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Sprache und Raum

Wenn wir über Raum sprechen, bilden wir die als dreidimensional wahrgenommene Welt eindimensional ab. Dies führt zu einer Reduktion an Information. Während wir mehrere Dinge im Raum gleichzeitig in ihren Bezügen zueinander wahrnehmen, werden die Relationen der Dinge beim Sprechen über Raum sukzessive benannt und linear aufgelöst. Wie diese Versprachlichung funktionieren kann, auf welche Raumkonzepte beim Sprechen über Raum Bezug genommen wird und wie anhand von Beschreibungen Raumvorstellungen von den Hörer*innen aufgebaut und rekonstruiert werden, können Sie mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung in Ihrer Abschlussarbeit in den Blick nehmen.

Einen interessanten Gegenstand bildet die Deixis. Welche raumdeiktischen Ausdrücke gibt es und wie können die durch diese Ausdrücke vermittelten Raumkonzepte beschrieben und systematisiert werden? Einen in diesem Zusammenhang weiteren interessanten Gegenstand stellen sprachliche Lokalisationen dar. Wie wird die Position von Objekten im Raum versprachlicht und welche Setzungen sind notwendig, um dem an sich isotropen Raum eine Richtung zu verleihen? Anhand komplexerer Texte wie Wohnungs-, Weg- oder Stadtbeschreibungen können unterschiedliche Linearisierungs- und Auswahlstrategien sowie kognitive Setzungen, die hierbei notwendig sind, beschrieben werden. In welche Segmente lassen sich Wegbeschreibungen gliedern und wie sind diese miteinander verbunden? Welche Wegmarken werden typischerweise gewählt und inwiefern haben einzelsprachliche Eigenschaften einen Einfluss auf die Konzeptualisierung von Raum?

Die zu analysierenden Daten können Sie entweder selbst erheben oder unterschiedlichen Medienformaten entnehmen. Hier gibt es je nach Themenschwerpunkt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, die von Wegbeschreibungen eines Navigationsgerätes über Stadtführungen in gedruckten Werken oder als Audioguide, über Wohnungsbeschreibungen bis zur Analyse von Bild-Textinteraktionen (wie etwa in Comics) reichen.

 

Mögliche Themen können sein:

  • Rezeption von Raumdeixis in Abhängigkeit von unterschiedlichen Situationen: Größe und Umfang eines als VOR interpretierten Bereichs in Abhängigkeit vom zugrundeliegenden Relatum
  • Produktion von Raumdeixis in Abhängigkeit von unterschiedlichen Situationen: Wahl raumdeiktischer Mittel in Abhängigkeit von der Konstellation der Situation oder Wahl der Origo in Abhängigkeit von der Anzahl der Elemente einer Raumkonstellation
  • Relation von Form und Funktion in sprachlichen Lokalisationen: Zusammenhänge von Phrasenstrukturen und Relatum bzw. Origo. Geschwindigkeit des Auffindens von Objekten in Abhängigkeit vom strukturellen Aufbau der Ortsangabe in Wimmelbildern
  • Ambiguitäten in Wegbeschreibungen und Mechanismen ihrer Vereindeutigung
  • Konzepte, Strategien und Regeln für Raum- oder Wegbeschreibungen in Lehrwerken

Beispieltitel:

  • Determinanten sprachlichen Lokalisierens – eine empirische Studie zum Einfluss von Größe, Nähe und Gerichtetheit auf die Relatumswahl
  • Formen sprachlicher Lokalisation. Eine kontrastive Analyse deutscher und spanischer Positionsbeschreibungen in erweiterten Minimalkonstellationen mit gerichteten und ungerichteten Relata
  • Möglichkeiten und Grenzen des 6H-Modells. Eine empirische Studie zu sprachlichen Lokalisationen in erweiterten Minimalkonstellationen
  • Objektlokalisierung in der kindlichen Sprachproduktion. Eine Studie zur Entwicklung der Perspektivenwahl in Minimalkonstellationen.
  • Raumwahrnehmung und Lokaldeixis. Eine empirische Analyse zu Wohnraumbeschreibungen von Menschen mit Amaurose bzw. Menschen mit intaktem Sehvermögen
  • Sprachliche Strategien und Probleme bei der Lokalisation in der fernmündlichen spontanen Sprache
  • Zeigen mit Sprache - eine gesprächsanalytische Untersuchung von Referenz und Deixis in Counter-Strike: Global Offensive
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