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Regionalsprachliche Spektren im Raum. Zur linguistischen Struktur der Vertikale

von Roland Kehrein 

Darüber, dass sprachliche Variation zwischen Standardsprache und Dialekt in den einzelnen Regionen des Deutschen in unterschiedlicher Weise stattfindet, besteht in der Wissenschaft seit vielen Jahren Konsens. Eine empirische Basis, welche diese Annahme stützt, fehlt allerdings noch weitgehend.
Die vorliegende Arbeit analysiert erstmals die vertikalen regionalsprachlichen Spektren an sieben Orten aus den wichtigsten Dialektregionen in Deutschland anhand direkt vergleichbarer Sprachdaten. Dabei werden verschiedene Methoden der modernen Variationslinguistik kombiniert: die Messung des phonetischen Abstands einer Sprachprobe von der Standardaussprache (Dialektalitätsmessung), die Variablenanalyse sowie perzeptionslinguistische Experimente und statistische Verfahren. Auf diese Weise wird es nicht nur möglich, die jeweiligen regionalsprachlichen Spektren exakt zu beschreiben: Es lassen sich auch die gegenwärtigen sprachdynamischen Prozesse erkennen und erklären, die zur Herausbildung der beobachtbaren Repertoire-/Sprechertypen und damit der unterschiedlichen Strukturen des Variationsraums zwischen Standardsprache und Dialekt geführt haben.
Dadurch ist es auch möglich, Prognosen über zukünftige Entwicklungen anzustellen. Schließlich liefert die perzeptionsgeleitete Analyse des Grenzbereichs zwischen der Standardsprache und den Regionalsprachen klare Belege für die Existenz der als "(fast) reines Hochdeutsch" wahrgenommenen gesprochenen Standardsprache im kommunikativen Alltag sowie ihrem Stellenwert als Orientierungsgröße bei den Beurteilergruppen im gesamten Bundesgebiet. 

Beiheft 152

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