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Photographieren in der DDR

4. Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR

Konzept: Prof. Dr. Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Martin Schieder (Universität Leipzig) in Kooperation mit Ulrich Domröse (Berlinische Galerie) und Jun.-Prof. Dr. Friedrich Tietjen (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig)

Berlinische Galerie, 9.–11. November 2012

Welche Rolle spielte die Photographie in der DDR zwischen ideologischer Bildpropaganda und Ausdruck eines individuellen Lebensgefühls, zwischen agitatorischer Dokumentation und künstlerischer Position? In welche Traditionen der Moderne stellten sich die Photographen und welches visuelle Erbe haben sie hinterlassen? Von diesen Fragen ausgehend, möchte die 4. Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR untersuchen, inwieweit die Photographie als ideologisches Instrument des "Klassenkampfes" und "sozialistischen Aufbaus" von der SED-Medienpolitik instrumentalisiert und von der Zentralen Kommission Fotografie unter dem Verdikt des Realismus formalästhetisch und inhaltlich gesteuert wurde. Gleichzeitig gilt es zu schauen, inwieweit die Photographie nicht nur der propagandistischen Visualisierung von System und Gesellschaft diente, sondern auch innerhalb oder jenseits der kulturpolitischen Vorgaben die Möglichkeit bot, die realen Verhältnisse zu dokumentieren oder kritisch zu kommentieren.

Tatsächlich steht die Erforschung der Photographie in der DDR – im Gegensatz zu der von Malerei und Architektur – immer noch an ihren Anfängen. Im Mittelpunkt des aktuellen wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses stehen meist einige wenige prominente Vertreter wie Sibylle Bergemann, Arno Fischer oder Evelyn Richter, die mit einem dezidiert künstlerischen Ansatz gearbeitet und auch im wiedervereinigten Deutschland Erfolg haben. Jenseits dieser Protagonisten der sogenannten Autorenphotographie existierte aber ein breites Spektrum künstlerischer Positionen, Themen und technischer Ausdrucksformen von der subjektiven Photographie, über street photography bis hin zu experimentellen und performativen Ausdrucksformen der achtziger Jahre, die nicht zuletzt im Austausch mit westlichen Positionen u.a. der Photoagentur Magnum oder auch der Düsseldorfer Schule entstanden.

Darüber hinaus wartet die Photographie auf ihre grundlegende systematische historische und soziologische, kunst- und kulturhistorische Aufarbeitung. So wissen wir noch vergleichsweise wenig über die technischen Möglichkeiten, den theoretischen Diskurs und die Ausbildung, über die zeitgenössische Rezeption zwischen Zensur und Ausstellungen im kapitalistischen Westen oder auch über den hohen Stellenwert der Amateurphotographie. Zugleich gilt es zu analysieren, unter welchen ökonomischen Rahmenbedingungen, in welchen Nischen, aber auch in welchen Grauzonen Photographie entstand. Wie schwierig es nicht nur im privaten, halböffentlichen Raum war, auszustellen, belegt die Tatsache, daß erst 1982/83 auf der IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden erstmals eine Sektion Photographie präsentiert wurde. Abseits der offiziellen Plattformen und linientreuen Organe konnten Photographen ihre Arbeiten auch in Fach-, Mode- oder Livestyle-Zeitschriften wie in Die Fotografie, Sibylle, dem legendären Magazin oder aber auch in der Neuen Berliner Illustrierten publizieren, in denen ein "anderes" Bild von der DDR gezeigt wurde. Zugleich möchte die Tagung diskutieren, welches Bild von der DDR in westlichen Medien durch die Photographie generiert wurde und inwieweit die Photographie in der DDR eine Ikonographie, ein kollektives Bildgedächtnis der DDR geschaffen hat, das bis heute nachwirkt beziehungsweise schon in Vergessenheit geraten ist.

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