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Wintersemester 2024/25

 LV-09-067-NDL-337: Jenseits des Menschen. Kulturwissenschaftliche und literarische Perspektiven in die Zukunft (Seminar), (Blocktermin)

Seit den 1950er Jahren entwerfen Romane, Filme und Serien mal utopische, mal dystopische Zukunftsvisionen einer optimierten bzw. überwundenen Menschheit. Gleichzeitig reflektieren und kritisieren Kulturwissenschaftler:innen tradierte kulturelle und religiöse Vorstellungen vom Menschen als privilegierter Spezies. Durch Bioengineering, Genomchirugie, avancierte Prothetik und Artificial Intelligence hat die Frage, wer oder was ›der Mensch‹ sei und ob seine begrenzten körperlichen und/oder mentalen Fähigkeiten akzeptiert, optimiert oder gar überwunden werden sollten, seit den 1990er Jahren eine neue Brisanz erhalten. Anhand von fünf Themenfeldern (1) Geschlecht/Körper, (2) Cyborg/Chimäre, (3) Anthropozän, (4) Materie/Bewusstsein und (5) Künstliche Intelligenz wollen wir in unserem interdisziplinären Kompaktseminar die literarische, filmische und theoretische Auseinandersetzung erschließen und kritisch diskutieren.

Im Mittelpunkt stehen literarische Werke, die in einen theoretischen Diskussionszusammenhang eingebettet werden. Das Seminar findet als Kooperationsveranstaltung mit der Empirischen Kulturwissenschaft statt. Texte und Arbeitsformen werden in der Auftaktsitzung am 23.10.2024 (10–12 Uhr) genauer besprochen.

Seminartermine:
Mi 23.10.2024 (10–12 Uhr): Auftaktsitzung (die Teilnahme ist für den Besuch der LV obligatorisch)
Fr/Sa 6./7.12.2024 (10–18 Uhr): Erste Kompaktphase
Fr/Sa 17./18.01.2025 (10–18 Uhr): Zweite Kompaktphase

LV-09-865-NDL-160 : Literarische Utopien (Seminar), (Dienstag 12 - 14 Uhr)

Der vor gut 500 Jahren erschienene Roman Utopia des englischen Gelehrten Thomas Morus bildet die Vorlage für eine neuartige Form literarisch-politischen Schrifttums: die Utopie. Bis heute tragen an fernen Orten oder in künftigen Zeiten angesiedelte, idealische Gesellschaftsentwürfe die Utopie als Genrebezeichnung. Und obwohl es momentan so scheint, als habe vor allem die dystopische Nah-Zukunft literarisch Konjunktur, ist die Frage nach der Utopie als literarischer Text- und Reflexionsform vor dem Hintergrund multipler Krisen aktueller denn je. Im Seminar werden wir neben den frühneuzeitlichen Gründungstexten der literarischen Utopie (Morus, Campanella, Bacon, Andreae) vor allem neuere utopisch-literarische Imaginationen diskutieren. Ein Schwerpunkt soll hierbei auf literarischen Utopien von Autorinnen liegen (u.a. Frölichs Virginia oder die Kolonie in Kentucky, Gilmans Herland; Le Guins The Left Hand of Darkness, Piercys He, She, and It, Enzensbergers Auf See). Texte und Arbeitsformen werden in der ersten Sitzung genauer besprochen.

 LV-09-865-NDL-152: Ästhetiken der Aufklärung  (Ein Streifzug durch Poetik und Rhetorik III) (Forschungskolloquium), (Dienstag 18 - 20 Uhr, 14tägig, Beginn: 15.10.2024)

Bis in das 18. Jahrhundert waren Debatten um Dichtung von der antiken Vorstellung geprägt, jede Form der Rede, auch die poetische, sei im Wesentlichen rhetorisch. Zwischen der Rhetorik als Lehre der guten Rede und der Poetik als Lehre der gelungenen Dichtung bestand mithin nur eine graduelle, jedoch keine kategoriale Differenz. Dies ändert sich nachhaltig im 18. Jahrhundert mit der Loslösung der Dichtung von rhetorischen Regelvorgaben. Gottsched formulierte 1730 in seinem Versuch einer critischen Dichtkunst die erste umfassende Programmatik einer ›vernünftigen Poesie‹; Baumgarten folgte 1750 mit der Etablierung der Ästhetik als einer Disziplin, die dem aisthetischen, d.h. dem sinnlich-schönen Denken einen der philosophischen Logik gleichwertigen Erkenntniswert zugestand, und etablierte den Geschmack als Kategorie des ästhetischen Urteils. Die Aufwertung der Dichtung als Mittel poetischer Erkenntnis führte mit entsprechenden Ausdifferenzierungen über Schlegel, Herder und Lessing bis zu Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft.

Das Kolloquium wird der Ausfaltung aufklärerischer Ästhetik(en) in engen Textlektüren nachgehen. Es schließt damit an vorherige Kolloquien zu Rhetorik und Poetik der Antike (WS 23/24) sowie zur Frühen Neuzeit (SoSe 24) an. Eine Teilnahme ist gleichwohl auch ohne spezielle Vorkenntnisse möglich, verlangt jedoch Interesse an literaturtheoretischen Fragestellungen. Eine Kompaktsitzung am 12. Dezember ’24 ist den neuen Rhetoriken gewidmet. Eine zweite Kompaktphase am 30./31. Januar ’25 bietet Gelegenheit zur Vorstellung von Examens- und Dissertationsprojekten. Texte und Arbeitsformen werden in der ersten Sitzung besprochen.