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Fünfziger Jahre
Kultur- und medienpoetische Lektüren

Workshop, 21.-22. September 2023
Universität Münster, Schlossplatz 5, Festsaal

Gespenstische Schlager, muffige Prosa und jede Menge verdrängte Schuld: Um die 1950er Jahre, so scheint es, macht man besser einen großen Bogen. Erst seit einigen Jahren erfährt die als restaurativ und bieder geltende Frühphase der Bundesrepublik eine umfassende literatur- und kulturwissenschaftliche Re-Evaluation. Dabei wird eine Zeit erkennbar, die sensible Themen wie die Kriegsvergangenheit keineswegs nur beschweigt, sondern in komplexer, oftmals verschlüsselter und aus heutiger Sicht auch irritierender Weise berührt.

Der Workshop möchte zu dieser Differenzierungsarbeit aus einer kultur- und medienpoetischen Perspektive beitragen. Er fragt nach ästhetischen Verfahren und medienkulturellen Verflechtungen von Literatur, Theater, Film und Zeitschriften der 1950er Jahre, nach ihren transnationalen und transhistorischen Bezügen, nach Verhandlungen von Jugend- und Konsumkultur. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung gilt Irmgard Keuns 1950 publiziertem Roman Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen, der Diskurse der frühen Bundesrepublik in verblüffender Vielfalt und mit poetologischer Raffinesse verarbeitet und sich somit für eine literatur- und kulturhistorische Neuperspektivierung der Dekade als besonders fruchtbar erweisen sollte.

Programm

Donnerstag, 21.9.

9.30-10.00 David Brehm (Marburg), Philipp Pabst (Münster)
Einführung und Vorstellungsrunde

10.00-10.45 Moritz Baßler (Münster)
Die 50er Jahre und die 50er Jahre des Geistes

Kaffeepause

Panel 1 | Kulturelle Transfers

11.15-12.00 Niklas Gödde (Münster)
Literatur im Zeichen US-amerikanischer Kulturpolitik: Max Frisch und die Rockefeller Foundation

12.00-12.45 David Brehm (Marburg)
»Kafka-Mode«, »Rilke-Kult«. Moderne-Rezirkulation in Nachkriegszeitschriften

Mittagessen

Panel 2 | Fokustext: Irmgard Keuns »Ferdinand« in der Kultur der frühen fünfziger Jahre

14.15-15.00 Irmtraud Hnilica (Hagen)
Ein glühend rosa Flamingo. Glanz und Glücksanspruch in Irmgard Keuns »Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen«

15.00-15.45 Lisa Wille (Darmstadt)
Neue Verhältnisse, alte Themen? Konsum und Medien ›vor‹ und ›nach der Währungsreform‹ in Irmgard Keuns Roman »Ferdinand«

Kaffeepause

16.00-16.45 Fabian Rüther (Münster)
»Uns kann nicht leicht sein«? Verfahren der Leichtigkeit in der Literatur der frühen Bundesrepublik

16.45-17.30 Plenardiskussion zu »Ferdinand«

19.00 Abendessen

Freitag, 22.9.

Panel 3 | Verfahren der Jugendbewegung

9.00-9.45 Lucia Thiede (Bielefeld)
Realitäten, die nebeneinander stehen. Montage- und Demontagetechniken in der Literatur der Jugendbewegung der 1940er und 1950er Jahre

9.45-10.30 Philipp Saukel (Münster/Köln)
Mythische Fahrt. Bündische Ideologie in der Literatur der frühen BRD

Kaffeepause

Panel 4 | Medienpoetiken von Theater und Film

11.00-11.45 Anja Thiele (Jena)
Die Lichtbühne als Operationstisch der Gesellschaft. Erwin Piscators Überlegungen zur Medialität des Theaters der 1950er Jahre

11.45-12.30 Andreas Blödorn (Münster)
Revisionen. Das westdeutsche Nachkriegskino in neuer Sicht

12.30-13.00 Abschlussdiskussion

Organisation: David Brehm, Philipp Pabst
Kontakt: david.brehm[at]uni-marburg.de, philipp.pabst[at]uni-muenster.de

Mit freundlicher Unterstützung des Fachbereichs 9 der Universität Münster.