Hauptinhalt
»Souterrains der Literatur«. Spielformen der Unterhaltung bei Kracauer
Internationaler Workshop am Campus Berlin der FernUniversität Hagen (Kurfürstendamm 21, 3. OG)
25./26. Oktober 2024
Mit Beiträgen von Hans-Georg von Arburg, Hanna Engelmeier, Volker Mergenthaler, Tanja Prokić, Lotta Ruppenthal, Barbara Thériault, Linda Waack, Gudrun Weiland, Björn Weyand und Lisa Wille
Konzept und Organisation: David Brehm, Irmtraud Hnilica, Katharina Scheerer
Interessierte bitten wir um Anmeldung bis zum 20. Oktober an david.brehm[at]uni-marburg.de.
Ein umfangreicher Reader wird im Vorfeld zur Verfügung gestellt.
Der Workshop widmet sich Siegfried Kracauers Begriffs- und Bildarbeit am Populären. In seinen Feuilletons für die Frankfurter Zeitung, die erst in jüngerer Zeit gesteigerte Aufmerksamkeit erfahren, durchmisst Kracauer in den 1920er und -30er Jahren ein breites Spektrum von Orten und Objekten des Vergnügens. Vom Kurfürstendamm zum Lunapark, von der Lichtreklame zur Leihbücherei, vom Eishockeyspektakel zur Eisenbahnlektüre reichen seine Bestandsaufnahmen, die die neuesten Ausflugsziele der gehobenen Schichten und die Erbauungslektüren der Angestellten ebenso in den Blick rücken wie jene vergilbten Zeitschriftenbände, die den Lesehunger derer stillen sollen, die die Wärmehallen aufsuchen. Leitend ist dabei ein Gestus der Enthüllung, der gerade den von hochkultureller Warte aus oft schamvoll beschwiegenen Vergnügungsformen und -formaten ein besonderes Erkenntnisversprechen attestiert: »Die Souterrains der Literatur«, so das in einer Sammelrezension von Detektivromanen geäußerte Credo, »bergen oft mehr Wahrheit als die leidigen Zwischenetagen«.
Ähnlich vielfältig wie die Schauplätze der Unterhaltung, die Kracauers Feuilletons ansteuern, ist dabei das Repertoire ästhetischer Begriffe, das sie an ihnen entwickeln. Anstatt die Heterogenität und Komplexität populärkultureller Phänomene auf ein vorgefertigtes Kategorienraster herunterzubrechen, ergibt sich in Kracauers Auseinandersetzung mit seinen Gegenständen je induktiv neu, was beispielsweise »Spannung« und »Sensation« bedeuten, wie sie funktionieren, woran sie sich zeigen. Seine Texte nutzen die Spielräume literarischen Sprechens, um ihre Begriffe und Sujets auf Mehrdeutigkeiten hin abzuklopfen, sie in narrative Zusammenhänge einzubetten, den Blick auf sie erzählerisch zu perspektivieren und somit nicht zuletzt den Prozess der ästhetischen und soziologischen Urteilsbildung selbst beobachtbar zu halten. Kracauers kleine Reflexionen über das große Vergnügen dienen dem Workshop deshalb als Ausgangspunkt, um in gemeinsamer Materialarbeit Spielformen und Schauplätze der Unterhaltung in der Zwischenkriegszeit zu beobachten und die analytischen Instrumente zu schärfen, mit denen wir sie zu beschreiben versuchen.
Programm
Freitag, 25.10.
10.00-10.30 |
David Brehm (Marburg), Irmtraud Hnilica (Hagen), Katharina Scheerer (Hagen) Einführung und Vorstellungsrunde |
10.30-11.30 | Lotta Ruppenthal (Marburg) Baby |
Kaffeepause | |
11.45-12.45 | Linda Waack (Zürich) Spannung I |
Mittagessen | |
13.45-14.45 | Barbara Thériault (Montréal) Spannung II |
14.45-15.45 | Tanja Prokić (München) Schaufenster |
Kaffeepause | |
16.00-17.00 | Hans-Georg von Arburg (Lausanne) Pläsierkaserne |
17.00-18.00 | Hanna Engelmeier (Berlin) Klasse |
Abendessen |
Samstag, 26.10.
9.00-10.00 | Björn Weyand (Bochum) Natur |
10.00-11.00 | Volker Mergenthaler (Marburg) Warenhaus |
Kaffeepause | |
11.15-12.15 | Gudrun Weiland (Berlin) Sensation |
Mittagsimbiss | |
13.00-14.00 | Lisa Wille (Darmstadt) Bestseller |
14.00-14.30 |
Systematische Perspektiven |
Mit freundlicher Unterstützung der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften und der Gesellschaft der Freunde der FernUniversität in Hagen.