Hauptinhalt
Schwerpunkt Konfliktanthropologie
Beschreibung
Konfliktanthropologie ist ein Arbeitsbereich der Sozial- und Kulturanthropologie, der seit den 1980er Jahren an Bedeutung in der Disziplin gewinnt. Obwohl in dieser Zeit eine größere Auseinandersetzung mit Konflikten in allen sozialwissenschaftlichen Fächern zu beobachten ist - so beginnt sich die Friedens- und Konfliktforschung als neue Disziplin zu etablieren - hat die Konfliktanthropologie spezifische Vorläufer in der eigenen Fachgeschichte. Hierzu zählen Politische Anthropologie, Rechtsanthropologie und anthropologische Kriegs- und Gewalt-Forschung, die gegenwärtige Perspektiven der Konfliktanthropologie prägen.
Konfliktanthropologie betrachtet Konflikte als Teil gesellschaftlicher Prozesse, die eingebettet in sozio-kulturelle Dynamiken sind. Ohne einen normativen Anspruch zu formulieren, hat die Konfliktanthropologie zum Ziel, kulturelle Kodierungen, soziale Bedeutungen und gesellschaftliche Transformations-Potentiale von Konflikten zu beschreiben und zu verstehen. Als Wissenschaft, die sich traditionell mit dem kulturell Fremden beschäftigt, ist sie prädestiniert die sozio-kulturelle Dimension von Konflikten, Gewalt und sozialen Differenzen, sei es in Gestalt ethnischer, nationalistischer oder religiöser Fremd- und Selbstzuschreibungen zu erfassen.
Mit ihrer charakteristischen Perspektive auf die Mikroebene von Konflikten, in deren Zentrum Menschen sowie ihre Vorstellungen und Praktiken stehen, macht Konfliktanthropologie soziale Phänomene sichtbar, die aus einer rein etischen Makro-Perspektive nicht in den Blick kommen. So thematisieren Forschungen am Fachgebiet Kultur und Sozialanthropologie u.a. folgende Phänomene: autonome, lokale oder indigene Strategien und Praktiken der Konfliktvermeidung, -austragung und -beilegung; Handlungsmöglichkeiten vermeintlich machtloser Gruppen in Form sozialer Proteste oder Widerstand; Friktionen die aus translokalen Prozessen zwischen globalen und nationalen Normen und lokalen Praktiken und ihre sozio-kulturellen Ausdrucksformen resultieren. Dazu gehört die Analyse von Transitional Justice Prozessen und den Folgen der Wars on Terror or Drugs ebenso, wie die Analyse von symbolisch-populärkulturellen Ausdrucksformen von Gewalt.
Mitarbeiter*innen
Forschungsprojekte
- Konkurrierende (Un)Sicherheiten - Friktionen der Gewalttransformation und Friedensbildung im kolumbianischen Friedensprozes.
- Ziviler Widerstand zwischen kollektivem Selbstschutz und lokaler Befriedung - Friedensgemeinden in den Gewaltkonflikten Kolumbiens und Guatemalas.
- Regenwaldzerstörung in Regionen peripherer Staatlichkeit: Umweltbeziehungen, Machtkonfigurationen und Handlungsstrategien lokaler Akteure in Amazonien.
- Revitalisation of Traditional Law in Georgia.