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2. Langzeitdiachronie und Typologie (Proff. Fleischer, Cysouw)

Im langfristigen Forschungsprogramm ist die theoretische und empirische Reichweite der Erkenntnismöglichkeiten zu bestimmen, die das „Testlabor“ birgt. Nach dem jetzigen Erkenntnisstand der Sprachwandeltheorie ist es sehr wahrscheinlich, dass die etablierten Faktoren und Prinzipien über den Grundbestand an Daten hinaus verallgemeinerbar sind. Deswegen ist es erforderlich, genau zu bestimmen, inwieweit die Generalisierbarkeit der an der Kurzzeitdiachronie einer Einzelsprache gewonnenen Ergebnisse zeitlichen und typologischen Beschränkungen unterliegt.
Daher untersucht die Arbeitsgruppe zur Langzeitdiachronie des Deutschen seit althochdeutscher Zeit, inwieweit sich die für die Sprachsituation ab dem späten 19. Jahrhundert als relevant erweisenden Prinzipien und Faktoren auch auf die ältere Sprachgeschichte des Deutschen übertragen lassen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Sprachsituation seit Beginn der neuhochdeutschen Sprachstufe durch Etablierung der neuhochdeutschen Schriftsprache und ihrer regional sehr unterschiedlichen mündlichen Realisierung sowie verschiedene Normierungsprozesse grundlegend verändert hat. Zwar stehen naturgemäß für ältere Sprachstufen weniger und schlechter kontrollierbare Daten zur Verfügung, doch wird dieser Mangel durch die lange und reiche Überlieferung des Deutschen teilweise ausgeglichen, da sie es ermöglicht, diachrone Entwicklungen nachzuvollziehen.
Die Sprachtypologie setzt die Erkenntnisse über die historischen Sprachstufen und Dialekte des Deutschen in Beziehung zu übereinzelsprachlichen Erkenntnissen über linguistische Eigenschaften und Entwicklungstendenzen. Der quantitative Ansatz der Marburger Typologie kann durch die Analyse großer Datenmengen z.B. im Projekt zum „Sprachvergleich anhand von Paralleltexten“ und „Quantitative Historical Linguistics“ durch hochentwickelte und international richtungsweisende Methoden belastbare Erkenntnisse gewinnen.

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