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Ziele und Kontrollinstanzen der US-amerikanischen Militärregierung
Der Wiederaufbau des kulturellen Lebens in Deutschland nach 1945 im Rahmen der so genannten »Re-education«, war für die US-amerikanische Militärregierung ein wesentliches Ziel. So wurden Film, Theater und Musik einerseits unterhaltende Funktionen zugeschrieben, andererseits erhielten sie innerhalb des Entnazifizierungs- und Demokratisierungsprogramms einen zentralen Stellenwert.
Um ihr Ziel zu erreichen, investierten die Amerikaner Unsummen an eigenen Steuergeldern in die Umerziehung der Deutschen und setzten gezielt kulturelle Kontrollinstanzen ein. Im Januar 1946 wurde die 6871st DISCC (District Information Services Control Command) in der US-amerikanischen Besatzungszone Teil der Militärregierung. Die Film, Theater and Music Branch der Information Control Division (ehemals 6871st DISCC) wurde geschaffen, um sich mit dem deutschen Personal und der Arbeitsweise aller diesem Bereich angehörenden Einrichtungen zu befassen.
Die Hauptaufgabe dieser Medienabteilung war es, Film-, Theater- und Musikveranstaltungen auf einer funktionsfähigen demokratischen Basis zu begründen. Während die Zentrale der Film Branch in Frankfurt am Main untergebracht war, befand sich die Zentrale der Theater and Music Branch bei der Militärregierung in Wiesbaden. Die Verantwortung für die Entnazifizierung und die Beseitigung von nationalsozialistischer Ideologie sowie Militarismus oblag so genannten »field outposts«, Gebietsaußenposten in den einzelnen Städten.
Die von der US-amerikanischen Militärregierung (OMGUS) eingesetzten Theater- und Musikoffiziere waren Angestellte der amerikanischen Armee, deren Arbeit im Wesentlichen aus drei Funktionen bestand:
- der Kontrolle zur Vermeidung des Auftretens und Mitwirkens ehemaliger NSDAP-Angehöriger im öffentlichen Kulturleben;
- der einer Dienststelle, welche die damals notwendigen Lizenzen zum öffentlichen Auftreten, Reisen etc. erteilte oder verweigerte;
- der eines Betreuers und Beraters beim Wiederaufbau des deutschen Musik- und Theaterlebens.
Die Richtlinien der Kulturpolitik wurden den Theater- und Musikoffizieren von Washington aus diktiert, allerdings verfügten sie über einen gewissen Entscheidungsfreiraum innerhalb ihres jeweiligen Wirkungsbereiches. In jeder der vier Besatzungszonen gab es für jedes Land einen zuständigen Theater- und Musikoffizier. Unmittelbar nach Kriegsende trugen die meisten von ihnen noch Uniform, doch ging man schon bald zu Zivilkleidung über.
Die herausragende Persönlichkeit unter den Theater- und Musikoffizieren war Everett Burton Helm. In seiner Funktion als Chief of Theater and Music Branch für die Landesmilitärregierung in Hessen verfasste Helm mehrere Berichte, in denen er die Situation des Theater- und Musiklebens in Deutschland bzw. in Hessen beschrieb. Der Zeitraum seiner Berichte umfasst im Wesentlichen das letzte halbe Jahr vor der Währungsreform im Juni 1948 sowie die ersten sechs Monate unmittelbar nach dieser.