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Decolonize Teacher Education?! Seminar und Exkursion im Sommersemester 2022

Das Sommersemester 2022 wurde in der Geschichtsdidaktik und in der Didaktik der politischen Bildung in Marburg gemeinsam unter folgendes Thema gestellt: "Decolonize Teacher Education?! - Zur Rolle postkolonialer Theorieansätze im Rahmen historisch-politischer Bildung" Neben dem Seminar und der Exkursion wurden auch eine Summer School und Schreibwerkstatt angeboten.

Die Geschichte der komplexen Entanglements und gegenwärtiger Globalisierungsphänomene müssen herrschaftskritisch (und somit auch rassismuskritisch und postkolonial) analysiert werden. Perspektiven der Postcolonial Studies sind daher notwendiger Bestandteil einer geschichts- und sozialwissenschaftlich informierten Lehrer:innenbildung, um Lehramtsstudierende – und damit zukünftige Lehrer:innen – zu befähigen, eine mehrperspektivische, zeitgemäße historisch-politische Bildung umzusetzen.

Die Globalgeschichte und gegenwärtigen Phänomene der Globalisierung, die in Lehrplänen und Curricula Einzug gehalten haben, können nur dann als sinnbringend verstanden und unterrichtet werden, wenn es nicht erneut vorwiegend zu ‚weißen‘ Blicken auf ‚die anderen‘ führt und damit Othering-Prozesse fortgeführt und verfestigt werden. Gerade im Kontext des Studiums der Unterrichtsfächer Geschichte und Politik und Wirtschaft müssen die damit verbundenen Implikationen strukturell in das universitäre Lehrangebot einbezogen werden. Die gesellschaftliche Relevanz postkolonialer Perspektiven spiegelt sich auch in zunehmenden Forschungsaktivitäten in der Geschichts- und Politikdidaktik. Auch das Interesse der Studierenden und Kolleg:innen steigt und wir möchten Studierenden ermöglichen, (1.) an den aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen teilzuhaben, (2.) unterrichtsrelevantes Wissen zu erwerben und (3.) Unterrichtsideen und -konzepte zu entwickeln.

In Kooperation mit Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und politischen Bildner*innen haben wir diskursiv-kritisch gearbeitet und dazu Diskussionen, Workshops, Interventionen, (Gegen-)Führungen (bspw. zum Humboldtforum in Berlin) und Publikationen umgesetzt. 

Die der Exkursion anschließende Summerschool am 14 und 15. Juli beschäftigte sich mit der Frage: "Wie viel Postkoloniale Theorie brauchen die gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken?" Die Veranstaltung erfolgte nach diesem Programm: 

Donnerstag, 14. Juli 2022

14:30 Uhr: Eröffnung und Posterpräsentationen der Studierenden zu den Projekten des Schwerpunktsemesters

16.00 Uhr: Keynote von Marianne Ballé Moudoumbou: „Empathie, Theorie und Utopie und gesellschaftliche Mitgestaltung in der Praxis. Wieviel ‚Sankofa‘ brauchen Wandel und Transformation?“ 

17.30 Uhr: Podiumsdiskussion mit:

  • Sarah Best (Philipps-Universität Marburg)
  • Saba-Nur Cheema (Goethe-Universität Frankfurt)
  • Stephen Foose (Philipps-Universität Marburg)
  • Oliver Fourier (ISD Gießen)

Freitag, 15. Juli 2022

10:00 Uhr: Vorträge und Diskussion

  • Eboa Itondo (Museum Ludwig, Köln): „Ansichtssache(n): Postkoloniale Wissensvermittlung in Museen“
  • Patrick Mielke (Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut): „Wahrnehmungen von Imperialismus und Kolonialismus durch Schüler:innen. Ethnologische Beobachtungen im Geschichtsunterricht“
  • Paul Scheidt (Berlin/Potsdam): „Postkoloniale Perspektiven auf Erinnern und Gedenken. Empirische Befunde aus der Holocaust Education

12:00 Uhr: Mittagspause

13:30 Uhr: Vorträge und Diskussion

  • Sarah Best (Philipps-Universität Marburg): „Zur Dekolonisierung der Lehre“
  • Z. Ece Kaya (Universität Hildesheim): „Postkolonial und postnationalsozialistisch: Aufarbeitung als pädagogische Herausforderung in Schulen der Migrationsgesellschaft“

15:30 Uhr: Abschluss – 10 Thesen zur Leitfrage aus Perspektive der Studierenden

Das Projekt gewann 2022 den Lehrpreis "Lehre@Philipp". Hier geht es zur Videovorstellung des Projekts.