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Laufende Projekte
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Prof. Dr. Benedikt Stuchtey
Das Buchprojekt Die Geschichte der Adoption im 19. und 20. Jahrhundert verfolgt das Ziel, ihre sozialgeschichtlichen Aspekte im Licht einer erweiterten Kindheits- und Familiengeschichte zu betrachten. Die Adoption ist ein Spiegel des sich verändernden Familienbildes in den westlichen Gesellschaften und in der Form der Auslandsadoption ist sie überdies Teil der Globalisierung. Welche unterschiedlichen rechtlichen Entwicklungen gab es, welche gesellschaftspolitischen und parlamentarischen Debatten? Welche institutionellen Rahmenbedingungen entwickelten sich, wie kristallisierte sich eine Professionalisierung des Adoptionsprozesses heraus? Wann und unter welchen politischen Umständen wurde die Adoption ein gesellschaftlich relevantes Thema, wie nahm die Familienpolitik sich ihrer an, und wie gestaltete sich ein Wettbewerb unter den kirchlichen und staatlichen Fürsorgeeinrichtungen, wer die Kontrolle über den Pflege- und Adoptionsprozess ausüben solle? Welche Rolle spielten die emotionalen Aspekte und die Frage der Geheimhaltung der Adoption? So wie es verschiedene Familienbilder gab, so konkurrierten auch verschiedene soziale und kulturelle Modelle der Adoption miteinander, wenn es um nationale Traditionen und transnationale Einflüsse ging.
English Version: Solidarity With Children? Towards a History of Adoption. (German Historical Institute Bulletin, Vol. XXXV, No. 2, Nov. 2013, 43-56.)
Das Forschungsprojekt soll u.a. die Spannungsfelder zwischen privaten und staatlichen Interessengruppen und die Professionalisierung und Institutionalisierung der Adoption ausloten, ebenso die Standardisierung des Adoptionsverfahrens als Teilaspekt der Familien- und Kindheitsgeschichte nachzeichnen. Es wird dabei eine Vielfalt von Problemen berühren, die zur Sozialgeschichte des Kindes, der abgebenden Eltern und der Adoptiveltern sowie der kirchlichen und staatlichen Vermittlungsämter gehören. Fragen wie die nach der Identität des Adoptivkindes, der Normalisierung von Adoptivelternschaft und die Erwartungshaltung an die Familie als Keimzelle der Gesellschaft werden gestellt. Der intime Binnenraum der unmittelbar Betroffenen wird dadurch erweitert um denjenigen der aktiv Beteiligten: der Rechtsgeber, Sozialarbeiter, Adoptionsvermittlungsstellen, der Wohlfahrtspflege im allgemeinen u.v.m. Das Projekt wird eine globalgeschichtliche Perspektive einnehmen und Aspekte der europäischen in Bezug zu Beispielen der nicht-europäischen Kindheits- und Familiengeschichte setzen.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Prof. Dr. Ulrich Sieg
Die "Konservative Revolution" und die Macht hermetischer Rhetorik
Zu ihrem eigenen Schaden hat die Forschung lange Zeit um das Syntagma „Konservative Revolution“, dem man begriffliche Unschärfe und innere Widersprüchlichkeit attestierte, einen Bogen geschlagen. Doch gerade die schillernde Vieldeutigkeit der Wortverknüpfung trug entscheidend zu ihrer Resonanz bei. Sie erleichterte den Anhängern unterschiedlicher Lager, auf dieselben Fahnenworte zu schwören und stiftete innere Einheit. Fragen der Form waren für „Konservative Revolutionäre“ auch Fragen des Sinns und selten ohne metaphysische Dimension, gerade weil nihilistische Ideen in der Weimarer Kultur hohe Präsenz besaßen. Gleichzeitig schützte die hermetische Rhetorik der einschlägigen Texte vor kritischen Einwürfen. Angesicht der Härte der ideologischen Auseinandersetzungen war dies eine Conditio sine qua non für den politischen Erfolg. Die gewählte Sprache intensivierte die Bindung an eine desillusionierte Bevölkerung und täuschte zugleich eine intellektuelle Modernität vor, die angesichts eines machtvollen Zukunftsdiskurses ratsam, ja geboten erschien. Nicht zufällig knüpfen Vertreter der radikalen Rechten jüngst verstärkt an Ideen der „Konservativen Revolution“ an. Deren gezielte „Selbstverrätselung“ zu dechiffrieren ist deshalb nicht nur wissenschaftlich reizvoll, sondern auch politisch wichtig. Der Weg dahin wird über Analyse der die angewandten rhetorischen Strategien und die intensive Betrachtung der zeitgenössischen Rezeption gehen.
Seit 2020 wird das Projekt durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft für eine Dauer von drei Jahren gefördert.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Dr. Andrea Wiegeshoff
Globale Epidemien, expandierende Imperien und eine einsame Insel. Eine Geschichte seuchenpolitischen Handelns im British Empire im 19. Jahrhundert
Das Habilitationsprojekt untersucht den Umgang mit Bedrohungen durch Epidemien im britischen Empire im 19. Jahrhundert. Es fragt nach Deutungsmustern, Ordnungsvorstellungen und Praktiken „seuchenpolitischen“ Handelns. Vor dem Hintergrund wachsender inter- und transnationaler Verflechtungen werden Epidemien dabei als grenzüberschreitende, ja globale Phänomene in den Mittelpunkt gerückt. Erkenntnisleitend sind die Fragen nach der zeitgenössischen Einordnung der Krankheiten als Folge zunehmender Interdependenz und nach den daraus resultierenden Praktiken. Die Inselkolonie Mauritius im Indischen Ozean dient als analytischer und narrativer Ankerpunkt der Untersuchung. Als Ort globalgeschichtlicher Verdichtung und Drehkreuz intra- und transimperialen Austauschs war die Insel hochgradig anfällig für Epidemien und wurde immer wieder Schauplatz kontroverser seuchenpolitischer Debatten und Interventionen, die in ihren lokalen Bedingungen, imperialen Zusammenhängen und interimperialen Bezügen analysiert werden.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen SFB/TRR 138 Teilprojekt C08 "Sicherheit und Empire"
Das Teilprojekt untersucht den Zusammenhang zwischen Transformationen imperialer und kolonialer Ordnungen und Prozessen der Versicherheitlichung in der Geschichte des British Empire im langen 19. Jahrhundert. Wahrnehmungen von und der Umgang mit Unsicherheiten waren Grundelemente dieser Geschichte. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Bedeutung intra- und transimperialer Wechselwirkungen am Beispiel der anglo-französischen Karibik mit Jamaika und Saint-Domingue sowie der US-amerikanischen Einflusszone im Pazifik und Britisch-Indien gelegt. Fragen nach Vorstellungen von und dem Umgang mit (Un-)Sicherheit erlauben es somit, Funktionsmechanismen imperialer Ordnungen sowie stabilisierende und zentrifugale Kräfte aus neuer Perspektive zu untersuchen und so zum tieferen Verständnis der Ausgestaltung und Transformation von Herrschaft in kolonialen Räumen des British Empire beizutragen.
Zur genaueren Beschreibung des Teilprojektes:
2. Förderphase, 2018-2021: https://www.uni-marburg.de/de/sfb138/forschung/teilprojekt-c08-2-foerderphase
3. Förderphase, 2022-2025: https://www.uni-marburg.de/de/sfb138/forschung/c08-2014-sicherheit-und-empireInhalt ausklappen Inhalt einklappen Kompetenznetzwerk "Postcolonial Hierarchies in Peace & Conflict“
Das Netzwerk untersucht, wie sich historisch geronnene postkoloniale Hierarchien in zeitgenössischen Konfliktdynamiken niederschlagen und welche Implikationen sich daraus für eine zukünftige nachhaltige Konflikttransformation ergeben. Es bringt dabei historische Perspektiven auf – insbesondere kolonial geprägte – Entstehungskontexte von Konflikten mit postkolonialen Forschungsperspektiven und Methoden und Theorien der Friedens- und Konfliktforschung zusammen.
https://www.uni-marburg.de/de/konfliktforschung/forschung/projekte/laufende-forschungsprojekte/postcolonialInhalt ausklappen Inhalt einklappen Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM)
The "Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb" (MECAM), founded in 2020, is a platform for regional and international scientific exchange in Tunisia based on the central theme "Imagining Futures - Dealing with Disparity". The centre is located at the renowned Université de Tunis in the Tunisian capital. Its research work focuses on the effects of multidimensional disparity on models, visions and ideas about future.
Besides the University of Marburg, the partners of the MECAM consortium in Germany include the University of Leipzig, the GIGA - German Institute of Global and Area Studies in Hamburg and the Forum Transregional Studies in Berlin. In addition to the Université de Tunis, the regional partners are the University of Sfax and the Institut Tunisien des Études Stratégiques (ITES) in Tunisia, as well as other partners from Morocco and Lebanon.
https://www.uni-marburg.de/de/cnms/forschung/mecamInhalt ausklappen Inhalt einklappen Dr. Alex Lamprou
Weitere Information über das Projekt wird in Kürze veröffentlicht.