17.01.2022 VORTRAG: Kunst im öffentlichen Raum mit BETTINA PELZ, Kuratorin

Online, Mittwoch 19.01.2022 um 18 Uhr (s.t.)

Katja Heitmann. LICHTROUTEN Luedenscheid 2018 Photo Jennifer Braun

Wir freuen uns, für den kommenden Mittwoch einen Online-Vortrag zum Thema "KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM" von Bettina Pelz im Rahmen des Kolloquiums ankündigen zu dürfen. Bettina Pelz ist als erfahrene Kuratorin in diesem Jahr mit der Leitung des Kunstprojekts KUNST.LABOR.STADT.PLATZ am Rudolphsplatz in Marburg betraut. Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Marburg werden mit Fokus auf den Rudolphsplatz verschiedenste Kunstprojekte realisiert werden. Auch das Institut für Bildende Kunst ist mit einem Projekt vor Ort beteiligt.
Der Vortrag und die anschließende Diskussion bieten uns die Gelegenheit Einblick in die Geschichte und aktuellen Herausforderungen und Chancen von Kunst im öffentlichen Raum und die kuratorische Arbeit zu bekommen.

Der Link zur Online-Veranstaltung:

<https://uni-marburg.webex.com/uni-marburg-de/j.php?MTID=mba9ae5f2cc58fa572715eb7dfa6e2b6e>

KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Seit den 1950er Jahren sind Interventionen und Aktionsbilder, Performances und Happenings Teil der städtischen Performance geworden, fast so wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts László Moholy-Nagy am Bauhaus es sich vorgestellt hatte, dass Lichtfresken, Polykinos und Wolkenprojektionen Teil des zukünftigen Stadtbildes sein würden. Zu den Meilensteinen dieser Entwicklung gehören die großformatigen kinetischen Installationen von Nicolas Schöffer ab Ende der 1950er Jahre oder die Projekte, die Gyorgy Kepes den 1960er Jahren vorschwebten. Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) Boston gründete er 1967 das „Center for Advanced Visual Studies (CAVS)”. Seine Idee war es, großformatige Stadt- und Landschaftsinterventionen zu ermöglichen. Licht, Luft und Wasser als omnipräsente Materialien, Wetter und andere natürliche Systeme in ihrer zyklischen Verfasstheit als universelle Systeme sollten das Zusammenspiel von sinnlichen und medialen Prozessen im Wechselspiel mit der menschlichen Wahrnehmung choreografieren. So entstand eine Vielzahl von Projekten in den USA und Deutschland.

Parallel hatte sich auch die Land-Art entwickelt, die ausgewählte geologische Habitate, geographische Besonderheiten oder ökologische Eigenarten zum Material der Kunst machte. Künstler_innen wie Walther de Maria, Nancy Holt, Robert Smithson und James Turrell suchten den Dialog mit Umwelt und Gesellschaft; Joseph Beuys führte den Begriff der Sozialen Skulptur ein; Mario Merz und Jannis Kounellis entwickelten die Idee der Arte Povera, die auf die Verwendung von Materialien setzte, die als nicht-künstlerisch oder wertlos galten, weiter. Die verschiedenen Ansätze verwebten sich zu ästhetischen Strategien, die eine Vielzahl von Ermöglichungsorten für Kunst im öffentlichen Raum hervorbrachten, darunter die Documenta ab 1957 als Kunstprojekt der Bundesgartenschau und die Skulptur-Projekte Münster ab 1977. Statt der bis dahin üblichen „drop sculptures“ wurden jetzt ort- und kontext-spezifische Projekte entwickelt. Sie veränderten Perspektiven und Proportionen, Formen und Farben, Sinnbezüge und Symboliken. Eingebettet in die materielle Dinglichkeit und der symbolischen Kraft eines Gewohnheitsraums entstanden Seh- und Denkräume, in denen sich neue Einblicke und Optionen formten. Es entstand eine Art neue Sensibilität für das Erscheinungsbild von Orten, Werken und Atmosphären und der Kanon der bildenden Kunst erweiterte sich.

Im Kontext der Kunst des 21. Jahrhunderts sind Kunstintervention im öffentlichen Raum Teil von Diskussion- und Gestaltungsprozessen, die an dem Diskurs um die Zukunft von Öffentlichkeit und Stadt beteiligt sind. Bettina Pelz skizziert im Rahmen ihres Vortrags die Entwicklungen, die das Ideengelände von Kunst im öffentlichen Raum geprägt haben. In der anschließenden Diskussion geht es um die Frage, welche Rolle Kunst im öffentlichen Raum in Marburg spielen kann und welche Positionen Kunstwissenschaft und künstlerische Praxis beziehen können.

BETTINA PELZ

Bettina Pelz ist Kuratorin mit dem Schwerpunkt Kunst-im-Kontext. Seit 1996 entwickelt sie als freie Kuratorin Projekte, die außerhalb des White Cube umgesetzt werden. Zu ihren Spielstätten gehören kulturhistorische Orte ebenso wie ökologische Habitate, post-industrielle Umgebungen und gesellschaftliche Unorte. Sie war international an Projekten in Afrika, Asien, Europa sowie in Nord- und Mittelamerika beteiligt.

Sie ist Gründungskuratorin mehrerer nachhaltiger Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekte, darunter LICHTROUTEN Lüdenscheid (de) seit 2002, GLOW Eindhoven (nl) von 2006 bis 2009, NARRACJE Gdansk (pl) von 2009 bis 2011, INTERFERENCE Tunis (tn) seit 2016 und RESPONSIVE Halifax (ca) im Jahr 2017. Im letzten Jahr kuratierte sie erstmals das LICHTSTROM Festival in Ingolstadt. In diesem Jahr ist sie die künstlerische Leitung des Projektes KUNST.LABOR.STADT.PLATZ und entwickelt und koordiniert Kunstprojekte für den Rudolphsplatz in Marburg.

bettinapelz.de

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