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Aktuelle Fokusthemen

1. MRK:Fokus: Widerständiges Lesen - Irritationsmomente in Leseprozessen produktiv nutzbar machen

Der Fokus untersucht die Bildungspotentiale des Widerständigen Lesens, d. h. jener Leseprozesse, die irritiert werden, stocken und sogar scheitern. Das Widerständige Lesen wird hierzu transversal erschlossen und parallel dazu lehrpraktisch erprobt. Widerständiges Lesen umfasst dabei zwei Kompetenzdimensionen, nämlich 1.) die Befähigung, widerständige Leseprozesse als Anlass zu produktiver, ergebnisoffener und medienbewusster Reflexion zu nutzen und 2.) die Befähigung, widerstandsfreie Leseprozesse eigeninitiativ zu irritieren und zu deautomatisieren, um deren Reflexion zu veranlassen.

Umsetzung

Zur Konturierung der Forschungsvorhaben wurde im SoSe 2021 ein interdisziplinärer Workshop mit fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Anteilen durchgeführt. Der Workshop war eingebettet in ein Begleitseminar für fortgeschrittene Lehramts- und MA-Studierende, in dem die vorgestellten Lesemodi erprobt und diskutiert wurden. Im Folgesemester (WiSe 2021/22) wurden im didaktischen Vertiefungsseminar einige dieser Modi für den Einsatz in Schule aufbereitet. Im WiSe 2023/24 knüpfen wir an die Vorarbeiten an und erweitern das Spektrum der Lesemodi um zentrale Aspekte des Social Readings und des medienbewussten Lesens im digitalen Zeitalter. Hierzu findet ein Workshop statt, der ins Seminargeschehen eingebunden ist. In der Folge erarbeiten die beteiligten WissenschaftlerInnen ein Format für ein erweiterbares digitales Lesemodi-Archiv, das durch das Netzwerk Leseforschung im Feld ventiliert und popularisiert werden soll. Hierzu ist ein weiterer Workshop für das WiSe 2024/25 angesetzt.

Beteiligte WissenschaftlerInnen / Kooperationen (Auswahl)

Prof. Dr. Fabian Wolbring (NdL/Literaturdidaktik, Marburg), PD Dr. Ines Heiser (Literaturdidaktik, Marburg), Netzwerk Leseforschung, Bärbel Reifelshöfer, Prof. Dr. Steffen Gailberger (Literaturdidaktik, Wuppertal), Prof. Dr. Anne Holzmüller (MuWi, Marburg), PD Dr. Nicola König(Literaturdidaktik, Marburg), Prof. Dr. Andrea Polaschegg (NdL, Bonn), Franziska Plettenberg (Literaturdidaktik, Marburg), Prof. Dr. Florian Radvan (Fachdidaktik Deutsch, Bonn), Prof. Dr. Ute Schneider (Buchwissenschaft, Mainz), Prof. Dr. Corinna Schlicht (NdL, Duisburg-Essen), u.a.

2. MRK:Fokus: Lied und Lead - Suggestionen des Liedhaften nachvollziehen

Vorlesungsprogramm "Following the Lieder" im Sommersemester 2023

Der Fokus verbindet sprach-, literatur- und musikwissenschaftliche Analysezugänge, um das Liedhafte als wesentliches Merkmal popularisierungsfähiger Texte und Texteinheiten zu ergründen. Diese sollen dann sukzessive didaktisiert und in Unterrichtsvorhaben für die Schule überführt werden. Der suggestive Charakter des Liedhaften (auch in Hooklines, Jingles, Hashtags, Memes, Slogans, u.ä.) soll dadurch fass- und reflektierbar werden. Dabei werden dezidiert die Querschnittsthemen Digitalisierung und Demokratiebildung fokussiert, da besonders jene Liedaspekte herausgearbeitet werden, die sozialmediale Entsprechungen im digitalen Kommunikationsverhalten und populistischer Rhetorik haben (Prägnanz, Formelhaftigkeit, Tag-Qualität). 

Umsetzung

Der Fokus ist kooperativ eingebunden in die sich konstituierende Forschergruppe „Lied“ (Marburg, Siegen, Bonn) und profitiert von dessen konzeptionellen Vorarbeiten und Aktivitäten, etwa in der Ringvorlesung (RV: „Following the Lieder - Formen, Praktiken und Potentiale einer dynamischen Gattung“. Er wird vor allem über interdisziplinäre Exkursions-Seminare in die Lehre implementiert. Dabei werden Songs in interdisziplinären Tandems vorbereitet und in gemeinsamen Werkstattsitzungen erschlossen und didaktisiert. Die Seminare beziehen dabei außerschulische Lernorte als produktive Lernumgebung mit ein und nutzen auch kreative und handlungs- und produktionsorientierte Lehrmethoden (Soundscaping, Schreibwerkstatt, immersive Spaziergänge). Nach Seminaren im Schloss Rauischholzhausen und im Kleinwalsertal (Österreich) folgt im WS 24/25 eine Exkursion in die „Liederstadt: Berlin“.

Beteiligte WissenschaftlerInnen / Kooperationen (Auswahl)

Prof. Dr. Fabian Wolbring (NdL/Literaturdidaktik, Marburg), Prof. Dr. Anne Holzmüller (MuWi, Marburg), Prof. Dr. Andrea Polaschegg (NdL, Bonn), Prof. Dr. Tobias Janz (MuWi, Bonn),  Prof. Dr. Felix Sprang, (Anglistik, Siegen), Prof. Dr. Katharina Hottmann (Musikwissenschaft, Siegen), Prof. Dr. Yasmin Temelli (Lateinamerikanistik, Siegen), Dr. Annika Hildebrandt (NdL, Bonn), u.a.

3. MRK:Fokus: Alles von der Kunstfreiheit gedeckt? – Mediale Gewaltakte be- und verurteilen

Der Fokus geht den Fragen nach, nach welchen pragmatischen, ästhetischen und moralischen Kriterien sich invektive Sprechakte/mediale Gewaltakte bestimmen lassen, welche Formen von Invektivität/medialer Gewalt in der öffentlichen medialen Kommunikation manifest werden, welche rhetorischen Strategien dabei von den DiskursakteurInnen angewandt werden und welche strukturellen und poetischen Ebenen besonders daran beteiligt sind. Dabei betrachten wir insbesondere literarische bzw. ästhetische Äußerungsformen und deren ambivalenten rechtlichen wie funktionalen Status.

Der Fokus knüpft an virulente gesellschaftliche Diskurse zum einen vor dem Hintergrund der Wokeness-Debatte rund um Cancel Culture und Hate Speech und zum anderen an künstlerische Verantwortung und Machtmissbrauch an, die entemotionalisiert und im interdisziplinären Austausch systematisch fassbar gemacht werden. Die Ergebnisse sollen dabei auch für Unterrichtszwecke operationalisiert werden, um so einerseits Medienreflexionskompetenz zu fördern und andererseits für einen verantwortlichen Sprach- und Mediengebrauch zu sensibilisieren. Zugleich soll der Fokus einen methodischen Beitrag zur Begutachtung von Beleidigungsdelikten in juristischen Kontexten leisten.

Umsetzung

Der Fokus wird in interdisziplinären Lehrprojekten umgesetzt, die unmittelbar mit co-studentischen Arbeitstagungen und Workshops verzahnt werden. So wurde im SoSe 2022 bereits eine interdisziplinäre Arbeitstagung veranstaltet. Diese war eingebettet in zwei Begleitseminare für fortgeschrittene Lehramts- und MA-Studierende, die konzeptionell in die Planung und Umsetzung der Tagung einbezogen wurden (Poster-Präsentationen, Studienprojekte). Dieses Modell wird 2024 aufgegriffen und erweitert. Die Ergebnisse werden wiederum in einem zweitägigen Workshop mit öffentlichem Eröffnungsvortrag einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und im interdisziplinären Austausch mit Expert:innen aus den Rechts-, Medien-,  Gesellschafts- und Sozialwissenschaften kritisch diskutiert. In Erweiterung des Konzeptes von 2022 kommt die Verzahnung mit der linguistischen Diskussionsreihe "Zur Debatte" neu hinzu. Zudem wird die Erstellung und Publikation eines Leitfadens (digital/print) zum Umgang mit Literatur in gesellschaftlichen und juristischen Streitfragen als wissenschaftlich-didaktisches Ergebnis des Projektes forciert.

Beteiligte WissenschaftlerInnen

Prof. Dr. Hania Siebenpfeiffer, Prof. Dr. Fabian Wolbring, Prof. Dr. Constanze Spieß, Lukas Müller, Raja Moeller, Franziska Plettenberg (alle Marburg), Prof. Dr. Silvia Bonacchi (Warschau), PD Dr. Martin Seeliger (Bremen), Prof. Dr. Tobias Gostomzyk (Dortmund), u.a.

 

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