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Ratgeber zur Abfassung von Seminar- und Forschungsarbeiten

Foto: Shantipriya
Studium

Grundlagen

Die Anleitungen zur Abfassung von Seminararbeiten sind inzwischen ein eigenes Genre geworden, in welchem bisweilen Empfehlungen gemacht werden, die von wissenschaftlichen Zeitschriften wohl kaum akzeptiert würden. Weder haben wissenschaftliche Aufsätze im Umfang von 10 Seiten ein Inhaltsverzeichnis, noch sind Vorgaben wie "Times New Roman, Rand nach allen Seiten 3 cm, 2-zeiliger Abstand" mit europäischer Typographie zu vereinbaren - hier stimmen weder Schrift, Satzspiegel, noch Durchschuß.

Für im Fachgebiet Indologie und Tibetologie angefertigte Arbeiten gelten grundsätzlich die formalen und mit Abstrichen inhaltlichen Regeln, die man an Zeitschriftenaufsätze stellen würde, da dies die beste Vorbereitung auf die spätere wissenschaftliche Arbeit sein dürfte. Die erste Empfehlung ist daher, verstärkt Beiträge in renommierten Fachzeitschriften, wie etwa ZDMG (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft), IIJ (Indo-Iranian Journal), JAOS (Journal of the American Oriental Society), AS (Asiatische Studien), kritisch zu lesen: Trägt der Artikel Neues zu einem Fachgebiet bei? Wie lautet die wissenschaftliche Fragestellung? Ist die Lösung überzeugend? Und am besten mit anderen Studenten und Dozenten darüber sprechen.

Rechtschreibung

Die Tatsache, daß in der Rechtschreibung einiges in Bewegung geraten ist, birgt für wissenschaftliche Autoren die Gefahr, daß ihre eigentlich für längere Zeiten konzipierten Werke schon bald als Momentaufnahmen der derzeitigen Reformwirren erscheinen könnten. Die sogenannte neue Rechtschreibung stellt, ganz abgesehen von schweren methodischen Fehlern, insofern keinen einheitlichen Standard dar, als die amtlichen Regeln von den Wörterbüchern (Duden, Bertelsmann etc.) unterschiedlich umgesetzt werden - nach dem Fall des Duden-Monopols eine erhebliche Quelle der Verwirrung.
Insbesondere für Philologen muß die autokratische Durchsetzung der Volksetymologie als orthographisches Prinzip und die Vernichtung von Differenzierungsmöglichkeiten ein Greuel sein. Man stelle sich vor, die Übersetzung der sāyaṃ sandhyā als "allabendliche Lustration" würde nach der neuen Rechtschreibung nun korrekt getrennt als "alla‐bendliche Lust‐ration". Anstatt sich auf den neuen Duden, Bertelsmann oder gar die von Aldi oder Eduscho vermarkteten, in rascher Folge modifizierten Wörterbücher zu verlassen oder wie viele Verlage eine Hausorthographie zu entwickeln, empfehlen wir daher ICKLERs Normale deutsche Rechtschreibung - oder auch die Benutzung einer älteren, von der Reform noch unbeeinflußten Auflage des Duden.

     Weiterführende Literatur

  • Theodor Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. St. Goar: Leibnitz Verlag 1997
  • Theodor Ickler: Normale deutsche Rechtschreibung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. 4. erweiterte Auflage. St. Goar: Leibnitz Verlag 2004

Schriftsatz

Nicht alle Regeln des Schriftsatzes lassen sich mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen ohne weiteres umsetzen, dennoch spricht nichts dagegen, sich in der Orientierungsphase - wie etwa im Rahmen der ersten Seminararbeit - gleich die tatsächlichen Regeln anzueignen. Aber Vorsicht! Nicht allen Wissenschaftlern sind diese Regeln bekannt; das war aber auch nicht nötig, da für ihre Umsetzung bisher die Verlagslektoren, Setzer und Drucker zuständig waren. Da diese Berufe mittlerweile jedoch häufig in Personalunion vom Autor selbst ausgeübt werden müssen, ist eine Fortbildung in diesen Bereichen nicht ganz unnütz.

Nachdrücklich zu empfehlen sind die folgenden Dokumente:

  • Zum Schriftsatz mit LaTeX: "Feinheiten bei wissenschaftlichen Publikationen - Mikrotypographie-Regeln" von Marion Neubauer, in: ”Die TEXnische Komödie“ 1996/4 und 1997/1 (Teil I und Teil II)
  • Korrekturzeichen nach DIN 16511

Zitierweise

Wir empfehlen die Zitierweise der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG). Merkblatt zum Herunterladen