19.12.2024 Einblicke in das Blockseminar „Liederstadt Berlin“ vom 30.10.-03.11.2024

Studierende der Musik- und Literaturwissenschaften in der deutschen Hauptstadt auf (Lied-)Spurensuche

Malina Straßer
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Was ist das Verbindende von Musik und Stadt? Wo finden wir musikalische Spuren in der Weltmetropole Berlin, und wie schreiben sich ihre politischen, gesellschaftlichen und historischen Entwicklungen in die Musik ein? Welche Rolle spielt die voranschreitende Gentrifizierung der Berliner Stadtteile in der Deutschrap-Szene? Sind Peter Fox‘ „Schwarz zu blau“ und Fanny Hensels Vertonung von Heinrich Heines „Warum sind denn die Rosen so blass?“ im Grunde das gleiche Lied? Und wer ist wirklich für den Mauerfall verantwortlich – Udo Lindenberg oder David Hasselhoff?

Diesen und vielen weiteren, ernsten und freimütigen Fragen sind wir im Blockseminar „Liederstadt Berlin“ vier Tage lang in der deutschen Hauptstadt nachgegangen. Vom 30.10. bis 03.11. diskutierten 15 Studierende der Literatur- und Musikwissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Anne Holzmüller (Musikwissenschaft) und Prof. Dr. Fabian Wolbring (Neuere Deutsche Literatur) in den Seminarsitzungen, die sich jeweils unterschiedlichen Jahrzehnten und Phänomenen widmeten, die das Musik- und Stadtbild Berlins geprägt haben. In Tandems wurden kurze Impulsreferate vorbereitet und ausgewählte Lieder eingehend untersucht. Wir reisten inhaltlich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück, zu Carl Friedrich Zelter und der Berliner Singakademie. Die jüdische Salonkultur der 1820er Jahre, geprägt von der Familie Mendelssohn, war ebenso Thema wie die Musik und Kultur der Weimarer Republik am Beispiel von Marlene Dietrich und dem Film „Der Blaue Engel“. Ein Zeitsprung brachte uns in das Berlin der 1980er und 1990er: Rock und Pop in Ost- und Westberlin, die Wiedervereinigung, die Berliner Technoszene und die Loveparade. Abschließende Diskussionsthemen waren die neue Urbanität, die Gentrifizierung sowie die damit einhergehenden Entwicklungen in den Berliner Stadtteilen und ihrer Gesellschaft, wie sie vor allem im Deutschrap seit Aggro Berlin und heute bei K.I.Z besungen wird.

Neben den Seminarblöcken besuchten wir ein Konzert des Orchesters der Komischen Oper im Konzerthaus Berlin unter dem Motto „James‘ Choice“. Unter der Leitung von Dirigent James Gaffigan wurden Stücke von Korngold, Weill, Dvořák, Waghalter und Mahler mit Gesangseinlagen von Mezzosopranistin Susan Zarrabi aufgeführt.

Es folgte ein Besuch der Staatsbibliothek zu Berlin mit einer Führung der Abteilungsleiterin für Musik, Dr. Martina Rebmann. Neben den Lesesälen begutachteten wir auch die eindrucksvollen Autographen des Komponisten Carl Friedrich Zelter für die Berliner Liedertafel und die originale Komposition (inklusive Schreibfehler) des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach.

Um auch den Spuren der modernen und aktuellen Musikszene in den Straßen Berlins zu folgen, ließen wir uns außerdem von Prof. Dr. Dustin Breitenwischer, Professor für Amerikanistik an der Universität Hamburg und gebürtiger Berliner, in einer Art ‚urban sightseeing‘ eine weitere Facette der Hauptstadt zeigen. Das Märkische Viertel, das Kottbusser Tor und das Pallasseum in Schöneberg waren einige der hier aufgesuchten Umgebungen, die voller Leben und Geschichte stecken und als Teil der in diesem Seminar gesammelten Eindrücke unser Bild von der vielfältigen Liederstadt Berlin geprägt haben.