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"Heil Hotler" — Swingjugend im Nationalsozialismus

Von Sarah Ludwig-Simkin

Foto: Jazzinstitut Darmstadt
Swing Heinis 193+, Deutschland

Bis 1945 verschwanden nach und nach die Schallplatten jüdischer, schwarzer oder fremdsprachiger Musiker und Komponisten aus den Plattenläden und die Noten aus den Musikalienläden. Doch Jazz wurde gehört, gespielt und gelebt. Die Radiostationen brachten die heißen Rhythmen nun unter dem Pseudonym 'neue Tanzmusik'. In den Kaffeehäusern der Großstädte, teilweise in deren Hinterzimmern, trafen sich Jugendliche, um die Musik von der Platte oder auch live zu hören.

Wie in Berlin oder Hamburg bildeten sich auch in Frankfurt jugendliche Gruppierungen (Harlem-Club, O. K. Gang, Hot-Club), die sich aus einer eher unpolitischen, emotionalen Opposition heraus dem staatlichen Zugriff zu entziehen versuchten. Als Gegenpol zur gleichmacherischen Jugenderziehung, als eine Art Subkultur, abseits von HJ und BDM, entstand in Klubs und Cliquen eine nicht-konforme Freizeitgestaltung mit eigenem Kleiderstil, Club- und Erkennungszeichen als Versuch, ein selbstbestimmtes Leben im totalitären System zu führen.

Die jugendlichen Aktivitäten blieben jedoch längst nicht immer unentdeckt und hatten ausgedehnte Überwachungsaktionen sowie eine akribische Aktenführung zur Folge:

"Die Jugendlichen sangen die englischen Musiktexte mit und begleiteten sie im Takt der Musik mit rhytmischen Bewegungen, die sie mit Händen und Füssen ausführten. Besonders Begeisterte klopften den Rhythmus auf Tischen oder ihren Schenkeln. Sogar der ganze Oberkörper wurde oft in extatischen Bewegungen hin und her gewiegt. Das Benehmen der Jugendlichen war laut und störend."

"Man hat viel von den Bildern in illustrierten Zeitungen, die die englische Gesellschaft zeigten, gelernt. Die eine Hand lässig in der Tasche, im Mundwinkel die Zigarette, teils mit, teils ohne lange Spitze. Besonders typisch ist auch die Beinhaltung des linken Burschen auf dem nachfolgenden Bild. Der gewohnte Jazztänzer geht und steht immer mit elastisch-gebeugtem Kniegelenk!"

(Akte Wohlfahrtsamt, Signatur: 1.794, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/M., S.4f. bzw. S. 36)