18.02.2022 Bernhard Gotto/Sabine Mecking (Hg.), Unwelcome Participation: Ostracizing Public Protest in the Second Half of the Twentieth Century
Bernhard Gotto/Sabine Mecking (Hg.)
Unwelcome Participation: Ostracizing Public Protest in the Second Half of the Twentieth Century
Moving the Social 44 (2021), H. 66.
Kollektiver öffentlicher Protest auch jenseits von Demonstrationen ist als legitimer Ausdruck politischer Partizipation in der bundesrepublikanischen Gesellschaft anerkannt. Zugleich zeigt sich in den Diskussionen über „Wutbürger“, über Sicherheitsvorkehrungen bei Großveranstaltungen, Ausschreitungen und über Mobilisierung gegen öffentliche Infrastrukturgroßprojekte eine anhaltende Besorgnis, dass die Funktionsfähigkeit und Integrationskraft der Demokratie durch „falschen“ Protest Schaden nehmen könnten. Diese Ambivalenz kennzeichnete Protesthandlungen in der gesamten zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Protestbewegungen und -formen, die sich auch längerfristig nicht in einen demokratischen Konsens einfügten, haben bisher in der zeitgeschichtlichen Forschung weniger Beachtung gefunden. Sie sind Gegenstand des vorgeschlagenen Themenhefts: In den Fokus rückt Protest, dessen Trägergruppen im politisch-sozialen Kommunikationsraum marginalisiert wurden, weil sie für die Mehrheitsgesellschaft inakzeptable Forderungen stellten, weil sie infolge sozialer Stigmatisierung nicht als politisch gleichberechtigt anerkannt waren, oder weil ihr Protestverhalten eklatant gegen die Partizipationsregeln der jeweiligen politisch-sozialen Ordnung verstieß.