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Master-Studiengang „Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte“

Foto: NASA

Der Marburger Master-Studiengang „Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte“ ist bundesweit einzigartig: Er beschränkt sich im Gegensatz zu vergleichbaren Angeboten nicht auf die Geschichte der industriellen Moderne, sondern ist konsequent epochenübergreifend konzipiert. Die historische Betrachtung begrenzt sich daher nicht auf das innere Europa, sondern blickt gleichermaßen auf seine sozialen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Welt. Die Studierenden erkunden die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft von der Antike bis in die jüngste Vergangenheit und erwerben dabei umfassende Qualifikationen.

  • Wozu Wirtschafts- und Sozialgeschichte?

    Der Geschichtswissenschaft generell geht es darum, den Wandel menschlicher Wirklichkeit in der Zeit zu untersuchen. Sie zielt darauf, die Fähigkeit zur Wahrnehmung dieses Wandels zu schärfen und kritische Instrumentarien für seine Erfassung, Analyse und Bewertung bereitzustellen. In Zeiten des beschleunigten globalen wirtschaftlichen und sozialen Wandels ist deshalb die wissenschaftliche Befassung mit der globalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte besonders relevant.

    Unter dem Eindruck der weltpolitischen Wende von 1989/91, der dadurch eingeleiteten „Zweiten Globalisierung“ und der Wirtschaftskrisen von globalen Dimensionen in den vergangenen Jahren ist in Politik, Öffentlichkeit und Forschung das Interesse an der Wirtschaftsgeschichte, insbesondere an den grenzüberschreitenden Verknüpfungen und Interaktionen neu erwacht. Dieses Interesse soll dieser Studiengang aufgreifen.

  • Was wird vermittelt?

    Der Studiengang vermittelt auf den Ebenen von Akteuren, Strukturen und Prozessen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung sowie die Interdependenzen mit Politik, Technik und Institutionen. Für Antike und Mittelalter beschränkt sich der Betrachtungsraum auf Europa und dessen wirtschaftliche Kontakte in den Orient, für alle nachfolgenden Epochen ist er auf alle Kontinente mit ihren unterschiedlichen Wirtschaftszonen ausgeweitet. Dieser Ansatz gewährleistet die Anschlussfähigkeit des Studiengangs zu anderen Disziplinen, zum Beispiel gegenüber der Politikwissenschaft, den Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie sowie weiteren Studiengängen an der Philipps-Universität wie der Geschichte der internationalen Beziehungen, der Friedens- und Konfliktforschung oder der Ethnologie.

    Inhaltlich thematisiert der Studiengang in erster Linie wirtschaftliche Akkumulationsprozesse, die effiziente Nutzung von Ressourcen sowie den Strukturwandel der Wirtschaft mitsamt den Auswirkungen auf die Gesellschaft unter Berücksichtigung der institutionengeschichtlichen Perspektive. Er trägt der unterschiedlichen methodischen Orientierung der beiden wissenschaftlichen Disziplinen Wirtschafts- und Geschichtswissenschaft Rechnung, zu denen er in interdependenter Beziehung steht: Zu den Wirtschaftswissenschaften mit ihrem „Denken in Modellen“ (Ernst Helmstädter) und zu der Geschichtswissenschaft mit ihrer Rekonstruktion von Komplexität.

  • Warum Wirtschaftswissenschaften und Geschichte in einem Studiengang?

    Mit Blick auf eine zunehmende Spezialisierung der Studiengänge ist es in Zeiten der Globalisierung eine wichtige bildungspolitische Aufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung und vor allem die grenzüberschreitenden Interaktionen und Verknüpfungen mitsamt ihren gesellschaftlichen Auswirkungen zum Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung und Ausbildung zu machen. Dazu sind entsprechende wirtschaftswissenschaftliche Grundkenntnisse unbedingt erforderlich, die in diesem Studiengang durch ausgewählte Importmodule sichergestellt werden. Bereits dadurch unterscheidet sich dieser Studiengang von bereits bestehenden Studienangeboten zum Thema internationale Beziehungen, die in den allermeisten Fällen die Politik im Blick haben. Wo im deutschsprachigen Raum die internationale Wirtschaftsgeschichte im Mittelpunkt eines Studiengangs steht, bezieht sich diese in der Regel auf die Neuere und Neueste Geschichte. Der Marburger Studiengang ermöglicht dagegen einen Abschluss wahlweise mit einem Schwerpunkt auf der Neueren/Neuesten, der Mittelalterlichen oder der Alten Geschichte – oder ein gleichberechtigtes epochenübergreifendes Studium der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Darüber hinaus legt der Studiengang besonderen Wert auf Praktika, die nach Absprache mit einer Vielzahl an Wirtschaftsunternehmen und außeruniversitärer Einrichtungen die Absolventinnen und Absolventen in die praxisbezogene Forschung einbeziehen.

  • Wie ist der Studiengang aufgebaut?

    Im ersten Studienjahr (insgesamt 30 LP) stehen die wirtschafts- und sozialhistorischen sowie die wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen im Fokus. Ergänzt werden die Seminare und Vorlesungen durch methodische und theoretische Vertiefungen (z.B. die Teilnahme am Fachkolloquium). Im dritten Semester wird nach den eigenen Interessen und Neigungen mit einem eher forschungsorientierten oder einem praxisorientierten Studienverlauf ein individuelles Portfolio gewählt. Im praxisorientierten Studienverlauf ist nun Zeit für ein bis zwei mehrmonatige Praktika, im forschungsorientierten Verlauf werden dagegen Recherche- und Methodenkompetenzen im wissenschaftlichen Bereich erprobt und ausgebaut (beides im Umfang von 33 LP). Abgeschlossen werden beide Verläufe im vierten Semester mit einer Abschlussarbeit und einer Disputation (30 LP).

Der Studiengang steht Bachelor-Absolventen einer Vielzahl von Fächern offen: der Geschichtswissenschaften, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Rechtswissenschaften sowie der Kultur- und Sprachwissenschaften. Der Aufbau des Studiengangs fördert den Erwerb von berufspraktischen Kenntnissen und Auslandserfahrung.

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