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Phonotaktik der Dialekte in Deutschland

Die vergleichende Beschreibung und Analyse der phonotaktischen Struktur von Dialekten ist sowohl für das Deutsche als auch für die Sprachen der Welt ein Forschungsdesiderat. Das DFG-Projekt „Phonotaktik der Dialekte in Deutschland. Ersterschließung der arealen Diversität auf Grundlage gesprochener Sprache" zielt auf die phonotaktisch-phonologische Erschließung der Dialekte in Deutschland und somit für einen Kernbereich der Grammatik auf die areale Diversität des Deutschen ab. Das Projekt soll in zwei wesentliche Forschungslücken vorstoßen, die wir in den Bereichen der Kombinatorik von Lauten und der Typizität von Lautgruppen einerseits sowie im Bereich der prosodischen Strukturierung von phonologischen Einheiten und der Regelgebundenheit phonotaktischer Muster andererseits lokalisieren. Im Einklang mit diesen Forschungslücken ist das übergeordnete Ziel des Projekts die erstmalige Dokumentation und Analyse der phonotaktischen Struktur der deutschen Dialekte auf gesprochensprachlicher Grundlage. Die damit verbundene leitende Forschungsfrage zielt auf die areale Abhängigkeit ab und lautet: „In welchem Maße sind phonotaktische Strukturen für die Dialekte des Deutschen raumbildend?“ Um diese Frage zu beantworten, wird im Arbeitsprogramm auf Grundlage gesprochener Sprache ein Korpus im Umfang von ca. 350.000 Wörtern erstellt, das von uns in einer Weise linguistisch aufbereitet wird, die gezielt phonotaktische Analysen sowohl auf Wort-, als auch auf Silben-, Laut- und Merkmalsebene ermöglicht. Das Korpus wird über eine Datenbank für die Forschung zugänglich gemacht und so angelegt sein, dass auf verschiedenen linguistischen Ebenen vergleichende Studien zwischen den Großräumen der deutschen Dialekte möglich werden. So wollen wir im Projekt prüfen, welche Lautabfolgen in den Dialekten überhaupt möglich sind und inwieweit sich diese von denen der Standardsprache unterscheiden. Zudem gilt es, die phonetisch-phonologisch und morphologisch motivierten Ordnungsprinzipien aufzudecken, die die phonotaktischen Möglichkeiten der Dialekte lizenzieren (z. B. Einhaltung von Sonoritätsabfolgen, Wortartenbeschränkungen, Ober- und Untergrenzen von Lautclustern). Unser Projekt wird damit zum Testlabor für linguistische Theorien, etwa im Bereich des Silbenaufbaus, der Silbenkomplexität und der Prosodischen Phonologie. Mit dem Projekt erschließen wir für zentrale Bereiche des Sprachsystems empirisches Neuland und bedienen ein areal ausgerichtetes Interesse in der Phonologie und Morphophonologie sowie ein auf Mikroebene gelagertes Interesse in der Sprachtypologie.