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Die Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars

Foto: Daniel Scherf

Die Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars Marburg ist eine der ältesten Deutschlands. Sie wurde bereits von Walther Bremer (1887-1926) während seiner Tätigkeit als Professor am Seminar für klassische Archäologie unter Paul Jacobsthal ab 1920 ins Leben gerufen.
Grundstock der Sammlung bildeten die Privatsammlung Bremers und die vorgeschichtlichen Objekte aus den Sammlungen des Archäologischen und des Geologischen Institutes der Universität. Früh gelangten auch Fundstücke ohne Fundortangabe aus dem Landesmuseum Kassel in die Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars. Unter Gero Merhart von Bernegg (1886-1959), der den ersten Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte inne hatte, wurde sie dann durch seine eigene Sammlung, durch Ankäufe und Geschenke seiner Schüler wesentlich erweitert.
Da die Sammlung im 2. Weltkrieg nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist sie mit mehr als 20500 Fundkomplexen (über 30 000 Objekten) von 1810 Stätten aus 77 Ländern eine der umfangreichsten ihrer Art. Sie wird auch heute durch Geschenke von Original-Funden, Replikaten und Abgüssen ständig vergrößert.
Außer den großen Beständen an Keramik, die etwa 60-70% aller Fundstücke ausmachen, befinden sich zahlreiche Steingeräte und viele Bronzegegenstände in Marburg. Der Sammlungsschwerpunkt liegt bei den vor- und frühgeschichtlichen Kulturen Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Zudem sind auch exemplarisch Objekte aus anderen Teilen der Alten Welt und Amerikas vertreten. Damit umfaßt die Lehrsammlung typische Fundstücke aus fast allen Zeitepochen und bietet so wertvolles Anschauungsmaterial für die Studierenden. Aufgrund der Breite des Fundspektrums ist sie die bedeutenste Lehrsammlung des Faches in Deutschland. Neben Zeichenübungen an den Fundstücken und Seminaren, die sich direkt mit Material aus der Sammlung beschäftigen, bietet die Lehrsammlung auch Räumlichkeiten für die Bearbeitung von Fundmaterial für Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen. 

Wegen dringenden Sanierungsarbeiten am eigentlichen Aufstellungsort befindet sich die Lehrsammlung derzeit in einem Interimsquartier in der Wilhelm-Röpke-Str. 6C.

Literatur:

N. N., Stein- und bronzezeitliche Funde Griechenlands aus der Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars. Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg 1 (Marburg 1977).

T. Mühlenbruch, Das Geoarchäologische Labor und die Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität Marburg. In: F. M. Müller (Hrsg.), Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit. Archäologie: Forschung und Wissenschaft 4, SPECTANDA – Schriften des Archäologischen Museums Innsbruck 3 (Münster/Wien 2013) 441–443.