17.08.2021 30. Kolloquium zur Polizeigeschichte in Marburg
Polizei und Sicherheit in urbanen Räumen vom 18. bis 21. Jahrhundert
(30. Kolloquium zur Polizeigeschichte)
Termin: 9.-11. September 2021
Ort: Hessisches Staatsarchiv Marburg, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg (Landgrafensaal)
Im Zentrum des 30. Kolloquiums zur Polizeigeschichte steht das Themenfeld „Polizei und Sicherheit in urbanen Räumen vom 18. bis 21. Jahrhundert“. Als zentrale Sicherheitsexpertin des Staates trägt die Polizei durch ihre spezifischen Sicherheitsheuristiken und Sicherheitsrepertoires in hohem Maße dazu bei, wie städtische Räume wahrgenommen werden: als Räume der Sicherheit oder eben der Unsicherheit. Die Analyse von Diskursen und Praktiken der Polizei vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart soll dabei helfen, die historischen Kontexte, in denen polizeiliche Wahrnehmungen, Bewertungen und Bewältigungen von sicherheitsrelevanten Situationen entstehen, aufzuzeigen, um daran anknüpfend Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Polizeipraxis herauszuarbeiten.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage, wie diese Praktiken öffentlich bzw. von verschiedenen städtischen Öffentlichkeiten wahrgenommen wurden und wie auf sie reagiert wurde. Denn hinsichtlich des städtischen Raumes verknüpfte sich immer auch die Vorstellung von Sicherheitsräumen mit dem Bedürfnis einer Person oder einer Gruppe nach Herstellung und Verstetigung eines Sicherheitsgefühls durch Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Kontrolle. Das 30. Kolloquium zur Polizeigeschichte widmet sich mithilfe unterschiedlichster regionaler und methodischer Zugänge folglich der spannenden Frage, ob und wie die Polizei derartige Sicherheitsvorstellungen im städtischen Raum in den letzten drei Jahrhunderten umsetzte.
Für die Teilnahme an der Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich unter: landesgeschichte@uni-marburg.de (Anmeldeschluss: 20. August 2021).
Donnerstag, 9. September 2021
13:00 – 14:00 Uhr: Anmeldung und Kennenlernen
14:00 – 14:30 Uhr: Begrüßng und Einführung
Johannes Kistenich-Zerfaß (HStA Marburg)
Martin Göllnitz und Sabine Mecking (beide Marburg)
Polizei, Sicherheit und Stadt – Thema und Forschung
14:30-18:00 Uhr: Panel 1 – Sicherheitsheuristiken und -repertoires
Moderation: Klaus Weinhauer (Bielefeld)
Anne Purschwitz (Halle)
Armut und Faulheit als Form von Devianz im urbanen Raum
‚Polizei‘ als Instrument und Projektionsfläche von sozialer Disziplinierung (1700-1850)
Paul Schacher (Leipzig)
„Der Anlaß zur Gesundung kam auch für Leipzig von außen her“
Das Problem des Polizierens im urbanen Raum während der Revolution 1918/19 am Beispiel der sächsischen Großstadt Leipzig
16:00-16:30 Uhr: Kaffeepause
Oliver Benjamin Hemmerle (Grenoble/Mannheim)
Norddeutsche Städte von Paris aus kontrollieren
Polizei und Sicherheit im französischen Polizeiberichtswesen für Napoleon (1811-1814)
Julius Heise (Marburg)
Vom Schlagstock zur Schreibmaschine
Polizeiarbeit im Spätkolonialismus
18:00 – 19:00 Uhr: Pause
19:00 – 20:30 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag
Moderation: Sabine Mecking (Marburg)
Eckart Conze (Marburg)
Sicherheit
Ein historisches Konzept zwischen Versprechen und Bedrohung
Freitag, 10. September 2021
9:00 – 11:00 Uhr: Panel 2 – Sicherheitsakteure (I)
Moderation: Gerhard Fürmetz (München)
Florian Grafl (München)
Das „Chicago Europas“?
Die Polizei als Sicherheitsakteurin und ihre öffentliche Wahrnehmung in Barcelona vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum spanischen Bürgerkrieg (1888-1936)
Sarah Frenking (Erfurt)
Gatekeeper der Nation
Grenzpolizeikommissare im Reichsland Elsass-Lothringen und ihre Experteninszenierung um 1900
Hendrik Malte Wenk (Dresden)
Der Abschnittsbevollmächtigte der Deutschen Volkspolizei
Ambivalente Sicherheit im städtischen Wohngebiet
11:00 – 11:30 Uhr: Kaffeepause
11:30 – 13:00 Uhr: Panel 2 – Sicherheitsakteure (II)
Moderation: Herbert Reinke (Kerpen)
Marcus Böick (Bochum)
Verbündete oder Gegner in urbanen Angst-Räumen?
Private Sicherheitsfirmen und die Polizei im 20. Jahrhundert
Bettina Blum (Paderborn)
Polizei in transnationalen Räumen
Royal Military Police und deutsche Polizei in nordwest-deutschen Garnisonsstädten 1955-2019
13:00 – 14:30 Uhr: Pause
14:30 – 16:00 Uhr: Panel 3 – Sexualität als Sicherheitsfeld
Moderation: Martin Göllnitz (Marburg)
Frank Jacob (Bodø/Norwegen)
Die Polizei, die SS und die Prostitutionskontrolle im urbanen Raum des Zweiten Weltkrieges:
Eine unterfränkische Lokalperspektive
Nora Lehner (Wien)
„Sind Wiens Kriminalbeamte arme Hascher?“
Kommerzielle Sexualität und Zuhälterei im Spannungsfeld von polizeilicher Fremd- und Selbstwahrnehmung im Wien der 1960er Jahre
16:00 – 20:00 Uhr: Pause
20:00 – 21:30 Uhr: Filmvorführung
Moderation: Sabine Mecking (Marburg)
Thomas Schubert (München)
Polizei und die Fernsehreihe „Stahlnetz“
Samstag, 11. September 2021
9:15 – 11:15 Uhr: Panel 4 – Die Polizei intern
Moderation: Florian Wenninger (Wien)
Michael Ibrahim-Sauer (Münster)
Demokratielernen in der Polizei
Zur Kontinuität höherer Polizeiausbildung am Beispiel der politischen Bildungsarbeit in Berlin-Charlottenburg und Münster-Hiltrup (1925–1949)
Jan Renken (Göttingen)
Polizeigewerkschaften in der Bundesrepublik
Perspektiven und Probleme der historiographischen Analyse
Alexander Heit (Essen)
„Es geht um uns, um unsere ureigensten Interessen“
Die Gewerkschaft der Volkspolizei als Bewältigungsagentur für Kontingenz (1989–1990)
11:15 – 11:30 Uhr: Kaffeepause
11:30 – 13:00 Uhr: Panel 5 – Spurensuche: Quellen
Moderation: Gerhard Sälter (Berlin)
Gerhard Fürmetz (München)
Vermisstenbücher, kriminaltechnologische Gutachten, Polizeiliche Kriminalstatistik
Serielle Unterlagen des Bayerischen Landeskriminalamts und ihr Nutzen für die Polizeigeschichtsforschung
Bastian Gillner (Duisburg)
Die Digitalisierung der Polizeiarbeit:bessere, schlechtere oder andere Überlieferung im Archiv?
13:00 – 14:00 Uhr: Pause
14:00 – 16:00 Uhr: Panel 6 – Unsicherheit
Moderation: Lena Haase (Trier)
Gerhard Sälter (Berlin)
Unsicherheit als Resultat polizeilichen Handelns
Das Beispiel Ost-Berlins im Kalten Krieg
Barbara Manthe (Bielefeld)
Polizei und Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland 1949–1990
Margo De Koster (Gent) / Herbert Reinke (Kerpen)
„gantz scharen töchteren und wyber“
Urban Nights and Urban (Dis-) Order: A Research Agenda
16:00 Uhr: Verabschiedung
Organisation: Prof. Dr. Sabine Mecking und Dr. Martin Göllnitz
Institut für Hessische Landesgeschichte, Philipps-Universität Marburg
Förderung: Sonderforschungsbereich 138 „Dynamiken der Sicherheit“ Gießen/Marburg