22.03.2024 Call for Papers: Gebändigte Unsicherheit. Mediale Inszenierungen von Polizei und Verbrechen
Gebändigte Unsicherheit. Mediale Inszenierungen von Polizei und Verbrechen (Call for Papers)
Deadline für den Call for Papers: 30. April 2024
Tagungsleitung: Dr. Martin Göllnitz (UMR) / Prof. Dr. Sabine Mecking (UMR) / Prof. Dr. Ulrike Weckel (JLU)
Tagungstermin: 7. bis 9. November 2024
Tagungsort: Philipps-Universität Marburg
Der Workshop wird von den Teilprojekten C02 „Sicherheit, Polizei und städtischer Raum“ und C09 „Angst vor Verbrechen“ des Sonderforschungsbereichs Transregio (SFB/TRR) 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“ organisiert. Wir laden Forschende der Geschichtswissenschaft, der Soziologie und Politikwissenschaft, der Medienwissenschaft sowie angrenzender Disziplinen dazu ein, Vorschläge für Beiträge zum Themenfeld „Gebändigte Unsicherheit: Mediale Inszenierungen von Polizei und Verbrechen“ einzureichen.
Thema des Workshops
Der Workshop will sich inhaltlich mit (Un)Sicherheit als medialem Phänomen befassen, wobei das Themenfeld auf die beiden Bereiche Polizei und Kriminalität fokussiert wird. Er findet vom 7. bis 9. November 2024 in Marburg statt. Ziel ist es sich auszutauschen über Fragen der Darstellung von Polizei und Kriminalität in Medien, etwa die sich daraus ergebenden Leitbilder und nicht selten Klischees, sowie über aktive Medieneinsätze für polizeiliche Zwecke im 20. und 21. Jahrhundert. Die max. 30 Minuten langen Vorträge sollen sich in multiperspektivischen Sektionen mit nationalen und internationalen Fallbeispielen auseinandersetzen und zur Diskussion einladen. Finanziert wird die Veranstaltung vom SFB/TRR 138 „Dynamiken der Sicherheit“.
„Will man erfahren, wie es um ein Land, eine Region, eine Gesellschaft bestellt ist, greift man zum Kriminalroman oder schaut eine Polizeiserie“, so Markus Metz und Georg Seeßlen in der Folge „Im Asphaltdschungel. Bullen, Cops und Commissarios in der populären Kultur“ des Deutschlandfunk-Podcasts „Freistil“ Anfang Mai 2021. Ihrer Einschätzung nach handelt es sich bei Polizist:innen um die Projektions- und Identifikationsfiguren der Gegenwart schlechthin, was ihre dauerhafte Beliebtheit als literarische und filmische Charaktere erklären könnte. Auch vergeht kaum ein Tag, an dem die Polizei in den regionalen oder überregionalen Tageszeitungen nicht erwähnt wird. Ob die Polizei dabei als „Freund und Helfer“, Good bzw. Bad Cop, Schutzengel oder korrupter Schläger vorgestellt wird, variiert, mag aber zum Teil auch im Auge der Betrachter:innen liegen. Denn die Zustimmung und Identifikation mit den staatlichen Sicherheitsakteur:innen hängt nicht nur davon ab, wie populär oder allgegenwärtig Polizist:innen als Akteure oder die diversen Polizeien als Institutionen in den Medien sind. Auch individuelle Vorerfahrungen, die jemand mit der Polizei gemacht hat, spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es scheint daher lohnenswert, der Frage nachzugehen, wie sich sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Bilder von der Polizei seit dem beginnenden 20. Jahrhundert verändert haben, wieviel Wirklichkeit überhaupt in den medialen Darstellungen von Polizist:innen steckt und wie sich die Verhältnisse zwischen Polizei und Medien jeweils wechselseitig gestalten. Wie wirken sich z.B. die Eindrücke, die TV-Sendungen von ihren fiktionalen Protagonist:innen und der Polizeiarbeit insgesamt vermitteln, auf das Image der realen Ordnungshüter:innen aus? Lassen sich Wechselwirkungen zwischen der realen und der fiktionalen Alltagswahrnehmung von Polizist:innen feststellen?
Der Workshop möchte sich diesen Fragen auf drei Ebenen annähern. Die erste Sektion soll Imagekampagnen und Lehrfilme, Ausstellungen und Lernmaterialien fokussieren und polizeiliche Selbstbilder respektive Wahrnehmungen in unterschiedlichen Medien beleuchten. Eine zweite Sektion greift die Präsentation von Polizei und Kriminalität im medialen Bereich auf und fragt danach, wie Polizei beispielsweise in klassischen Medienformaten (Zeitungen, Fernseh-Nachrichten) visualisiert bzw. dargestellt wird, welche Funktionen dabei Polizeisprecher und polizeiinterne Dokumentationsteams einnehmen, wie die Polizei auf Presseberichte reagiert (z.B. bei Meldungen über polizeiliches Fehlverhalten oder Kriminalfälle), welche Rolle Geschlechterfragen im Kontext von Polizei und Kriminalität spielen und wie Polizei und Presse insgesamt miteinander korrespondieren. Die dritte Sektion ist dokumentarischen und fiktionalen Darstellungen von Polizei und Kriminalität in populären Medien vorbehalten. Insbesondere ‚True Crime‘ erfreut sich anhaltender Beliebtheit – wie lässt sich das erklären? Welche Inszenierungsstrategien von „Authentizität“ lassen sich ausmachen und wie anders funktionieren Formate, die auf Realismuseffekte verzichten?
Die Veröffentlichung der Vorträge in einem Sammelband in der SFB-Schriftenreihe „Politiken der Sicherheit“ (Nomos Verlag) ist geplant, wobei sich die Veranstalter:innen vorbehalten, eine Auswahl der zu publizierenden Vorträge zu treffen.
Bewerbung
Der Workshop findet vom 7. bis 9. November 2024 in Präsenz in Marburg statt. Reise- und Übernachtungskosten werden auf Basis des Landesreisekostengesetzes erstattet. Interessierte werden gebeten, bis zum 30. April 2024 Vorschläge in Form eines kurzen Abstracts (ca. 500 Wörter) sowie Kurz-CV (ca. 1 Seite) bei Dr. Martin Göllnitz (mgoellnitz@uni-marburg.de) einzureichen. Die Rückmeldung über die Annahme des Papers erfolgt voraussichtlich Mitte Mai 2024.
Wir freuen uns über Einreichungen!
Für Rückfragen stehen wir sehr gerne zur Verfügung.
Der Call for Papers kann auch über H-Soz-Kult eingesehen werden.
Kontakt
Dr. Martin Göllnitz
Mail: mgoellnitz@uni-marburg.de
Professur für Hessische Landesgeschichte, Wilhelm-Röpke-Str. 6c, 35032 Marburg