen seit Jahren Zuflucht im Exil. War ihr Zufluchtsort vor einigen Jahren noch die USA oder Europa, orientieren sie sich heute mehr und mehr Richtung Golfregion. Die Bevölkerung dieser Region wird somit zunehmend durch Migration geprägt. So veranschaulichte Cubelic, seien beispielsweise lediglich zwölf Prozent der Einwohner_innen Qatars dort geboren und achtundachtzig Prozent aus arabischen Ländern oder Südasien migriert.
Unter diesen Voraussetzungen und einem Blick in die Zukunft, einer Existenz neben dem Ölreichtum, sucht die Golfregion ein neues altes kulturelles Gesicht. Neben kulturellen Teilbereichen wie Sport (Fußballweltmeisterschaft), die Tourismusbranche und wissenschaftlicher Bildung konzentriert sich die Region vor allem auf die Ausbildung junger Menschen in der Gegenwartskunst. Die Regierungen der unterschiedlichen Länder animieren hierzu beispielsweise durch ein museumspädagogisches Angebot. Es entstehen so genannte Heritage Villages, in denen Besucher_innen durch klassische, aber vor allem durch Gegenwartskunst, dieses kulturelle Erbe vermittelt wird. Die Schöpfer_innen dieser Kunst sollen passend zur neuen kulturellen Identität eine eigene gegenwartsbezogene Kunstsprache entwickeln. Eine, wie Cubelic sagt, islamische Stimme für den künstlerischen Ausdruck, die dann wiederum einer globalen Welt angeboten werden kann. Die Golfregion will neues Zentrum einer pan-islamischen und pan-arabischen Welt darstellen. Das Motto lautet also nicht nur Ort eines kulturellen Erbes zu sein, sondern auch einer Zukunft.
Paulina Rinne und Alisha Meininghaus