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Seminar „Anatomy of an Epidemic"
In dem Seminar wurde gemeinsam das Buch „Anatomy of an Epidemic“ gelesen, das sehr umfangreich die Evidenz zur psychopharmakologischen Behandlung psychischer Störungen aufarbeitet. Dabei zeigt sich, dass für kein Präparat (Anti-Depressivum, -Neuroleptikum, -Anxiolytikum, Psychostimulanzien) bisher der Wirkmechanismus in einer Studie gezeigt werden konnte, und dass für kein Präparat die langfristige Wirksamkeit nachgewiesen werden kann, sondern sich im Längsschnitt in hohem Maße negative Wirkungen einer Psychopharamkotherapie zeigen. Da dieses Buch bislang nur auf Englisch vorliegt, ist das Wissen um diese Befunde in Deutschland noch gering. Ziel des Seminares war es, das Buch gemeinsam zu lesen, durchzuarbeiten, um aktuelle Evidenz zu ergänzen und das Buch zu übersetzen. Dies haben Studierende der Psychologie der Philipps-Universität im Wintersemester 2022/23 unter Leitung von Prof. Dr. Hanna Christiansen gemacht und die deutsche Ausgabe wird durch den Kohlhammerverlag in 2023 veröffentlicht werden.
Studierende haben in Kleingruppen die einzelnen Kapitel zusammengefasst, um die aktuelle Evidenz ergänzet und übersetzt. Die Zusammenfassung der einzelnen Kapitel ergänzt um die aktuelle Evidenz liegen als Power Point Folien vor und werden im Sinne von Open Science und der Wissenschaftskommunikation auf der Website der Universität zur Verfügung gestellt werden, um darüber auch langfristig in einen Dialog mit Betroffenen, Angehörigen und der interessierten Öffentlichkeit treten zu können.
Zum Abschluss des Seminars am 9. Februar 2023 konnten wir Robert Whitaker für einen Vortrag gewinnen. In diesem Vortrag sprach er über „Psychiatry Under the Influence: Institutional Corruption, Social Injury and Prescriptions for Reform“. Im Vortrag stellt er, dass seit den 1980er Jahren dominierende und von der American Psychiatric Association (APA) vorangetriebene Krankheitsmodell zur Kategorisierung und Behandlung psychischer Störungen vor. Dieses Modell begünstigte sowohl die Interessen der APA wie auch die finanziellen Ziele pharmazeutischer Firmen. Letztere finanzierten in der Folge nicht nur substantiell die APA, sondern auch psychiatrische Forschung in den USA und weltweit. „Das verbreitete Narrativ eines aus dem biologischen Gleichgewicht geratenen Gehirns wurde bislang in keiner wissenschaftlichen Studie nachgewiesen, von der Öffentlichkeit aber breit akzeptiert und geglaubt – mit enormen gesellschaftlichen Folgen und einem damit einhergehenden Anstieg psychischer Störungen weltweit“, so Robert Whitaker.
Hier kommen Sie zum Vortrag und der anschließenden Diskussion.
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