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Neo-Latin and Humanist Greek Poetry in the Baltic Region: An Anthology
Latein als lingua franca des frühneuzeitlichen Europa hat zugleich eine Literatur hervorgebracht, die als ‚Neulatein‘ bezeichnet wird und als eine der am wenigsten erforschten bedeutenden europäischen Literaturen gilt. Ihre Erschließung ist eine der großen Aufgaben der Latinistik des 21. Jahrhunderts, an der europaweit an vielen Zentren gearbeitet wird.
In diesem Zusammenhang steht ein Vorhaben, das dem kulturell eng vernetzten Raum rings um die Ostsee gilt, der durch Universitäts- und Schulgründungen seit dem 15. Jahrhundert und besonders durch die Einführung der Reformation an der europäischen Latinität teilhat, die durch den Humanismus in Gang gesetzt worden war: Es wird eine Anthologie zur neulateinischen Dichtung für den Zeitraum des 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert erstellt, die zugleich die beachtliche humanistisch-griechische Produktion umfaßt. Das Projekt ist international ausgerichtet mit Beiträgern aus Dänemark, Schweden und Finnland, St. Petersburg, den drei baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen sowie Deutschland.
Für die Auswahl der Autoren Autoren und Werke ist ein doppelter Gedanke leitend: Zum einen handelt es um herausragende Autoren, die es verdienen, in einem europäischen Kanon zu figurieren; gleichzeitig soll aber auch Breite und Facettenreichtum der Latinität und damit ihre pragmatische Verankerung deutlich werden. Ein besonderes Novum der Anthologie ist darüber hinaus der Einbezug der in altgriechischer Sprache verfassten Dichtung, die weitgehend terra incognita ist, gleichwohl als „ein charakteristischer Teil der intellektuellen Geschichte Europas“ (W. Ludwig) betrachtet werden muss.
Die Anthologie, die etwa 200 Autoren und ca. 20.000 Verse umfasst, ist nicht zuletzt innovativ in ihrer Konzeption als transnationale Literaturgeschichte, wie es der frühneuzeitlichen Latinität entspricht. Das Erscheinen in drei Bänden ist für das Jahr 2023 geplant.
Kontakt: Prof. Dr. Dr. h.c. Gregor Vogt-Spira