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DFG-Forschungsprojekt: ‚Not in my Parliament‘
Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag aus intersektionaler Perspektive
Im politischen Feld wird Belästigung von Politikerinnen und Parlamentsmitarbeiter*innen zunehmend als Problem erkannt, wie die 2018 vom Präsidium der Parlamentarischen Versammlung des Europarats initiierte Kampagne #NotInMyParliament und ein Report für die UN-Vollversammlung zeigen. Bisher wurde dies aber nicht systematisch untersucht. Auch fehlen vergleichbare Studien zu männlichen Politikern.
Das Forschungsprojekt will anhand einer Analyse von Gewalt und Geschlecht im Deutschen Bundestag dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen, vermeidet aber eine Vorfestlegung auf Frauen als Opfer und Männer als Täter. Vielmehr wird körperliche, sexuelle und psychische personale Gewalt gegen jedes Geschlecht analysiert. Denn einerseits hat Gewalt kein Geschlecht. In dem Projekt werden Verletzungsoffenheit und Verletzungsmacht als anthropologische Konstanten betrachtet. Andererseits sind das Verständnis und die Legitimität von Gewalt sozial, normativ und damit historisch-kulturell konstituiert und damit durch Bezug zu kulturellen Bedeutungen und Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit vergeschlechtlicht. Aus diesem Grund sind Verletzungsoffenheit und Verletzungsmacht entlang der hierarchischen Geschlechterordnung strukturell ungleich verteilt.
Übergreifendes Ziel des Projekts ist, Gewalt in politischen Institutionen systematisch mit einem quantitativen und qualitativen Methodenmix zu untersuchen und die demokratietheoretischen Implikationen zu reflektieren. Dies beinhaltet die Prävalenz von Gewalt gegen Politiker*innen sowie sozialstrukturelle oder politisch-inhaltliche Merkmale der Betroffenen zu erheben, Schwerpunkte und Erscheinungsformen des Phänomens zu identifizieren, die Wahrnehmung und Reaktionen zu analysieren und Folgen für die politische Partizipation beziehungsweise auf demokratische Aushandlungsprozesse zu diskutieren.
Hier finden Sie weitere Informationen über geschlechtsbasierte Gewalt gegen Politikerinnen
DFG Research Project: 'Not in my Parliament'
Violence and Gender in the German Bundestag from an intersectional perspective
In the political field, harassment of female politicians and parliamentary staff is increasingly recognized as a problem, as shown by the #NotInMyParliament campaign initiated in 2018 by the Bureau of the Parliamentary Assembly of the Council of Europe and a report for the UN General Assembly. To date, however, this has not been systematically studied. There is also a lack of comparable studies on male politicians.
Based on an analysis of violence and gender in the German Bundestag, the research project aims to contribute to closing this research gap, but rather than assuming a pre-determined allocation of harassment regarding a specific gender, this project concerns itself with the analysis of physical, sexual and psychological personal violence against any gender. Especially considering, violence has no gender. In this project, vulnerability and vulnerability power are considered anthropological constants. However, the understanding and legitimacy of violence are socially, normatively, and hence historically-culturally constituted and therefore gendered by reference to cultural meanings and attributions of masculinity and femininity. Thus, vulnerability and power to violate are structurally unequally distributed along the hierarchical gender order.
The overarching goal of the project is to systematically investigate violence in political institutions using a quantitative and qualitative mix of methods and to reflect on the implications for democratic theory. This includes assessing the prevalence of violence against politicians as well as the socio-structural and political content-related characteristics of those affected, identifying focal points and manifestations of the phenomenon, analyzing perceptions and reactions, and discussing consequences for political participation and democratic negotiation processes.
Projektlaufzeit/duration: 2023 – 2026
Projektförderung/funding: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kontakt/contact: nimp@staff.uni-marburg.de