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Forschung am Fachbereich 06 (Geschichte und Kulturwissenschaften) der Philipps-Universität Marburg

Der Fachbereich 06 (Geschichte und Kulturwissenschaften) der Philipps-Universität vertritt die historischen Fächer in ihrer epochalen Breite von der Vor- und Frühgeschichte bis hin zur Zeitgeschichte. Entsprechend breit gefächert stellt sich das Forschungsprofil des Fachbereichs dar.

 In der Fächergruppe Archäologie (Klassische Archäologe, vor- und frühgeschichtliche Archäologie) gehören wirtschaftsarchäologische Fragestellungen, vor allem auch im Hinblick auf die keltische Zivilisation, seit langem zu den Forschungsanliegen des Vorgeschichtlichen Seminars. Die Erforschung der hethitischen Hochkultur der Bronzezeit wird seit Mitte der 90er Jahre mit besonderem Nachdruck und großem Erfolg betrieben. Die Geoarchäologie verbindet neuerdings archäologische und geographische Arbeitsmethoden im Rahmen gemeinsamer Fragestellungen und wissenschaftlicher Zielsetzungen. Gegenstand der Klassischen Archäologie sind die materiellen Hinterlassenschaften der antiken griechischen und römischen Kulturen vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis zum Ende der Antike im 6. Jh. n. Chr. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Fragestellungen zur griechischen und römischen Architekturgeschichte, zur antiken Keramik,zur antiken Theaterforschung und zur Kulturanthropologie. Bereits seit 1927 sind in Form des „Marburger Modells“ die Bibliotheksbestände der Fachgebiete Kunstgeschichte, Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte, Klassische Archäologie sowie Vor- und Frühgeschichte gemeinsam im Kunstgebäude versammelt, was die enge fachliche Kooperation dieser Disziplinen unterstreicht.

In der Fächergruppe Geschichte beschäftigt sich die Alte Geschichte mit politischer, sozialer, kultureller und ökonomischer Geschichte der antiken Kulturen in den mediterranen Einflussbereichen von den nahöstlichen Reichen bis zur Spätantike inklusive des Themenfelds der Antikenrezeption. In Marburg bildet die Erforschung der kulturellen Kontakte zwischen dem Nahen Osten und der griechischen, makedonischen beziehungsweise römischen Welt einen besonderen Schwerpunkt, ebenso wie die Geschichte des Teispiden- und Achaimenidenreichs und die Geschichte des argeadischen Makedoniens und der hellenistischen Reiche. Die Marburger Mittelalterforschung ist durch spezifische Akzente im Früh-, Hoch- und Spätmittelalter, insbesondere durch die  Erforschung der Völkerwanderungszeit, der Papst- und Stadtgeschichte, der mittelalterlichen Historiographie sowie der Sozialgeschichte gekennzeichnet und kann dabei auf eine reichhaltige Forschungstradition aufbauen. Zum Fachgebiet gehört zudem das 1929 von Edmund E. Stengel begründete Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden bis 1250, das die bedeutendste Urkundenfotosammlung der Welt (ca. 15.000 Urkunden aus Deutschland und der Schweiz) beherbergt. Das Fachgebiet Neuere Geschichte gliedert sich in die Teilbereiche Frühe Neuzeit und Neueste Geschichte. Die Marburger Frühneuzeitforschung beschäftigt sich bevorzugt mit der politischen und der Verfassungsgeschichte des Alten Reichs bzw. einzelner Reichsterritorien, Regionen oder Städte, der Geschichte der Reformation und des Konfessionalismus Mitteleuropas.  Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Geschichte des Staatensystems und der Internationalen Beziehungen Europas in der frühen Neuzeit. In der Neuesten Geschichte stehen die Entwicklung moderner internationaler Beziehungen, die Erforschung der beiden Weltkriege, des Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus, des Kalten Krieges, der Institutionen-, der Adels- sowie der Militärgeschichte im besonderen Fokus. Das Fachgebiet Hessische Landesgeschichte orientiert sich an einer modernen Regionalgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts in ihrer ganzen Breite – national und transnational vergleichend sowie verflechtungsgeschichtlich. Es hat einen Arbeitsschwerpunkt in der Zeitgeschichte und forscht insbesondere zur Polizei- und Verwaltungsgeschichte. Eine Erweiterung des Forschungsprofils in Richtung einer modernen Landesgeschichtsforschung ergibt sich durch die enge Kooperation des Fachbereichs mit dem Hessischen Institut für Landesgeschichte und dessen Arbeiten zur Geschichte Hessens bzw. ehemaliger Territorien auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen. Das Fachgebiet Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Marburg widmet sich der deutschen und europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, wobei ein Schwerpunkt auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen liegt.  Die Unternehmensgeschichte stellt einen weiteren Forschungsbereich dar, insbesondere Fragen der Managementgeschichte, der Innovationsgeschichte sowie der Marketinggeschichte. Im Schnittpunkt von Wirtschafts-, Sozial- und moderner Kulturgeschichte spielen auch die Konsum- und Verbrauchergeschichte eine wichtige Rolle. Die Didaktik der Geschichte in Marburg widmet sich neben den in der Lehrer:innenbildung nötigen Grundlagen zu Geschichtsbewusstsein, Geschichtskultur und Erinnerungskultur vor allem den Querschnittsthemen Heterogenität, Digitalisierung und Sprachförderung und kooperiert eng mit dem ZfL. Darüber hinaus zeichnen Forschungen zu zeitgeschichtlichen Fragestellungen und historisch-politischer Bildung die Professur aus.  Die Abteilung Colonial and Postcolonial Maghreb untersucht die Maghreb-Region in der heutigen Zeit aus zwei Blickwinkeln. Zum einen werden die verschiedenen Arten von Imperialismus (französisch, aber auch italienisch, spanisch und osmanisch) in Nordafrika im 19. und 20. Jahrhundert erforscht. Der zweite besteht darin, die maghrebinischen Gesellschaften unter dem Gesichtspunkt der materiellen Kultur und des Alltagslebens in der heutigen Zeit (Ernährung, Kleidung, Pflege usw.) zu betrachten.