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Alemannisch variativ
In dem DFG-Projekt "Alemannisch variativ. Sprachgeographische und dialektometrische Untersuchungen zum historischen Dialekt in Baden und dem Elsass anhand der wiederentdeckten 'Maurer-Fragebögen'" soll erstmalig ein historischer Sprachraum des Deutschen unter sozialdialektologischer Perspektive und mit dialektometrischen Analysen systematisch erschlossen werden. Grundlage hierfür ist ein wiedergefundener Datensatz von ca. 2500 Dialektfragebögen einer Erhebung, die unter der Leitung von Friedrich Maurer im Jahr 1941 im gesamten damaligen sog. Gau Baden-Elsass durchgeführt wurde. (1) Aus dialektgeografischer Sicht bietet das digitalisierte Material vielfältige Möglichkeiten, die Raumbildung im Untersuchungsgebiet (etwa an der Rheingrenze sowie im alemannisch-fränkischen Übergangsgebiet) sowie einzelne Dialektphänomene zu untersuchen und durch den Vergleich mit älteren und jüngeren Erhebungen den Wandel zeitlich präzise zu rekonstruieren. (2) Die Erhebung zeichnet sich durch die Einbeziehung verschiedener sozialer Parameter der Gewährspersonen (neben Alter und Beruf auch Angaben zur Mobilität) und der Erhebungsorte (Anteil von Bauern/Arbeitern) aus. Am aggregierten Sprachmaterial wird es so möglich, soziodialektologische Hypothesen zur geographischen Verteilung von Innovationen und damit zum Sprachwandel zu überprüfen, die mit anderen dialektgeographischen Datensätzen nicht getestet werden können. (3) Das Material bietet die Chance, einen wichtigen methodologischen Beitrag zur Dialektgeographie zu leisten. So ist durch Vergleich mit dem Deutschen Wortatlas aufgrund seiner sehr ähnlichen Erhebungsmethode und des fast identischen Erhebungszeitpunkts erstmals eine Reliabilitätsuntersuchung für die indirekte Erhebungsmethode möglich (in ca. einem Drittel überschneiden sich die lexikalischen Abfragen). Überdies erlauben die genauen Angaben zur Erhebung die empirische Untersuchung des Einflusses der Erhebungsart (Beantwortung durch die Lehrperson, Beantwortung durch die Schüler, Beantwortung durch ältere Dorfbewohner). Im Projekt sollen die Daten für solche Untersuchungen digitalisiert und zu allen drei Fragen Analysen durchgeführt werden. Das digitalisierte Material wird nach Abschluss des Projekts auch anderen Forschenden frei zur Verfügung stehen. Langfristig sollen die Daten Teil einer Arbeitsumgebung werden, in der sie mit anderen Datensätzen aus Südwestdeutschland und dem Elsass verlinkt sind. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg (Prof. Dr. Peter Auer) bearbeitet.