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Die römische Neustadt von Berytus. Archäologie einer römischen colonia in der Levante

Beirut: Carceres, Thermen und Theater
BEY 155 & 141
Foto: Jesper Wangen

Beirut / Libanon

Deutscher Akademischer Austauschdienst https://www.daad.de/
Deutsche Forschungsgemeinschaft http://www.dfg.de/
Gerda Henkel Stiftung https://www.gerda-henkel-stiftung.de/

 

Förderung: DFG, Gerda-Henkel-Stiftung, DAAD

Projektleiter: Prof. Dr. Winfried Held (Marburg)
Kooperationspartnerin: Prof. Dr. Hélène Sader (Beirut)

Projektmitarbeiter Philipps-Universität Marburg:
Dr. Hans Curvers
Dipl.-Ing. Christine Wilkening-Aumann (Architektur)
Christoph Lehnert MA (Stratigraphie)
Nathan Klug Duran (Stud. Hilfskraft)
Julia Weber (Stud. Hilfskraft)

Amerikanische Universität Beirut Logo
Projektmitarbeiter American University of Beirut:
Dr. Jack Nurpetlian (Münzen, Lampen)
Hisham Sayegh (Areale BEY 172, BEY 177, BEY 193 und BEY 194)
Nathan Azar (Keramik)
Fadia Abou Saleh (Keramik)

Kooperationspartner:
Prof. Dr. Helga Seeden (American University of Beirut)
Prof. Dr. Paul Reynolds (Universität Barcelona)

Weitere Projektbeteiligte:
Jesper Wangen (Stratigraphie, Eisenzeit)
Dr. Gerhard Jöhrens (Amphorenstempel)
Dr. Ulrich-Walter Gans (Bauornamentik)

 

Berytus, eine der alten phönikischen Städte, stand in späthellenistischer Zeit unter dem Einfluss der benachbarten Kleinkönigreiche der Ituräer und Iudaea, die mit der Eroberung Pompeius‘ 64 v. Chr. zu römischen Klientelkönigtümern wurden. 15 v. Chr. wurde Berytus zur colonia erhoben, in der sich Veteranen zweier römischer Legionen ansiedelten. Zur ihrem Territorium gehörte die bis 24 v. Chr. von den Ituräern beherrschte Bekaa-Ebene. Berytus war eine in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliche colonia: Es war zunächst die einzige colonia in der Levante, hatte ein gewaltiges Territorium, und war zudem der Sonderfall der Gründung einer colonia in einer bestehenden Stadt. Im Focus des Projekts stehen die kulturellen Prozesse, die mit der Gründung der colonia einhergingen, insbesondere die Frage nach der materiellen Kultur der alten und neuen Bewohner von Berytus, ihrer wechselseitigen kulturellen Abgrenzung oder Angleichung sowie dem Einfluss der benachbarten Klientelkönigtümer. Für die folgenden Jahrhunderte der römischen Kaiserzeit soll untersucht werden, inwiefern sich der kulturelle Sonderstatus von Berytus perpetuiert; Indizien dafür sind die Bevorzugung der lateinischen Sprache sowie die Rechtsschule von Berytus.

Späteisenzeitliches und hellenistisches Gebäude BEY 155
Foto: Jesper Wangen

Zur Beantwortung dieser Fragen wird die römische Neustadt von Berytus, die mit der Gründung der colonia entstand, untersucht. Dazu steht dem Projekt die gesamte Dokumentation des BCD Archaeology Project zur Verfügung. Sie umfasst einen Großteil der seit 1993 in der Altstadt von Beirut unternommenen Rettungsgrabungen, in denen mehr als die Hälfte der antiken Stadt freigelegt worden ist. Die geplanten Arbeiten konzentrieren sich auf die Befunde im westlichen Viertel Wadi Abu Jmil, in dem der Hippodrom, das Theater, eine Therme und Wohnhäuser ausgegraben worden sind. Die bisherigen Ergebnisse lassen auf eine zuvor nicht erkannte augusteische Bauphase des Hippodroms schließen, die eine enge Verbindung mit dem Hippodrom von Caesarea Maritima aufweist und auf ein herodianisches Engagement in der neu gegründeten colonia hinweist. Darüber hinaus werden einzelne Objektgattungen bearbeitet, darunter die Lampen, Bleifigurinen und Mosaiken.

Das Projekt begann 2012 mit einer dreijährigen Förderung durch die DFG; weitere Forschungen ermöglichte die Unterstützung kleinerer Projekte durch die Gerda-Henkel-Stiftung sowie den DAAD. Seit 2022 wird das Projekt erneut von der DFG gefördert. Grundlage des Projekts ist die libanesisch-deutsche Zusammenarbeit der American University of Beirut und der Philipps-Universität Marburg.

Abschlussarbeiten:

  • Helen Reinhardt, Glas aus Beirut. Die Glasfunde aus der römischen Therme in BEY 178
    (Masterarbeit, Marburg 2014)

  • Hassan El-Hajj, Urban Architecture in Ancient Berytus: An Architectural and Geospatial Analysis of Martyr’s Square
    (Diss. Marburg 2022, gefördert durch ein DAAD-Stipendium)

 

Literatur:

  • H. H. Curvers – U.-W. Gans – W. Held – Z. Kotitsa – J. Nurpetlian – J. Wangen – Ch. Wilkening-Aumann, Der Hippodrom von Berytos. Vorbericht über die Ergebnisse der Arbeiten 2012 bis 2015, MarbWPr 2015/16, 147–217

  • H. H. Curvers – B. Stuart, Beirut Archaeological Heritage Management (1993-2015): A Metaphor of Text and Theater, Berytus 55, 2016, 263–291

  • H. H. Curvers – U.-W. Gans – W. Held – Z. Kotitsa – J. Nurpetlian – J. Wangen, The Hippodrome of Berytos. Preliminary Report, Bulletin d’Archéologie et d’Architecture Libanaises (BAAL) 17, 2017, 7–78

  • H. H. Curvers, Achaemenid to Hellenistic Period Transition at Tell Umm el-Marra (Syria) and Beirut (Lebanon), in: W. Held (Hrsg.), The Transition from the Achaemenid to the Hellenistic Period in the Levant, Cyprus, and Cilicia: Cultural Interruption or Continuity?, Symposion at Philipps-Universität Marburg, October 12–15, 2017, Marburger Beiträge zur Archäologie 6 (Marburg 2020) 41–50

  • H. el-Hajj, The Beirut Central Downtown Excavation: A Roman Building in BEY-109, in: Broadening Horizons, Conference Berlin 2019 (im Druck)

  • H. el-Hajj, Shops in Ancient Berytus: New Data from Old Excavations, Bulletin d’Archéologie et d’Architecture Libanaises (BAAL) (im Druck)

  • W. Held – Z. Kotitsa, The Marburg BERYTOS Project: A New Approach to the Study of Ancient Beirut's Archaeology, Berytus 56, 2016, 137–148

  • G. Jöhrens, Stamped Amphora Handles from Beirut, BAAL 19, 2019 (im Druck)

  • Z. Kotitsa, From Macedonia to the Levant? Two spool saltcellars in the AUB Museum, Berytus 55, 2016, 251–262

  • Z. Kotitsa – Chr. Römer-Strehl, Spool Saltcellars in Egypt, Cyrenaica and the Near East: Where, when and why, in: A. Peignard-Giros (Hrsg.), Daily Life In A Cosmopolitan World, IARPotHP 2 (Wien 2019) 469–484

  • J. Nurpetlian, The Coin Finds from the Roman Theater of Beirut, Berytus 55, 2016, 213–227

  • J. Nurpetlian, Two Sides of the Same Coin or Two Sides to Every Coin? A Look at Mass Media and Cultural Identity in Persian and Hellenistic Period Phoenicia, in: W. Held (Hrsg.), The Transition from the Achaemenid to the Hellenistic Period in the Levant, Cyprus, and Cilicia: Cultural Interruption or Continuity?, Symposion at Philipps-Universität Marburg, October 12–15, 2017, Marburger Beiträge zur Archäologie 6 (Marburg 2020) 99–106

  • J. Nurpetlian, Ancient Coins from Central Beirut, with a contribution by Georges Abou Diwan, Felix Berytus 2 (Marburg, im Druck)

  • H. Reinhardt, Almost 2000 Years of Glass. The Glass Findings from a Roman Bath in Beirut (BEY 178), BAAL 19, 2019 (im Druck)

  • H. Reinhardt, Glas aus Beirut. Die Glasfunde aus der römischen Therme in BEY 178, Felix Berytus 1 (Marburg 2019)

  • J. Wangen, A Late Iron Age Area at the Wadi Abu Jmil in Beirut. New Observations by Buildings, Stratigraphy and Finds, in: W. Held (Hrsg.), The Transition from the Achaemenid to the Hellenistic Period in the Levant, Cyprus, and Cilicia: Cultural Interruption or Continuity?, Symposion at Philipps-Universität Marburg, October 12–15, 2017, Marburger Beiträge zur Archäologie 6 (Marburg 2020) 51–64