Hauptinhalt

Big in Japan

Galerie anzeigen

Praktikum und Studium in Japan an der Reitaku Universität

Allgemeine Informationen

– Studiengang: MA Deutsch als Fremdsprache
– Heimatuniversität: Philipps-Universität Marburg
– Gastuniversität: Reitaku Universität in Kashiwa (Japan)
– Wintersemester 2022/23 (3. Fachsemester)
– Zeitraum des Semesters: Mitte September bis Ende Januar
– studien-internes Praktikum: Unterrichtspraktikum + online Begleitseminar
– Umfang: mind. 12 Hospitationen und mind. 12 eigene Unterrichtseinheiten
– Studium: diverse Kurse auf Englisch und Japanisch u.a. für Studium international
– Unterbringung: Dormy Matsudo in Kita-Matsudo
– Austauschstudent: Malte Zinn

Bewerbung, Vorbereitung und Anreise

Für mich war schon beim Einschreiben für den Master Studiengang klar, dass ich das obligatorische Praktikum in Japan machen wollte, und wusste auch, dass mit der Reitaku Universität eine Partneruniversität existiert. Ich habe im ersten Semester Kontakt zu Frau Lazovic, der damaligen Zuständigen des Fachbereichs, aufgenommen und frühzeitig meine Bewerbung über mobility online ausgefüllt. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber die Bewerbung war der deutschen Bürokratie entsprechend sehr umfangreich (Sprachnachweise, Empfehlungsschreiben, Learning Agreement, Transcripts, später Reisepass etc.).

Außerdem habe ich mich um ein PROMOS-Stipendium beworben, wodurch ich ca. 1600€ erhalten habe. Ich habe mich dazu entschieden, sowohl das Praktikum als auch ein Auslandsstudium zu machen, weil man als Austauschstudent besser behandelt wird und man noch weitere Credits bekommen kann, wenngleich das Studienangebot nicht so gut zu DaF passt. Ansprechpartnerin in Japan hinsichtlich des Praktikums war Olga Czyzak, die auch früher in Marburg war. Allerdings wollte sie wohl die Universität wechseln, sodass ich nicht weiß, wer der neue Ansprechpartner ist. Auch Herr Kunimoto, der Ansprechpartner für das Auslandsstudium, hat offenbar die Uni verlassen.

Als Vorbereitung musste ich z.B. einen Reisepass und eine Kreditkarte beantragen, beides eigentlich unumgänglich. Wenn eure Kreditkarte in Konbinis etc. nicht funktioniert, dann probiert es bei der Post. Die Automaten dort sollten auf jeden Fall funktionieren. Bargeld kann man in Kashiwa wechseln lassen im Sky Plaza direkt neben dem Bahnhof. Da ich noch in der Corona-Zeit gereist bin, waren die Auflagen mit Tests und Zertifikaten und Apps sehr kompliziert, aber inzwischen sollte das aufgehoben sein. Japaner lieben es jedoch, die Maske zu tragen.

Vor der Abreise erhält man ein Dokument, mit dem man das Studentenvisum  beantragen kann. Das Problem war nur, dass das Dokument extrem spät kam, wir aber schon den Flug für den ersten September buchen sollten. Damals hieß es, die Bearbeitungszeit für das Visum betrage mindestens 2 Wochen, wobei ich mein Dokument erst 13  Tage vor dem Flug bekommen habe und dann auch noch unvollständig, sodass ich in der Botschaft noch nach Japan telefonieren musste. Glücklicherweise war das Visum am Tag meines Fluges da, sodass ich es vor dem Flug noch abholen konnte.

Da das Englisch-Niveau in Japan nicht überragend ist, sollte man vorher zumindest ein bisschen Japanisch lernen. Für das Modul studium international kann man sich zwar Sachen wie Gender Studies anrechnen lassen, aber im ganzen Vorlesungsverzeichnis gab es nur 2 Kurse, die irgendwie mit DaF zu tun hatten, und beide waren auf Japanisch. Im Alltag reichen die 3 Wörter: atsui (verdammt, ist es heiß hier), daijoubu (ok, kein Problem, alles gut), sugoi (toll).

Über die Uni und das Studium/Praktikum

Als Austauschstudent hat man das volle Programm geboten bekommen: Man musste gar nichts hinsichtlich der Unterkunft machen, sondern hat einfach ein Zimmer im Wohnheim bekommen, das ich auch im Frühjahr verlassen konnte, wann ich wollte. Männer müssen in das Wohnheim in Matsudo, wohingegen Frauen auch in das Uni-Wohnheim in Kashiwa auf dem Campus gehen können. Ich empfehle jedoch das externe Wohnheim in Kita-Matsudo, weil man dort ein eigenes Bad + mini-Küche hat, man im Gegensatz zum anderen Wohnheim auch nachts ein- und ausgehen darf und man dafür kein japanisches Bankkonto braucht. Kosten pro Monat für das Zimmer  waren ca. 450€. Außerdem haben wir von Der Uni SIM-Karten bekommen, japanische Bankkonten (wenn man sie gebraucht  hätte), Universitätsführungen etc. Es gab eine sogenannte Conversation-Partnership, bei der jeder Austauschstudent einen  japanischen Studenten an die Seite gestellt bekommen hat, die einem helfen konnten. Jeden Monat gab es auch Veranstaltungen zwischen allen Austauschstudenten und den japanischen Studenten. Wenn man nur das Praktikum macht, ist man zum Beispiel nicht in diesem Zirkel. Ich habe mich ca. zwei Wochen vor Semesterstart in die Kurse eingewählt und außerdem gibt es auch ein großes Angebot an Uni-Sport, wobei Badminton nicht so cool und anime-like war, wie ich dachte.

Die Uni-Tage waren deutlich länger als in Marburg, was auch daran lag, dass ich bestimmt 50 Hospitationen im Praktikum gemacht habe. Das Niveau gerade bei den Ichi-Nensei war noch relativ niedrig, sodass ich bei meinem eigenen Unterricht auch viel auf Japanisch erklärt habe. Die Klassengröße war meistens 10 bis 15 Leute mit natürlich ein paar Unterschieden im Niveau und der Motivation. Die Unterrichtserfahrung hat mir für meinen jetzigen Unterricht definitiv geholfen. Die Lehrer fokussieren sich eher auf task based language  learning und vermitteln Grammatik eher selten explizit. Außerdem nutzte man, untypisch für Japan, keine Tests. Apropos Tests, jeder muss einen Japanischkurs belegen und da gab es ständig Tests. Und insgesamt gab es immer viele Hausaufgaben mit  Deadlines zum Hochladen. Allerdings war der inhaltliche Anspruch einfacher als in Deutschland, sodass ich sogar mit den Kursen auf  Japanisch keine Probleme hatte. Man muss eigentlich nur das machen, was der Lehrer sagt. Ich denke, dass die Kurse auf Englisch relativ einfach für die meisten Deutschen sind. Ich empfehle den Kurs Japanese culture and religion. Der Weg vom Wohnheim Matsudo  beträgt ca. 10 Minuten mit dem Zug (Kita-Matsudo bis Minami-Kashiwa; man kann sich ein Pendlerticket holen) und dann nochmal ca.  15-20 Minuten zu Fuß / mit dem Bus. Die Uni ist sehr klein und besteht aus zwei Hauptgebäuden. Im Gebäude Kaede gibt es den  Studenten-Support. Im Gebäude Asunaro gibt es den sogenannten i-floor, wo viel auf Englisch gesprochen wird und man mit dem Floor-Staff und anderen Leuten sprechen oder Spiele spielen kann. Außerdem gibt es eine Bibliothek und eine Mensa auf dem Campus. Insgesamt hat mir die Uni sehr gut gefallen. Auch die Lehrer waren sehr nett.

Abseits der Uni

Matsudo und Kashiwa liegen in der Präfektur Chiba, welche direkt neben Tokio liegt, sodass man in 40 Minuten ganz einfach mit dem  Zug nach Tokio fahren kann. Das Bahnsystem in Japan ist ein wahrer Traum, aus dem man in Deutschland leider schnell wieder erwacht. Leute sollten sich schon in Deutschland eine SUICA-Card bestellen, eine Prepaid Karte für die Züge in Japan.

Sehenswürdigkeiten in Tokio sind u.a.: Meiji-jingu shrine, Asakusa, Skytree, Akihabara (anime und games), takeshita-street, Shibuya square + Hachikou, Tokyo dome (z.B. Wrestlekingdom im Januar), Ueno Park + Zoo, Kaiserpalast. In der Nähe sollte man außerdem Yokohama besuchen und Kamakura, welches eine sehr altertümliche Atmosphäre hat. Vor dem Rückflug sollte man sich in Narita den
Narita-Shrine angucken. 3 Stunden weiter im Norden in der Präfektur Nagano gab es im Winter sehr viel Schnee und gute Gelegenheiten zum Snowboarding.

Neben diesen Sehenswürdigkeiten war das Sozialleben sehr schön. Man kann oft in Izakayas und zum Karaoke gehen oder auch in Spielecenter wie round one. Konbinis haben rund um die Uhr geöffnet und generell ist Japan (bis auf z.B. Obst) nicht so teuer m.M.n. Ich empfehle definitiv die italienische Restaurantkette Saizeriya. Große Leute sollten sich darauf gefasst machen, sich ständig den Kopf anzustoßen. Für die Steckdose braucht man einen Adapter (Typ A), den man bestellen oder auch
in der Sky Plaza in Kashiwa kaufen kann. Japan ist übrigens selbst im Herbst sehr heiß und feucht.