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"Die Produktionsgeschichte der BMW AG. Von einem lokalen Unternehmen zu einem globalen Konzern."

Mit dem Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und dem damit zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft setzte auch der Wunsch der Bevölkerung nach mehr Mobilität ein. Das Auto, besonders der VW Käfer, wurde zum Symbol des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs Westdeutschlands. Während Konzerne wie Volkswagen, Daimler, Ford und Opel zu den Gewinnern dieser Zeit avancierten, erlebten die Bayerischen Motoren Werke in den 1950er Jahren die größte Unternehmenskrise ihrer Geschichte, die fast zum Verkauf an Daimler führte. Grund hierfür waren neben der Produktpolitik, die am Markt vorbei ging, auch die erschwerten Startbedingungen von BMW: die Zerstörungen des Werks München, Demontagen und das langanhaltende Produktionsverbot. Der bisherige Schwerpunkt im Flugmotorenbau und die Teilung Deutschlands erwiesen sich als besonders schwerwiegende Hypothek. Dem im Zweiten Weltkrieg zum Rüstungsbetrieb aufgestiegenen Unternehmen war die Fortführung der Flugmotorenfertigung untersagt und gleichzeitig verschwand der bisherige Automobilstandort Eisenach hinter dem Eisernen Vorhang. Im Gegensatz zu anderen Automobilunternehmen musste BMW deshalb in dem bisherigen Flugmotorenwerk München die Fertigung von Automobilen von null auf neu aufbauen. 

Heute gehört die BMW Group, neben Mercedes-Benz und Volkswagen, zu den zehn größten deutschen Konzernen. Im Hinblick auf diesen Erfolg und die herausfordernden Startbedingungen des Unternehmens ist es besonders überraschend, dass die Produktion bei der BMW AG bisher keinen Eingang in die historische Forschungslandschaft fand. Diese Lücke soll das vorliegende Dissertationsprojekt schließen und anhand von historischen Quellen aus dem BMW Group Archiv sowie aus Archiven anderer Automobilkonzerne und staatlicher Stellen die Geschichte der BMW Automobilproduktion empirisch aufarbeiten und sie in ihren historischen Kontext setzen.

Die hier vorgestellte Forschungsarbeit befasst sich daher zum einen mit den technologischen Entwicklungen, deren rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie den BMW spezifischen Standortentscheidungen, die nach dem Erfolg der „Neuen Klasse“ eine Expansion notwendig machte und legt einen Fokus auf die Zusammenhänge zwischen Produktion und Mitarbeiterschaft sowie deren Beteiligung daran. Kern dieser Arbeit sollen dabei die Automatisierung und Humanisierung sowie die Flexibilität in der Automobilproduktion, von der erwähnten Unternehmenskrise in den 1950er Jahren bis in das Jahr 1996, sein. Dabei spielten nicht zuletzt die erwähnten Startbedingungen der BMW AG während der 1950er Jahre in der Automobilproduktion eine entscheidende Rolle. Hieraus ergibt sich beispielsweise die Frage, wie das Unternehmen von einem krisenbedingten Investitionsstau zu einer modernen Automobilfertigung übergehen konnte.