Hauptinhalt

Lehrkonzept

Wintersemester 2024/25:

Einführung in das Neue Testament [extern Marvin]

Exkursion und Workshop „Judenfeindliche Exegese“, Eisenach, Lutherhaus: Ausstellung „Erforschung und Beseitigung: Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“ [extern Marvin]

Forschungskolloquium Neues Testament [extern Marvin]

Graeca: Griechische Lektüre von Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon [extern Marvin]

Theologie des Neuen Testaments III: Das Johannesevangelium [extern Marvin] verbunden zu einem Aufbaumodul bzw. Vertiefungsmodul NT mit dem Seminar von PD Dr. Guido Baltes, Judenfeindliche Stereotype in der neutestamentlichen Exegese der Neuzeit [extern Marvin].

Lehrkonzept oder Advance Organizer zur Theologie des Neuen Testaments I–III

1. Der Lehr-Lernprozess in der Theologie des Neuen Testaments

1.1 Ausgangspunkt: Wie ist ihr Wissensstand im Neuen Testament?

Sie haben bereits einiges zum Neuen Testament gelernt. Sie kennen Inhalt und Aufbau der Schriften des Neuen Testaments nach Kapitel und Versgruppen geordnet (Bibelkunde). Sie sind informiert über die Abfassungsverhältnisse der neutestamentlichen Schriften (Einleitung). Sie haben einige Methoden der Exegese kennen gelernt und eine exegetische Hausarbeit zu einem bestimmten und begrenzten alttestamentlichen oder neutestamentlichen Text geschrieben (exeget. Methoden).

1.2 Der nächste Schritt: Nun werden sie in ihrer theologischen Entwicklung den nächsten Schritt gehen und sich die Theologie des Neuen Testaments als Gedankenwelt der neutestamentlichen Texte und Autoren und erarbeiten.

 Bibelkunde des Neuen Testaments + Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments + Methoden neutestamentlicher Exegese

WS24/25 Lisa Sunnus, Bibelkunde des Neuen Testaments [extern Marvin]

WS 24/25 Lisa Sunnus, Einführung in das Neue Testament (=Methoden neutestamentlicher Exegese) [extern Marvin]

WS 24/25 Lukas Bormann, Einführung in das Neue Testament (=Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments) [extern Marvin]

Theologie des Neuen Testaments

1.3 Ziel: Die Lehr-Lerninhalte der Theologie des Neuen Testaments erschließen durch Verstehen die historische Wirklichkeit und die theologischen Anliegen der neutestamentlichen Schriften (Hermeneutik). Sie transformieren sie durch Interpretation zu gegenwärtigen theologischen Einsichten, die dem Evangelium gemäß (εὐαγγελικῶς) sind.

2. Die inhaltliche Struktur

2.1 Verstehen vollzieht sich im hermeneutischen Zirkel von Teil und Ganzem, Vorverständnis und Begegnung mit dem Verständnis der Texte, Gegenwart und Vergangenheit, fremdem Horizont und eigenem Horizont als „Horizontverschmelzung“ (H.G. Gadamer)

2.2 Interpretation greift die Aussagen des Textes auf und thematisiert sie auf eine Weise, die sie zu dem Evangelium gemäßen Gesprächsangeboten an die gegenwärtige Interpretationsgemeinschaft werden lässt.

2.3 Die theologische Exegese erfasst das Verhältnis von Gott – Mensch – Welt in den neutestamentlichen Texten, erschließt es verstehend, interpretiert und kommuniziert es mit Blick auf die Gegenwart so, dass es zum Teil eines dem Evangelium gemäßen christlichen Selbstverständnisses werden kann.

Definition: Ev. Theologie ist „eine Theologie, die dem Evangelium gemäß (εὐαγγελικῶς) verfährt, ihre Einsichten, Lehren, Erwägungen und Überlegungen also am biblisch bezeugten Evangelium als kritischer Instanz theologischen Denkens orientiert.“ (I.U. Dalferth).

3. Die neutestamentlichen Theologien in ihren Hauptzeugen, Schlüsselbegriffen und Ergebnissen

30 n. Chr., Theologie Jesu: Der jüdische Mensch angesichts der Präsenz und des Kommens des Reiches Gottes (βασιλεία τοῦ ϑεοῦ; gr. basileia tou theou).

 

Christologische Transformation der jesuanischen Verkündigung durch Kreuz, Auferstehung und Erscheinungen des Auferstandenen

48–56 n. Chr., Theologie des Paulus: Der jüdische und nichtjüdische Mensch als Sünder vor Gott und als durch die glaubende Teilhabe an Kreuz und Auferstehung Christi Gerechtfertigter.

 

69/70 n. Chr., Theologie des Markus: Die geheimen Epiphanien des Menschensohns Jesus Christus erweisen ihn als Sohn Gottes (Messiasgeheimnis) zu seinen Lebzeiten. Sein Leiden kündigt die Leidensnachfolge der Gemeinde und seine Wiederkunft (Parusie) als endzeitlicher Menschensohn zur Rettung der Auserwählten vor dem Zorn Gottes an.

80 n. Chr., Theologie des Matthäus: Die Lehre der Torah von der besseren Gerechtigkeit durch Jesus den Messias und Sohn Gottes ermöglicht barmherziges Liebeshandeln und Rettung vor dem Gericht.

90 n. Chr., Theologie des Johannes: Der vom Vater gesandte Sohn war als präexistenter Christus bei Gott und wirkte an der gesamten Schöpfung mit, der er sich als Licht, Leben und Wahrheit offenbart hat, um die Seinen zu sammeln und sie in die Liebe zwischen Vater und Sohn miteinzubeziehen.

105 n. Chr., Theologie des Lukas: Der Heilsplan Gottes mit seinem Volk Israel hat in der Auferstehung Jesu, dem Sohn Davids und Sohn Gottes, ihr Ziel erreicht und wird von dort als evangeliumsgemäße Verkündigung von Umkehr und Sündenvergebung in die ganze Welt verbreitet.

Dieses Wissen wird in drei Hauptvorlesungen zur Theologie des Neuen Testaments kritisch erarbeitet:

Theologie des Neuen Testaments I: Jesus und die Synoptiker (WS 25/26)

Theologie des Neuen Testaments II: Paulus und die Paulustradition (Sommer 25)

Theologie des Neuen Testaments III: Johannes (WS 24/25)

 Die Vorlesungen werden im Aufbau- und Vertiefungsmodul ergänzt durch thematisch verbundene neutestamentliche Seminare.

Schnittstelle zur Homiletik: Die Theologie des Neuen Testaments erschließt den Sinnhorizont der einzelnen neutestamentlicher Texte und macht deren Anliegen durch Verstehen und Interpretation zu gegenwärtigen Gesprächspartnern für eine dem Evangelium gemäße Verkündigung. Am Übergang zur homiletischen Praxis steht eine exegetisch-theologische (Predigt-)meditation.

Literatur

Bormann, Lukas: Theologie des Neuen Testaments. Grundlinien und wichtigste Ergebnisse der internationalen Forschung, Göttingen 2017.

Dalferth, Ingolf U.: Evangelische Theologie als Interpretationspraxis. Eine systematische Orientierung, Leipzig 2004.

Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Gesammelte Werke Bd. 2., Hermeneutik, Tübingen 1999.