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Zentrale Orte der älteren Eisenzeit am Rande der Niederhessischen Senke

In der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. bildete sich nördlich der Alpen die keltische Zivilisation heraus, die auch einen nachhaltigen Einfluss auf die angrenzenden Mittelgebirgsregionen ausübte. In der frühkeltischen Kultur hatte sich eine privilegierte Elite an der Spitze der Gesellschaft etabliert und die politische wie ökonomische Macht in ihren Händen konzentriert. Sichtbarer Ausdruck dieser Machtausübung waren neben den reich ausgestatteten sog. Fürstengräbern auch die befestigten Höhensiedlungen (sog. Fürstensitze), in denen sich erste Ansätze einer Urbanisierung entwickeln konnten.


In der nördlichen Mittelgebirgszone lassen sich vergleichbare historische Vorgänge bis heute nicht eindeutig nachvollziehen. Im Vergleich zu den frühkeltischen Zentren im Süden besteht hier in der Frage der befestigten Höhensiedlungen nach wie vor ein erhebliches Forschungsdefizit. Die besondere Stellung des Felsberg-Projekts findet sich daher in der räumlichen Ergänzung zum DFG-Schwerpunktprogramm der "frühkeltischen Fürstensitze" (www.fuerstensitze.de), um dieses Phänomen der Zentralisierungsprozesse auch im Spannungsfeld keltisch-germanischer Kulturerscheinungen besser einschätzen zu können.

Das Felsberg-Projekt wurde seit Anfang 2005 durch die Deutsche Forschungs-gemeinschaft finanziell gefördert. Im Zentrum des Vorhabens stehen die zwei benachbarten Befestigungen des Heiligenbergs und Rhündaer Bergs bei Felsberg am Rande der Niederhessischen Senke.
Dank ihrer Lage besitzen sie eine geographische Schlüsselposition an einem der bedeutendsten Verbindungskorridore zwischen Nord- und Süddeutschland. Einerseits dürften sie die Kontrolle über die Verkehrswege ausgeübt haben, andererseits bildeten sie wohl die Zentren eines politischen Territoriums. Neben der agrarischen Gunstlage am Rande der fruchtbaren Senkenlandschaft dürften auch die Eisen-, Bunt- und Edelmetallvorkommen im nahen Ederbergland eine wirtschaftliche Rolle bei der Herausbildung hierarchischer Organisations- und Machtstrukturen gespielt haben.

Die primären Schwerpunkte des Projekts gelten zunächst der Untersuchung der wirtschaftlichen Basis und inneren Struktur der Anlagen. Eine archäobotanische Kooperation begleitet hierbei die notwendigen archäologischen Untersuchungen. Von weiterführender Bedeutung ist schließlich auch die Funktion der Anlagen im Rahmen der Siedlungskammer „Niederhessische Senke“ sowie die Einbindung in überregionale Netzwerke. Hierzu werden systematisch alle Fundstellen im Umfeld der Anlagen erfasst und ausgewertet. Darüber hinaus sollen montanarchäologische Untersuchungen sowie metallurgische Analysen bei der Klärung der Frage helfen, inwieweit eine ressourcenorientierte Binnenkolonisation des nahen Ederberglandes erfolgte und die dortigen Metallvorkommen den Zentralorten für eine Weiterverarbeitung zugeführt wurden.