apl. Prof. Dr. Ulrich Sieg

Außerplanmäßiger Professor

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Philipps-Universität Marburg Geschichte und Kulturwissenschaften (Fb06) Neuere Geschichte Neueste Geschichte
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    Forschungsgebiete
    Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte
    Jüdische Geschichte
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    Geschichte der Philipps-Universität Marburg von 1866 bis in die 1970er Jahre für das Universitätsjubiläum 2027

    Zu den wichtigsten Aufgaben der Universität als Institution gehört es, sich selbst und der Gesellschaft Rechenschaft über die eigene Vergangenheit zu geben. Da dies einen reflektierten Umgang mit Selbstzeugnissen voraussetzt, ist die Aufgabe notwendig schwierig. Die methodischen Probleme erhöhen sich bei der Betrachtung der NS-Zeit, die jahrzehntelang beschwiegen oder höchst einseitig dargestellt wurde. Überdies gelangt die historische Methode angesichts der Monstrosität der Verbrechen an ihre Grenzen. Gleichwohl wird eine Einordnung in die Kontinuitäten der deutschen Geschichte unvermeidlich sein, wenn man ein tieferes Verständnis für die thematischen Ambivalenzen entwickeln will. Dies gilt auch für die letzten Jahre einer Provinzuniversität und das hochgradig doppelbödige Kaiserreich mit dem katastrophal endenden Weltkrieg. Die Weimarer Republik war in universitäts- und wissenschaftshistorischer Sicht nicht zuletzt ein Versuch, mit dessen Folgen zurande zu kommen. Nach 1933 führte ein extremer Nationalismus viele Gelehrte in die akademische Wagenburg und begünstigte Fanatismus und Verbrechen. Ungeachtet der Bekenntnisse zu Internationalität und Aufarbeitung änderte sich seit 1945 nur wenig am provinziellen Zuschnitt der Philippina. In welchem Ausmaß „1968“ eine Zäsur darstellte, wird eigens erörtert. Angesichts der Wichtigkeit Marburgs für die deutsch-jüdische Kultur und des Ausmaßes der Verbrechen verdient die antisemitische Dimension des Themas besondere Beachtung. Dies verlangt auch, den (wenigen) Verteidigern der jüdischen Welt den gebührenden Respekt zu erweisen.
    Das Projekt wird seit 2023 für die Dauer von drei Jahren gefördert und ist der Professur von Prof. Dr. Eckart Conze zugeordnet.

    Die "Konservative Revolution" und die Macht hermetischer Rhetorik

    Zu ihrem eigenen Schaden hat die Forschung lange Zeit um das Syntagma „Konservative Revolution“, dem man begriffliche Unschärfe und innere Widersprüchlichkeit attestierte, einen Bogen geschlagen. Doch gerade die schillernde Vieldeutigkeit der Wortverknüpfung trug entscheidend zu ihrer Resonanz bei. Sie erleichterte den Anhängern unterschiedlicher Lager, auf dieselben Fahnenworte zu schwören und stiftete innere Einheit. Fragen der Form waren für „Konservative Revolutionäre“ auch Fragen des Sinns und selten ohne metaphysische Dimension, gerade weil nihilistische Ideen in der Weimarer Kultur hohe Präsenz besaßen. Gleichzeitig schützte die hermetische Rhetorik der einschlägigen Texte vor kritischen Einwürfen. Angesicht der Härte der ideologischen Auseinandersetzungen war dies eine Conditio sine qua non für den politischen Erfolg. Die gewählte Sprache intensivierte die Bindung an eine desillusionierte Bevölkerung und täuschte zugleich eine intellektuelle Modernität vor, die angesichts eines machtvollen Zukunftsdiskurses ratsam, ja geboten erschien. Nicht zufällig knüpfen Vertreter der radikalen Rechten jüngst verstärkt an Ideen der „Konservativen Revolution“ an. Deren gezielte „Selbstverrätselung“ zu dechiffrieren ist deshalb nicht nur wissenschaftlich reizvoll, sondern auch politisch wichtig. Der Weg dahin wird über Analyse der die angewandten rhetorischen Strategien und die intensive Betrachtung der zeitgenössischen Rezeption gehen.

    Das Projekt wird seit dem Jahr 2020 für eine Dauer von drei Jahren durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist der Professur von Prof. Dr. Benedikt Stuchtey angegliedert.

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