23.11.2017 Erster „Tag der Lehre“

Universität Marburg fördert neue Lehrformate mit rund 80.000 Euro

Gruppenfoto der Preisträgerinnen und Preisträger am "Tag der Lehre"
Foto: Markus Farnung
Tauschten sich am „Tag der Lehre“ intensiv über Lehrformate aus: Dr. Alissa Theiß, Dr. Tobias Breuer, Lisa Reimann, Prof. Dr. Thomas Bauer, Prof. Dr. Evelyn Korn, Dr. Stephan Imhof, Prof. Dr. Hanna Christiansen, Dr. Antje van Elsbergen, Prof. Dr. Elisabeth Schulte und Prof. Klaus Lomnitzer (v.l.).

„Viele tolle Ideen blühen im Verborgenen – wir möchten die Sichtbarkeit für neue Lehrmethoden und -konzepte erhöhen und eine Plattform schaffen, um diese fest in der Lehre zu verankern “, sagte Prof. Dr. Evelyn Korn, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Universität Marburg, am ersten „Tag der Lehre“, der am 22. November 2017 im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg stattfand. Am Abend zeichnete Korn im Namen des Präsidiums acht Lehrende und eine Studentin für ihre Projekte aus, die sie im Rahmen des Wettbewerbs „Lehre@Philipp“ eingereicht hatten. In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen die Preisträgerinnen und Preisträger untereinander und mit dem Publikum über ihre Lehrmethoden ins Gespräch.

Gewonnen haben acht Projekte aus unterschiedlichen Fachbereichen – darunter ein digitales Lernspiel in der Linguistik, Live-Votings in volkswirtschaftlichen Vorlesungen oder ein Projekt, in dem Studierende der Bildenden Kunst und der Psychologie gemeinsam psychologische Kinderbücher entwickeln. „Mit dieser Auszeichnung möchten wir das Engagement der Lehrenden und Studierenden honorieren. Sie haben sehr kreative Ideen entwickelt, die die Qualität der Lehre an der Universität Marburg stärken werden“, sagte Prof. Dr. Korn. Ausgezeichnet wurden acht Lehrende: Prof. Dr. Thomas Bauer, Dr. Tobias Breuer, Prof. Dr. Hanna Christiansen, Dr. Antje van Elsbergen, Dr. Stephan Imhof, Prof. Klaus Lomnitzer, Prof. Dr. Elisabeth Schulte und Dr. Alissa Theiß. Für die Umsetzung ihrer Masterarbeit in der Lehre erhielt Lisa Reimann eine Förderung.

Im Anschluss an die Preisverleihung referierte Dr. Birgit Szczyrba vom Zentrum für Lehrentwicklung der TH Köln zum Thema „Was inspiriert Lehrende und Lernende?“. Dabei betonte sie: „Inspiration lebt vom Unbekannten – und davon, dass man sich einfach traut.“ Auch das Feedback der Lernenden sei von zentraler Bedeutung. Dieses aber solle über das reine Ausfüllen von Fragebögen am Ende eines Seminars hinausgehen.

Über ihre Evaluationsmethoden diskutierten auch die Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam mit Dr. Katja Franz und Dr. Birgit Szczyrba bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Die Anonymität von Fragebögen sei oftmals hilfreich, dennoch schätzten alle Lehrenden den Dialog mit ihren Studierenden. In Vorlesungen und Seminaren müsse den Studentinnen und Studenten ermöglicht werden, kritische Fragen zu stellen und die Lehrmethoden zu hinterfragen. Denn manche Idee sei vielleicht nicht perfekt – könne aber andere zu neuen Ideen inspirieren. Wichtig sei gegenseitige Wertschätzung, ein Bezug der Lehrinhalte zum wahren Leben und nicht zuletzt – Spaß.

Die ausgezeichneten Projekte:

Es wurden drei Konzept- und fünf Methodenpreise vergeben:

Prof. Dr. Thomas Bauer vom Fachbereich Mathematik und Informatik erhält den Konzeptpreis mit einer Förderung von 19.500 Euro für die Verbesserung der Studieneingangsphase in der Mathematik. Viele Studierende haben hier Wissenslücken – diese sollen evidenzbasiert durch die Anpassung der Anfängervorlesung geschlossen werden.

Dr. Tobias Breuer vom Fachbereich Physik möchte das Laborpraktikum in der Physik didaktisch modernisieren. Das Preisgeld von 18.850 Euro wird er nutzen, um den Studierenden das freie Experimentieren zu ermöglichen.

Lisa Reimann, Studentin am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften, entwickelte ein Online-Lernspiel für die Linguistik. Durch den Preis für ihr Konzept und die damit verbundene finanzielle Förderung von 7.000 Euro kann sie das „Serious Game“ nun auch als App für Smartphones umsetzen.

Prof. Dr. Hanna Christiansen vom Fachbereich Psychologie und Prof. Klaus Lomnitzer vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften animieren Studierende der Kunst und der Psychologie, gemeinsam psychologische Kinderbücher zu erschaffen. Diese Bücher können in der Arbeit mit Kindern, Eltern und Therapeuten eingesetzt werden und sind eine Methode des fachbereichsübergreifenden Lernens – die Lehrenden erhalten für ihr Konzept 4.000 Euro.

Dr. Antje van Elsbergen vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie erhält eine Förderung von 7.300 Euro für die Entwicklung inklusiver Prüfungsformen. Ihre Methode sieht die Isolation verschiedener Sinne (etwa des Sehsinns mit speziellen Brillen) vor. Damit möchte sie den Studierenden einen neuen Zugang zu Sammlungsobjekten ermöglichen und ihre Wahrnehmung aller Sinne in der Kunstvermittlung stärken.

Dr. Stephan Imhof vom Fachbereich Biologie möchte in der Lehre so nah wie möglich an die Realität – deshalb müsse man den Hörsaal auch mal verlassen. Seine Methode sieht vor, den Botanikkurs im Freien digital zu unterstützen. Studierende können vor Ort mithilfe mobiler Endgeräte „assoziative Anker“ setzen, die ihnen eine Merkhilfe für theoretische Inhalte sein können. Die Methode wird mit 4.500 Euro gefördert.

Prof. Dr. Elisabeth Schulte vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften möchte Feedback zwischen und von Studierenden für die Lehrenden stärker nutzen. Durch die Rückmeldung können Studierenden ihren Lernfortschritt besser einschätzen. Der Einsatz digitaler Hilfsmittel ermöglicht eine Feedbackkultur auch in großen Gruppen. Ihre Methode wird mit 5.500 Euro gefördert.

Dr. Alissa Theiß vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften möchte Studierenden neue Wege der Kunstvermittlung im Bereich der mittelalterlichen Literaturwissenschaft zeigen. Ihre Methode wird mit 13.000 Euro gefördert. Sie verknüpft Germanistik und Kunstwissenschaft und stärkt das interdisziplinäre Arbeiten mit einem blended-learning-Ansatz – also der Möglichkeit, Präsenzveranstaltungen und E-Learning zu kombinieren.

Der Wettbewerb:

Insgesamt gab es 22 Einreichungen im Wettbewerb „Lehre@Philipp“. Vorgabe des Wettbewerbs war, eine sichtbare Innovation in die Lehre einzubringen oder zur Verbreitung von Konzepten beizutragen, die sich bereits in der Erprobung befinden. Weitere Kriterien waren unter anderem die Förderung von Motivation und Begeisterung für das Fach, eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis und die Förderung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden. Die Gesamtfördersumme beträgt rund 80.000 Euro.

 

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