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Jazz Festival
Von Caterina Lobenstein
1951 feierte der Hot-Club Frankfurt sein zehnjähriges Bestehen. Das Konzertprogramm, das dazu von Horst Lippmann und der Frankfurter Jazz-Szene auf die Beine gestellt worden war, fand derart großen Anklang, dass im folgenden Jahr erneut eine sogenannte „Jazz-Conference“ organisiert wurde. Im Mittelpunkt stand die lokale Szene; die besten Musiker Frankfurts und der unmittelbaren Umgebung gaben sich hier ein Stelldichein. 1953 bot sich schließlich die Chance, das Lokalfestival auf die gesamte Republik auszudehnen und Frankfurt gleichsam zur Hauptstadt des deutschen Jazz zu küren: Die Deutsche Jazz-Föderation hatte für ihr Jahrestreffen die Stadt Frankfurt als Tagungsort ausgewählt, und der förmlichen Arbeitstagung sollte selbstverständlich ein angemessener musikalischer Rahmen gegeben werden. Hierzu organisierte Lippmann Konzerte und Jam-Sessions mit den besten Jazz-Musikern der Republik – und natürlich den Frankfurter Jazz-Größen. Das Konzept ging auf: Zwischen Tagung und ungezwungenen Sessions entstand eine regelrechte Kontaktbörse. Kritiker, Plattenfirmen, Musiker und Agenten vernetzten sich; Auswärtsauftritte und Tourneen wurden geplant und neue Spielstätten erschlossen.
In den folgenden Jahren fand das Festival an mehreren Abenden statt, die Medienwahrnehmung stieg. Ein wichtiges Anliegen war die Förderung einheimischer Musiker, die in den langen Nächten des Festivals die Chance hatten, gemeinsam mit internationalen Jazz-Größen aufzutreten. – „Eine gewaltige Anregung für die Szene“, wie sich Fritz Rau später erinnerte. Musiker, die ihr Geld hauptsächlich mit populären Tanzformationen verdienten, konnten in Frankfurt ihr künstlerisches Talent unter Beweis stellen; experimentierfreudige Jazzer fanden hier ein aufgeschlossenes und dankbares Publikum.
In den Achtzigern geriet das Festival in eine Krise. Die Besucherzahlen sanken, Lippmann und Rau standen als Organisatoren nicht mehr zur Verfügung. 1984 übernahm der Hessische Rundfunk die Ausrichtung des Festivals und ist bis heute gemeinsam mit der Stadt Frankfurt alleiniger Veranstalter. Um dem Festival ein neues Profil zu geben, wurden thematische Schwerpunkte gesetzt (etwa stilistische oder Städteschwerpunkte). Wie fast alle öffentlichen Kulturbereiche hatte auch das Frankfurter Jazz-Festival in den 1990ern verstärkt mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Seinen Ruf als wichtige Plattform vor allem für junge Jazz-Talente konnte es sich dennoch erhalten. Heute gilt es nicht nur als ältestes institutionalisiertes Jazz-Treffen Deutschlands, sondern als das älteste in Kontinuität stattfindende Jazz-Festival weltweit.