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Forschung

Das Fachgebiet Politische Theorie und Ideengeschichte vertritt eine kritische Demokratiewissenschaft, die die gesellschaftlichen Bedingungen von Demokratie analysiert und mit normativen Aussagen kombiniert. Hierbei stehen die Konzepte der Volkssouveränität, der sozialen Demokratie und der transnationalen Demokratie im Mittelpunkt. 

 Im Rahmen der Heisenberg-Professur werden die Grundlagen einer „Politischen Theorie nachkolonialer Bürgerschaft“ erforscht. Diese Theorie wird in drei Schritten entwickelt: (1) Analyse der Prägung der Demokratietheorie durch koloniale Denk- und Abwertungsmuster, (2) Bestimmung der Möglichkeit der Überwindung des Kolonialismus durch kosmopolitische Weltbürgerrechte und (3) Untersuchung der antikolonialen Potentiale und souveränitätstheoretischen Grenzen indigener Bürgerschaft.

Zusammen mit Dirk Jörke, David Salomon, Annika D’Avis und Jan Meyer wurde 2020-2023 an der TU Darmstadt das von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Projekt „Der Blick nach unten. Soziale Konflikte in der Ideengeschichte der Demokratie“ durchgeführt. Einblicke dazu finden sich unter www.demokratiekonflikte.de

Darüber hinaus wird am Arbeitsbereich zu den Bedingungen internationaler Friedensordnungen am Beispiel Immanuel Kants und zu antikolonialen Souveränitätskämpfen geforscht.    

Heisenberg-Projekt „Politische Theorie nachkolonialer Bürgerschaft“

 Wie haben koloniale Wahrnehmungsmuster Begriffe der Staats- und Demokratietheorie geprägt? Wie lässt sich Politische Theorie dekolonialisieren?

Die Begriffe „Naturzustand“ und „Barbarei“ bilden in der Staatstheorie einen Zusammenhang von Staatsbegründung und Staatskritik: Während der nicht-staatliche Zustand von der politischen Philosophie als „Naturzustand“ beschrieben und indigenen Völkern nachgesagt wurde, ist die „Barbarei“ ein Begriff der Kritik von Gewalt, im Kontext kritischer Ansätze auch besonders von staatlicher Gewalt. Ich habe analysiert, inwiefern diese Begriffe auf koloniale Wahrnehmungsmuster zurückgreifen und welche Folgen dies für eine kritische Staatstheorie hat.

In dem darauf aufbauenden Heisenberg-Projekt stelle ich die Frage, wie diese Vorstellungen und kolonialen Wahrnehmungsmuster auch für die Demokratietheorie relevant sind und wie sie überwunden werden können. Hierbei geht es mir vorrangig um drei Bereiche:

  • Die Prägung der Demokratietheorie durch Abwertungsmuster, die im Gegensatz von „Zivilisation und Barbarei“ aufgehoben sind. (Tocqueville und Mill)

  • Die Potentiale kosmopolitischer Bürgerschaft zur Überwindung einer nationalstaatlich geschlossenen Bürgerschaft und (post)kolonialer weltgesellschaftlicher Asymmetrien. (Kant und Humboldt)

  • Den Potentialen und Grenzen hybrider Formen indigener Bürgerschaft zur Überwindung (post)kolonialer Ausschließungen. (Métis in Kanada)