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DFG-Projekt der Gräzistik zur Analyse antiker Wissenschaftsliteratur

Aristoteles als Autor. Eine Analyse seines ‚epistemischen‘ Schreibens in der biologischen Schrift „De generatione animalium“

Seit einigen Monaten erforscht die Marburger Gräzistik (Projektleiterin: Prof. Dr. Sabine Föllinger, Mitarbeiter: Thomas Busch) im Rahmen eines von der  DFG geförderten Projektes Aristoteles´ Schrift „De generatione animalium“ (Über die Entstehung der Lebewesen).

Aristoteles (4. Jhdt. v. Chr.) gilt als Begründer der Biologie als eigener Disziplin mit wissenschaftlichem Anspruch. Er hat nicht nur umfangreiche zoologische Einzelforschung betrieben, sondern er hat auch versucht zu erklären, warum bestimmte allgemeine Phänomene der Biologie überhaupt auftreten. So ist seine Schrift „Über die Entstehung der Lebewesen“ der Erklärung von Zeugungs- und Vererbungsprozessen gewidmet. Diese waren – wir befinden uns in einer Zeit lange vor der Entdeckung der weiblichen Eizelle und den durch die moderne Genetik möglichen Erklärungsansätzen – Gegenstand lebhafter Diskussion verschiedener Wissenschaftler, zu denen auch die vorsokratischen Philosophen und die Autoren der Hippokratischen Schriften gehörten. In Auseinandersetzung mit diesen entwickelt Aristoteles einen groß angelegten und heute noch faszinierenden Theorieentwurf.

Doch trotz der wissenschaftlichen Bedeutung der Schrift ist sie bisher noch nicht detailliert untersucht worden. In diese Lücke stößt das gräzistische Projekt. Es widmet sich der genauen Analyse der von Aristoteles verwendeten Argumentationen und ihrer Verortung in der Aristotelischen Wissenschaftstheorie sowie ihren sprachlich-stilistischen Repräsentationen. Auffällig ist der heterogene Duktus der Schrift: Diskursive Partien wechseln sich ab mit deskriptiven Darstellungen. Kurze Skizzen stehen neben rhetorisch ausgefeilten Passagen.  Einen Ausgangspunkt der Untersuchung bildet dabei der nicht geklärte literarische Status der Aristotelischen Pragmatien insgesamt: Die Forschung zu antiker Wissenschaftsprosa in den letzten Jahren hat deutlich gezeigt, daß sich die sogenannten Lehrschriften der Charakterisierung durch einfache Unterscheidungskategorien wie ‚literarisch vs. unliterarisch‘ oder ,Kunst- vs. Sachprosa‘ zu entziehen scheinen. Damit ist das Projekt Teil der international geführten Forschungsdebatte über die Entstehung der wissenschaftlichen Literatur in der griechischen Antike.

 
Kontakt
Prof. Dr. Sabine Föllinger