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Terra Sigillata - Schüssel Dragendorff 37 und Formschüssel
Robin Dürr
Datierung: 160 – 180 n. Chr.
Inventarnummer: 20122b und 12708
Fundort: unbekannt
Unter der Regentschaft von Kaiser Trajan erreicht das römische Reich im Jahr 117 n. Chr. seine größte Ausdehnung. Die romanisierte Welt reicht von dem in Britannien gelegene Hadrianswall im Norden bis an den Rand der Sahara im Süden und von den Säulen des Herakles (Gibraltar) im Osten bis in den heutigen Irak. Kurz gesagt, 8,3 Mio. km2 der Welt sind romanisiert.
Die Uniformität die daraus resultierte, wird am deutlichsten bei einer Betrachtung der Objekte des täglichen Lebens. Als Beispiel par excellence kann hier die Terra Sigillata gesehen werden.
Terra Sigillata ist der terminus technicus einer Keramikgattung, welche aus archäologischer Sicht als Leitfossil der römischen Kaiserzeit gesehen werden kann. Die Terra Sigillata (einfach mit TS abgekürzt) wird aufgrund ihrer feinen Oberfläche als Tafelgeschirr bezeichnet. Ausschlaggebend dafür ist vor allem ein vor dem Brand aufgetragener feiner Tonschlicker, der nach dem oxidierenden Brand aufgrund einer Reaktion des Eisenoxids Hämatit mit Sauerstoff einen charakteristischen, rot glänzenden Überzug bildet.
Neben den einfacheren glatten Formen ist die Terra Sigillata bekannt für ihre teils aufwändigen Verzierungen. Von den drei Hauptdekorvarianten: Appliken, Barbotinedekor und Modelware handelt es sich bei dem hier vorgestellten Stück um einen Vertreter der letztgenannten Gruppe.
Charakteristisch für diese Gruppe ist die Herstellung der Verzierung mit Hilfe einer Formschüssel (ebenfalls im Bild). Diese dickwandigen Schüsseln besitzen auf der Innenseite negative Verzierungen, welche mithilfe einzelner Punzen eingebracht wurden. Durch das Einpressen von Ton wird die gewünschte Verzierung dann auf das eigentliche Gefäß übertragen. Im lederharten Zustand wird der Rohling anschließend mit einer Engobe überzogen, bevor die Schüssel dann durch einen oxidierenden Brand ihre charakteristische dunkel- bis orangerot glänzende Oberfläche erhält.
Anhand der verwendeten Einzelpunzen sowie verschiedener Punzenensemble ist es möglich, sogar kleine Sigillata Fragmente einem Töpfer bzw. einer Werkstätte zuzuordnen. Dies wird noch vereinfacht, wenn auf dem Gefäß, wie in diesem Fall, ein Töpferstempel angebracht ist.
In diesem Fall ist deutlich COBNERTUSF zu lesen. Während der Buchstabe „F“ am Ende als Abkürzung für fecit (lat. hat gemacht) steht, ist COBNERTUS der Name des Töpfers. Anhand der verwendeten Punzen wird die Scherbe der Serie Cobnertus III zugeordnet und datiert in die Jahre 160 – 180 n. Chr.
Literatur:
Ch. Hinker, Ausgewählte Typologien provinzialrömischer Kleinfunde. Eine theoretische und praktische Einführung. Beiträge zur Archäologie 8 (Wien 2013) 196-233.
A. W. Mees, Organisationsformen römischer Töpfer-Manufakturen am Beispiel von Arezzo und Rheinzabern unter Berücksichtigung von Papyri, Inschriften und Rechtsquellen. Monogr. RGZM 52 (Mainz 2002).
H. Ricken/Ch. Fischer, Die Bilderschüsseln der römischen Töpfer von Rheinzabern. Textbd. mit Typenbildern zu Kat. VI der Ausgrabungen von Wilhelm Ludowici in Rheinzabern 1901–1914. Mat. Röm.-Germ. Keramik 7 (Bonn 1963).