24.10.2018 Gab es vor Gutenberg schon Bücher?

Der Handschriftencensus auf dem Mainzer Wissenschaftsmarkt 2018

Unter der Frage „Gab es vor Gutenberg schon Bücher?“ war die Arbeitsstelle des Handschriftencensus auf dem 17. Mainzer Wissenschaftsmarkt am 08. und 09. September 2018 vertreten, der jährlich von der Mainzer Wissenschaftsallianz und der Stadt Mainz veranstaltet wird. Der Handschriftencensus ist am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters an der Philipps-Universität Marburg angesiedelt und wird von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur gefördert.

Die MitarbeiterInnen sowie die studentischen Hilfskräfte des Projekts boten zahlreiche Aktivitäten rund um die mittelalterliche Buch- und Schriftkultur an ihrem Stand an:

  • Ausmalbilder
  • Wachstäfelchen zum Selbstmachen
  • Fragmentepuzzle
  • Buttons

Vorlagen der Ausmalbilder waren Illustrationen aus bekannten deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters (etwa Heinrichs von Veldeke ‚Eneasroman‘ oder der Turmbau zu Babel aus der ‚Weltchronik-Kompilation‘ Heinrichs von München).

Ein besonderes Highlight am Stand war das Herstellen mittelalterlicher Wachstäfelchen, dem Notizbuch des Mittelalters. Eigens für den Wissenschaftsmarkt wurden von einem Schreiner ausgefräste Holztäfelchen samt stilus (Griffel) angefertigt, die mit Lederbändern zu einem Diptychon verbunden wurden. Anschließend wurde Wachs mit Ruß schwarz eingefärbt, um die später eingravierte Schrift besser lesbar zu machen. Jetzt waren die BesucherInnen gefragt, dass flüssige Bienenwachs auf der Wachstafel gleichmäßig zu verteilen. Nach wenigen Sekunden war das Notizbuch des Mittelalters hergestellt und einsatzbereit. Mit dem Griffel wurden dann erste Schriftproben durchgeführt.

Mit dem Fragmentepuzzle wurden die BersucherInnen unversehens zu HandschriftenbearbeiterInnen, die die zerteilten Farbkopien wieder mit Unterstützung der MitarbeiterInnen des HSC zusammengefügt haben. Dies bot zugleich Gelegenheit, über die Hintergründe der Makulierung von mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften sowie ihre Anschlussverwendung (etwa als Bucheinband) zu informieren.

Frankfurt a. M., Universitätsbibl., Ms. germ. fol. 5

Die Buttons zeigten beispielsweise Autorenporträts aus der berühmten Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse). Auf der Rückseite wurden die Buttons mit einem QR-Code ausgestattet, mit dem man die entsprechende Beschreibung der Handschrift im Handschriftencensus aufrufen kann.

Der große Andrang mit BesucherInnen im Altersspektrum von 5–85 zeigt, dass das Mittelalter und da insbesondere die handgeschriebenen Bücher seither nichts von ihrer Faszination verloren haben!

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