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Horodişte-Ţipova

Foto: Maximilian Mewes

Die etwa 6 km² große Siedlungskammer von Horodişte-Ţipova erstreckt sich auf dem rechten Dnestr-Ufer. Die Landschaft ist geprägt durch tiefe Schluchten, die aus dem Hochplateau hin zum Dnestr führen. Die Bachläufe Valea Horodiştii und Blănăriţa münden im Bereich der Siedlungskammer in den Jidauca, der dem Dnestr zufließt.

Derzeit sind in der Siedlungskammer sieben Befestigungen und mehrere offene Siedlungen durch Oberflächenfunde bzw. obertägig sichtbare Befestigungsanlagen bekannt. Die Lesefunde lassen sich in das 4./3. Jahrhundert v. Chr. datieren. An zwei Befestigungen, Horodişte “La Şanţ” und Horodişte “La Cot”, wurden bereits kleinere Sondagegrabungen vorgenommen. Sie dienten der Datierung der Wallanlagen, welche durch ihre Konstruktion und die geborgene Keramik ebenfalls eine Einordnung in das 4./3. Jahrhundert nahelegen. Horodişte “La Cot” nahm als größte Befestigung (28 ha) wahrscheinlich die Rolle der Hauptsiedlung ein. Die kleineren Befestigungen, von denen zwei einander direkt gegenüber hoch über der Mündung des Jidauca in den Dnestr liegen, sind möglicherweise als temporär genutzte Vorposten zu verstehen. Sie sind kleiner als 1 ha und bieten durch ihre Spornlagen an den steilen Abhängen nur wenig Fläche, um eine dauerhafte, umfangreiche Besiedlung zu etablieren.

Nahe den Wallanlagen befinden sich die offenen Siedlungen mit einer Größe von jeweils 3-4 ha. Am nördlichen und östlichen Randbereich der Zentralsiedlung „La Cot“ wurde ein Wall-Graben-System nachgewiesen, das durch Bastionen, also vorspringende Abschnitte gekennzeichnet ist. Eine bronze- und früheisenzeitliche Vorbesiedlung des Areals konnte im Zuge der Voruntersuchungen ebenfalls nachgewiesen werden. Es ist also mit einer diachronen Bedeutung der Siedlungskammer zu rechnen.

Vergleichbare Strukturen finden sich in den etwa zeitgleichen Befestigungen der Mikroregion Saharna (ca. 5 km nördlich). Deren Zentralsiedlung Saharna-Mare weist einen bedeutenden Hauptwall auf, der durch vorgelagerte Torbastionen verstärkt war. Derlei Befunde sind in Horodişte „La Cot“ bisher noch nicht nachgewiesen.

Die unmittelbare Lage am Dnestr und das Vorkommen vergleichbarer Siedlungskomplexe im mittleren Dnestr-Gebiet lassen verschiedene Fragestellungen zur diachronen Siedlungsentwicklung und der Kontrolle möglicher Flussübergänge zu. Gleichzeitig sollen im Zuge des Projektes Landschaftsentwicklung, Zentralort-Umland-Gefüge und wirtschaftsarchäologische Fragestellungen untersucht werden.

Foto: Aurel Zanoci

In Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts konnten 2019 großflächige Magnetometerprospektionen durchgeführt werden. Die Auswertung der Messungen dauert derzeit an. Im Rahmen der Prospektionskampagne wurde auch in verschiedene Strukturen gebohrt und Bodenproben gewonnen. Ihre geochemische Untersuchung erfolgt derzeit an der Universität Chișinău. 

Kooperationspartner:

Seminar für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lehrstuhl für Alte Geschichte und Archäologie der Staatlichen Moldauischen Universität Chișinău
Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts

Ansprechpartner im Vorgeschichtlichen Seminar:

Dr. des. Daniel Scherf