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2. Literarisches Schreiben

Schreiben und vor allem literarisches Schreiben reflektiert implizit und explizit die Existenz des Menschen in allen Facetten. Um die Vielschichtigkeit des literarischen Schreibens zu erkennen, zu beschreiben und zu analysieren, ist ein weiter Begriff von ‚Literatur‘ nötig, der ganz unterschiedliche Gattungen, sowohl fiktionale wie Epos, Lyrik, Drama als auch nicht-fiktionale wie wissenschaftliche und philosophische Texte, einschließt. Literatur in diesem weiteren Sinne steht im Wechselspiel mit der kulturellen, politisch-sozialen und wirtschaftlichen Welt, wird von dieser geprägt und prägt diese wiederum selbst. Zusammen mit der Frage, was ‚Literatur‘ ist, werden im Fachbereich 10 Produktions- und Rezeptionsebenen von Literaturen unterschiedlicher Epochen multiperspektivisch und interdisziplinär betrachtet. So wird Literatur sowohl ein ästhetisches Objekt als auch eine Quelle von Erkenntnis.
Ein Fokus liegt auf den existentiellen Fragen, mit denen sich Literatur befasst. Denn die Literatur aller Zeiten greift Herausforderungen menschlichen Lebens auf. Dazu gehören die Stellung des Menschen im Kosmos, Liebe, Machtdiskurse, Krieg, Armut und Hunger, soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Spaltungen, Religion und Säkulares, Geschlechteridentitäten, Heterogenität und Diversität der Gesellschaften, Klimawandel und Nachhaltigkeit. Spielerisch, experimentell und die Gesellschaft analysierend kann Literatur utopische und dystopische Zukunftsvisionen entwickeln und dabei auch die Grenzen des bisher Gedachten überschreiten. Sie kann aber auch in Form wissenschaftlicher und philosophischer Literatur Analysen und Erklärungsmodelle bieten, die den Menschen und die Welt in ihrer Ganzheit im Blick haben.
Schwerpunkte des Fachbereichs sind neben performativen Gattungen des Dramas literarische Texte, die man als ‚Spezialfälle‘ literarischen Schreibens bezeichnen kann. Dazu gehören – für die Antike – der literarische Dialog und die Historiografie und fächerübergreifend unterschiedliche Formen (auto)biografischen Schreibens (u.a. in Iran und  USA und Kanada) und Themen wie z.B. Migrations- und Traumabewältigung und/oder Identifikationsfindung ansprechen und als Vermittlungsinstanz zwischen Schreibenden und Lesenden und zwischen den Kulturen dienen.
Zusätzlich zu einer im engeren Sinne literatur- und kulturwissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen Fragestellungen werden in dem Projekt "Exploratives und interdisziplinäres Schreiben" (U. Winter, Romanistik) Prozesse und Praktiken des Selbstschreibens aus einer phänomenologischen, interdisziplinären und bildungstheoretischen Perspektive fokussiert.