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Forschungsprojekte

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Laufende Forschungsprojekte

Ab 2025

  • Unsichtbare Musiken und Revisualisierung in der musikalischen Hörgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts (Projektleitung: Prof. Dr. Anne Holzmüller)

    Die Rolle des Sehens beim Musikhören hat Menschen, die Musik machen, komponieren, hören, reflektieren und vermitteln, über Jahrhunderte hinweg beschäftigt. Sie bestimmt mit darüber, was „Musik“ bedeutete und welcher Status ihr zuerkannt wurde. In dem historischen Prozess der Herausbildung des musikalischen Hörens als einer Kulturtechnik erwies sich die Separierung des Hörsinns gegenüber anderen Sinneswahrnehmungen wie dem Sehen als ein wirkungsvoller Mechanismus. Die Wechselwirkungen zwischen Hören und Sehen, intendiert oder nicht-intendiert, in spezifischen historischen Konstellationen besser zu verstehen, ist das Anliegen dieses Kooperationsprojekts. Ziel ist ein neues, multisensorisches Verständnis einer Geschichte des Musikhörens. Gegenstände des Projektes sind Hörsituationen, Medien, Diskursen und Strategien in der Geschichte und Gegenwart des Musikhörens. Im Zentrum steht die Frage, wie Musikhören als erlernbare Kunst des Zuhörens in Abgrenzung zum Sehen entstand und welche Rollen das „Musiksehen“ in diesen reziproken, historischen Prozessen spielte. Dabei gehen wir von der These aus, dass eine Geschichte des Musikhörens nur in Verbindung mit einer Geschichte des „Musiksehens“ zu verstehen ist, insofern Strategien für eine Entvisualisierung des Hörens oft zu ihrem Gegenteil, nämlich einer erneuten Visualisierung geführt haben. Der Begriff des „Musiksehens“ dient als Analysewerkzeug, um die Rolle der visuellen Wahrnehmung in Hörsituationen von Vokal- und Instrumentalmusik zu analysieren. Das Erkenntnisinteresse zielt also nicht auf audiovisuelle Gattungen wie Musiktheater und Musikvideo; vielmehr geht es um das Sehen als eine elementare phänomenologische Komponente des musikalischen Hörerlebens, wie sie besonders in artifiziell hergestellten, vermeintlich ‚reinen‘ Hörsituationen greifbar wird, aber auch um ihre kultur- und wissenschaftshistorischen Kontexte. Wir setzen unterschiedliche, bislang wenig beachteten Quellen in einen Dialog zueinander, darunter materielle Artefakte (Kompositionen, Bilder, Dekorationen, Architektur, digitale Formate), Praktiken (Aufführungen, Rituale, Anleitungen zum Hören und Sehen, Hörberichte) und theoretische Reflexionen (Wahrnehmungstheorie, Publikumssoziologie, Musikphilosophie). Den Kern des Projektes bilden drei exemplarische historische Konstellationen in der frühen Neuzeit, der Moderne und der Gegenwart und ihre Visualisierungs- bzw. Entvisualisierungsstrategien: (1) musikalische Räume und aristokratische Theaterbauten im 17. und 18. Jahrhundert, (2) die Konzertreformbewegung um 1900 mit ihren Bezügen zu den sozial- und humanwissenschaftlichen Wahrnehmungstheorien und (3) audiovisuelle Formate für Musikhörende im 20. und frühen 21. Jahrhundert. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe (4) wird die Teilprojekte integrieren und den Ansatz des Gesamtprojektes durch Einbeziehung weiterer Wissenschaftler:innen kulturvergleichend und epochenübergreifend vertiefen.
     
    Projektleitung: Prof. Dr. Anne Holzmüller
    Teilprojekt des DFG-Projekts "Musikhören und Musiksehen. Historische Wechselwirkungen vom 17. bis zum 21. Jahrhundert"

Seit 2024

Abgeschlossene Forschungsprojekte

2013-2015

  • Die Konzertouvertüre im Zeitalter Mendelssohns (Projektleiter: Prof. Dr. Lothar Schmidt)

    Die Etablierung der Konzertouvertüre als eigenständiges Genre kann zu den wichtigsten Veränderungen im Gattungsgefüge der deutschen Orchestermusik seit dem Tod Beethovens gezählt werden. Zwar hat sich Felix Mendelssohn Bartholdy zwischen 1826 und 1835 nur kurze Zeit mit der Gattung im engeren Sinne beschäftigt, doch werden seine vier Ouvertüren – "Sommernachtstraum", "Meeresstille und glückliche Fahrt", "Die Hebriden" und "Zum Märchen von der schönen Melusine" – für die Herausbildung des neuen Genres verantwortlich gemacht. Die besondere Rolle Mendelssohns für das Genre und die Bedeutung von Shakespeare, Goethe, Ossian und Conradin Kreutzer als Inspirationsquelle für seine und andere Ouvertüren sind genauso Thema wie die Entwicklung der Gattung im Wechselspiel mit Schauspiel- und Opernouvertüren. Konzertouvertüren wurden zum festen Bestandteil des Repertoires, wobei neben Mendelssohn auch Ferdinand Ries, Niels Wilhelm Gade, Carl Maria von Weber, Friedrich Schneider und Hector Berlioz auf dem Programm standen. Im Rahmen des Projekts werden die einschlägigen Werke gesichtet und die ausgewählten Kompositionen in ihrem institutionellen Kontext und im Zusammenhang mit der das Genre begleitenden ästhetischen Diskussion untersucht.

    Die Edition ist in zwei Teilbänden angelegt und wird acht bis zehn Konzertouvertüren umfassen (u.a. Werke von Ferdinand Hiller, J.W. Kalliwoda, Heinrich Marschner, Julius Rietz, Aloys Schmitt, Friedrich Schneider und Wilhelm Taubert).

    Das Projekt ist eines von mehreren, von der VolkswagenStiftung und der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Pilotprojekten zur Vorbereitung des Editionsvorhabens „Deutsche Musik in Europa 1806-1914, Edition und Dokumentation“. 

    Wissenschaftlicher Mitarbeiter: PD Dr. Hartmut Hein

    Studentischer Mitarbeiter: Svenja Reinke / Laura Willenbrock

2014-2019

1993-1997

  • Graduiertenkolleg „Kunst im Kontext“ (zweite Laufphase; Mitausrichtende für das Fach Musikwissenschaft: Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring)

    An dem Kolleg waren die Fächer Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literatur, Musikwissenschaft und Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte beteiligt

    Allgemeines Ziel des Graduiertenkollegs war es, Kunst als ästhetisches Ereignis, als Ereigniszusammenhang sinnlicher und intellektueller Produktion, Präsentation und Rezeption, in ihrer historischen Dimension auf ihre ideellen und materiellen Bedingungen und Auswirkungen hin zu erforschen. Für das Fach Musikwissenschaft konzentrierten sich die Forschungen auf ästhetische Akte wie z. B. die Inszenierung von Gottesdienst, Herrschaftsakten, Festen, Musiktheater bzw. auf die liturgische Präsentation und zeremonielle Demonstration von ästhetischen Aktionen. Das Fach Musikwissenschaft war mit eigenen bzw. in Zusammenarbeit mit dem Fach Neuere deutsche Literatur mit interdisziplinären Projekten beteiligt. Einen Schwerpunkt bildete die Hofmusik des 18. Jahrhunderts.   

    Aus dem Graduiertenkolleg hervorgegangene musikwissenschaftliche und literaturwissenschaftliche/musikwissenschaftliche Publikationen (nur Monographien):

    Barbara Münch-Kienast,Philothea von Johannes Paullin: das Jesuitendrama und die Geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola, Aachen: Shaker Verlag 2000 (Studien zur Literatur und Kunst, Bd. 7)

    Panja Mücke, Johann Adolf Hasses Dresdner Opern im Kontext der Hofkultur, Laaber: Laaber-Verl. 2003 (Dresdner Studien zur Musikwissenschaft 4)

    [Das Projekt wurde über die Förderung im Rahmen des Graduiertenkollegs hinaus von 1996 bis 1998 von der Friedrich-Naumann-Stiftung (Graduiertenstipendium) unterstützt. Die Drucklegung der Ergebnisse ermöglichten u. a. Zuschüsse der Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften sowie der Frankfurter Stiftung für deutsch-italienische Studien]

    Bernhard Jahn, Die Sinne und die Oper. Sinnlichkeit und das Problem ihrer Versprachlichung im Musiktheater des nord- und mitteldeutschen Raumes(1680-1740). Tübingen: Niemeyer 2005 (Theatron Bd. 45)

    Sabine Henze-Döhring, Markgräfin Wilhelme und die Bayreuther Hofmusik, Bamberg: Heinrichs Verlag / Bayerische Verlagsanstalt 2009

1993-2006

  • Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher (Projektleiterin: Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring)

    Das Projekt wurde nach einer Anschubfinanzierung 1993 von der Philipps-Universität Marburg von 1993 bis 2003 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und 2006 mit dem Erscheinen des letzten Bandes wie geplant abgeschlossen. Dem Projekt zugeordnet waren über die gesamte Laufzeit die Stelle eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters und wissenschaftliche Hilfskräfte.

    Die Ausgabe enthält in historisch-kritischer Edition die umfangreiche Korrespondenz eines der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts sowie seine Tagebücher und Taschenkalender. Die Kommentare sind allein und ausschließlich von der Projektleiterin recherchiert und verfasst worden. Mitarbeiter an der Edition waren von 1993 bis 1999 Hans Moeller und von 1999 bis 2003 Panja Mücke. Die im edierten Text vorkommenden Personen und Zusammenhänge wurden nahezu vollständig ermittelt und umfassend kommentiert. Nachdem Heinz und Gudrun Becker von 1960 bis 1985 die Bände I bis IV herausgegeben hatten, wurde die Ausgabe, editorisch behutsam erweitert, mit den Bänden V bis VIII vollendet. Ergänzungsbände mit den ständig aus Privatsammlungen zum Verkauf angebotenen bzw. von den öffentlichen Bibliotheken erworbenen autographen und diktierten Briefen sind in Aussicht genommen. Im Rahmen des Forschungsprojekts erschienen:

    Band V ([11. Juni] 1849 bis 1852)

    Erschienen 1999, erschließt der Band die internationale frühe Rezeption von Le Prophète, die Werkgenese von L’Étoile du nord und gibt insgesamt einen Einblick in das Kulturleben damaliger Zeit unter dem Zeichen der in Berlin wie in Paris einsetzenden Restauration.

    Band VI (1853 bis 1855)

    Der Band, erschienen 2002, dokumentiert die abschließenden Arbeiten und Einstudierung von L’Étoile du nord bis zur Uraufführung am 16. Februar 1854 sowie die Entstehung der erst 1859 uraufgeführten Opéra comique Le Pardon de Ploermel.

    Band VII (1856 bis 1859)

    In diesem Band, erschienen 2004, wird Meyerbeers Weg bis zur Uraufführung der Opéra comique Le pardon de Ploermel im Jahr 1859 vor dem Hintergrund des kulturellen Wandels im Zuge des Second Empire und des Geschmackswandels auf dem Gebiet des Musiktheaters dokumentiert.

    Band VIII (1860 bis 1864)

    In diesem Band, erschienen 2006, werden abschließende Arbeiten an der Oper „Vasco da Gama“ (uraufgeführt unter dem Titel L’Africaine) dokumentiert sowie die Entstehung und Aufführung einer Reihe von Kompositionen, die im Zusammenhang des vielschichtigen musikkulturellen Wandels dieser Umbruchzeit stehen.

    Rezensionen

2005-2007

  • Musikalischer Film | Musikalisches Theater. Medienwechsel und Szenische Collage bei Kurt Weill und anderen Komponisten um 1930 (Projektleiterin Prof. Dr. Panja Mücke)

    Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bildete sich die Konkurrenz zwischen den neuen audiovisuellen Medien Rundfunk und Film sowie den „etablierten“ Medien Buch, Sprech- und Musiktheater u.a. im produktiven Austausch zwischen den verschiedenen medialen Formen heraus. In dieser Zeit wurde eine nahezu unübersehbare Menge an Literatur-, Theater- und Opernverfilmungen produziert, entstand die Gattung der Funkoper und realisierte man eine Reihe von Stücken für das Theater, die sich durch die Integration von Lichtbild- und Filmprojektionen sowie von Grammophon- und Rundfunk-Passagen auszeichneten. Für die Musik wurde eine Generation jüngerer Komponisten zentral, die polymedial gearbeitet hatte und Werke für verschiedene Medien komponierte. Zu diesen Komponisten zählen George Antheil, Alban Berg, Hanns Eisler, Karl Amadeus Hartmann, Erich Wolfgang Korngold, Ernst Křenek, Edmund Meisel, Darius Milhaud, Igor` Stravinskij, Ernst Toch, Kurt Weill und Wolfgang Zeller.

    Die vergleichende Untersuchung der Kompositionstechniken in den Gattungen Oper, Schauspiel (mit Schauspielmusik) und Film (mit Filmmusik) um 1930 führte zum Ergebnis, dass all diesen Genres „universelle“ kompositorische und formale Charakteristika zu eigen sind; so begegnen Besonderheiten der äußeren Form (z. B. Ouvertüre/Vorspannmusik versus Schlussmusik/Abspannmusik), eine spezifische Motivtechnik, die Kombination von Geräuschen mit gesprochenem Dialog und Musik und die musikalische Illustration durch Tonmalerei bzw. die „Kontrapunktierung“ durch Musik. Diese Spezifika gehen auf die Theatergattungen des 17. bis 19. Jahrhunderts zurück und wurden im 20. Jahrhundert auf die neuen Medien übertragen. Die Komponisten knüpften an ihre jeweils persönlichen Erfahrungen mit dem Theater an und übertrugen sie – mit gewissen Modifikationen – auf die neuen Gattungen. Die Faszination der Komponisten für die neuen Medien schlug sich zudem darin nieder, dass man im Theater auf eine Vermischung mit ihnen setzte und in die Produktionen „massenmediale“ Abschnitte integrierte. Diese dienten nicht nur als Signum der neuen Zeit und als aktuelles Requisit, sondern rekurrierten – und damit schließt sich gewissermaßen der Kreis – auf im Theater ebenfalls schon jahrhundertelang bekannte Modelle der Bühnenmusik und der akustischen Raumgestaltung.

    Im Projekt wurden insgesamt vier Formen des Medienwechsels um 1930 untersucht. Einerseits stand die Adaption von Musikalischem Theater für den frühen Tonfilm (z.B. anhand der Verfilmung von Die Dreigroschenoper 1931) im Zentrum der Analyse; andererseits wurden mediale Synthesen aus Primär- und Tertiärmedium behandelt, wie

    1. die Integration von Lichtbildprojektionen in Bühnengattungen (z.B. in Weills Mahagonny, Die Dreigroschenoper und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, in Erwin Piscators Inszenierungen, in Milhauds Christophe Colomb und Antheils Transatlantik),

    2. die Integration von Filmausschnitten in Bühnengattungen (z.B. in Weills Royal Palace, Francis Picabias/Erik Saties Relâche, Piscators proletarischen Revuen sowie seinen Schauspiel-Inszenierungen, Bohuslav Martinůs Les trois souhaits ou les vicissitudes de la vie, Antheils Transatlantik sowie Bergs Lulu) und

    3. die Integration von Rundfunk- und Grammophon-Abschnitten in Bühnengattungen (z.B. in Weills Der Zar lässt sich photographieren und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Bergs Wozzeck, Křeneks Jonny spielt auf und Tochs Der Fächer).

    Die Publikation der Forschungsergebnisse wurde von der Verwertungsgesellschaft Wort finanziell unterstützt.

    Als Ergebnis des Projekts ist erschienen:

    Musikalischer Film - Musikalisches Theater. Medienwechsel und Szenische Collage bei Kurt Weill und anderen Komponisten um 1930, Münster 2011 (= Veröffentlichungen der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Bd. 7)

2004-2010

  • Musikvermittlung im Zeichen kulturellen Wandels: Konzert als Institution – Konzertdramaturgie (Projektleiterin: Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring)

    Das Projekt reagiert auf die zunehmend als Krise erfahrene Situation des öffentlichen Konzertlebens. Aus der Wahrnehmung dieser Krise hat sich in den letzten Jahren, verbunden mit der Entwicklung neuer Studiengänge an Universitäten und Musikhochschulen, ein Forschungsgebiet „Musikvermittlung“ herausgebildet. Das Forschungsinteresse richtet sich zum einen auf die Konzeption tatsächlich oder vermeintlich neuer Modelle des öffentlichen Konzerts, dies vor allem im Hinblick auf den Rahmen derselben („Event“) und auf die Programmgestaltung; es richtet sich zum anderen auf die so genannten „Education Programme“ der Opernhäuser, Festspielunternehmen und Konzertveranstalter, hinter denen das Bemühen steht, Kinder und Jugendliche für das öffentliche Opern- und Konzertleben im Bereich der so genannten „E-Musik“ zu interessieren.


    Tatsächlich sind die als „aktuell“ erfahrenen Probleme nicht neu, sondern Teil des öffentlichen Konzertlebens seit der Entstehung desselben im 18. Jahrhundert. Ziel des Projekts ist es, die Geschichte der Institution „öffentliches Konzert“ wie der konzertdramaturgischen Modelle darzustellen, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt worden sind. Tatsächlich haben die gegenwärtig als innovativ angebotenen Lösungen – Eventkonzerte mit „Präsenzwert“, Themen- und Konzeptkonzerte – eine „Geschichte“ mit Schwerpunkt in den 1920er Jahren. Die Kenntnis derselben könnte dazu beitragen, auf die aktuellen Probleme informiert und effizient zu reagieren.


    Im Entstehen ist eine Monographie, deren Abschluss für 2015 vorgesehen ist. Das Projekt wurde mit einer Anschubfinanzierung aus Sondermitteln des Fachbereichs 09 Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg gefördert.

2003-2011

2012-2016

  • Musik im Dienst der politischen und sakralen Repräsentation. Antonio Caldaras Opern und Oratorien unter Kaiser Karl VI. (Projektleiterin: Prof. Dr. Panja Mücke)

    Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts ist es, die Spezifika der Wiener Opern und Oratorien Antonio Caldaras im Rahmen der Kunstpolitik Kaiser Karls VI. herauszuarbeiten. Von der Überlegung ausgehend, dass höfische Kultur ein Konglomerat aus intern und extern wirkenden Kommunikationsmedien bildet, soll untersucht werden, inwiefern Karl VI. die darstellenden Künste analog zur bildenden Kunst und Geschichtsschreibung für eine Legitimierung der Kaiserwürde und Betonung der überragenden Stellung des Hauses Habsburg einsetzt. Zudem stehen Fragen der Rezeption und des Kulturtransfers im Zentrum und werden Caldaras Kompositionen im Spannungsfeld der höfischen Konkurrenzen betrachtet. Es ist im Detail zu klären, ob der Wiener Kaiserhof als einer der Leithöfe fungierte, der in der Librettistik, der zeremoniellen und institutionellen Organisation des musikalischen Hoflebens sowie den Kompositionen selbst Normen für die mittleren und kleineren Höfe in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausprägte.

    Während kulturwissenschaftlich-kontextuelle Ansätze für die höfische Oper inzwischen fest etabliert sind, sollen diese im Projekt erstmalig auch auf das italienische Oratorium als "Schwestergattung" und Mittel der sakralen Repräsentation angewendet werden. Ferner wird ein genuin interdisziplinärer Zugang gesucht, indem die Kompositionen mit der bildenden Kunst hinsichtlich ihrer Funktion zur genealogischen Selbstdarstellung, ihres zugrunde liegenden Sujets und der Tugenddarstellung verglichen werden. 

    Aus dem Forschungsprojekt wird eine Monographie hervorgehen.

2013-2017

  • Die Geschichte des Coburger Musiktheaters zwischen 1827 und 1918 (Schwerpunkt: Die Regierungszeit Herzogs Ernsts II. von Sachsen-Coburg und Gotha von 1844 bis 1893) (Projektleiterin: Dr. Angelika Tasler)

    Ziel dieses Projektes ist eine erste umfassende Darstellung der Geschichte des Musiktheaters in Coburg. Dabei soll die Kernzeit zwischen der Gründung des Herzoglich Sächsischen Hoftheaters zu Coburg und Gotha im Jahre 1827 und dem Übergang in das Landestheater Coburg nach der Auflösung des Herzogtums und dem Anschluss Coburgs an Bayern im Jahr 1918/1920 in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Regierungszeit Herzog Ernsts II. (reg. 1844-1893), der selbst als Komponist mehrerer Opern hervortrat, hatte eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Coburger Theaterlebens, da der Herzog mit persönlichem Engagement die Förderung von Hofkapelle und Theater betrieb, seine Kontakte zu berühmten Zeitgenossen wie Franz Liszt und Richard Wagner zugunsten seines Hoftheaters nutzte und mit geschicktem Haushalten (strenge Finanzkontrolle) und guter Programmplanung (Engagement berühmter Gäste, beliebte Stücke) eine Blütezeit des Musiktheaters in seiner Residenzstadt ermöglichte. Abgesehen von einer ersten Geschichtsschreibung zum Coburger Theater sollen auch Besonderheiten wie beispielsweise die reduzierte „Coburger Besetzung“ der großen Opern Richard Wagners erforscht werden. 

    Grundlegend wird neben der Berücksichtigung der Musikalien in der Landesbibliothek (ca. 73.000 Einheiten Theatermusikalien) auch die Auswertung der relevanten Archivalien aus dem Staatsarchiv Coburg (ca. 4.500 Einheiten) und dem Stadtarchiv Coburg, die zum Großteil erstmals umfassend gesichtet und ausgewertet werden. Daraus ergibt sich ein Bild der äußerst engagierten und vielschichtigen Theaterpolitik des künstlerisch begabten Herzogs Ernsts II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der nicht nur auf musikalischem Gebiet in Deutschland im 19. Jahrhundert großen Einfluss besaß.

    Als Ergebnis des Projekts erschien von Angelika Tasler: Macht und Musik. Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha und das Musiktheater im 19. Jahrhundert. Köln etc.: Böhlau 2017, 624 S.