Hauptinhalt

Platon und moderne Wirtschaftstheorie

Marburger Wissenschaftlerinnen vergleichen Institutionenökonomik mit Platons Theorien.

Platons ökonomische Vorstellungen stehen im Zentrum eines fachübergreifenden Forschungsvorhabens, für das die Marburger Professorinnen Dr. Evelyn Korn und Dr. Sabine Föllinger 150.000 Euro von der „Fritz-Thyssen-Stiftung“ erhalten. Die Wissenschaftlerinnen untersuchen während der Projektlaufzeit von zunächst zwei Jahren, was für ein Konzept der altgriechische Philosoph vertrat und wie dieses sich mit der modernen Institutionenökonomik verträgt.

Platon im Zentrum (von links): Die Altphilologin Professorin Dr. Sabine Föllinger und die Wirtschaftswissenschaftlerin Professorin Dr. Evelyn Korn erforschen antike Theorien über Ökonomie.
Foto: Philipps-Universität / Reinhold Eckstein
Platon im Zentrum (von links): Die Altphilologin Professorin Dr. Sabine Föllinger und die Wirtschaftswissenschaftlerin Professorin Dr. Evelyn Korn erforschen antike Theorien über Ökonomie.

Die Art und Weise, wie Platon das wirtschaftliche Handeln des Einzelnen als Teil gesellschaftlichen Handelns in seinen Idealstaatskonzeptionen „Politeia“ und „Nomoi“ beschreibt und normiert, ist den Wissenschaftlerinnen zufolge vergleichbar mit dem Ansatz der Institutionenökonomik. „Denn die Institutionenökonomik untersucht die Frage, welche außerindividuellen Faktoren – Institutionen wie gesetzliche Regelungen, gesellschaftliche Normierungen und auch ethische Wertvorstellungen – das Handeln des Einzelnen beeinflussen“, erläutert die Wirtschaftswissenschaftlerin Korn.

Das Projekt ist daraufhin angelegt, der Marginalisierung von Platons ökonomischen Vorstellungen zu begegnen. „Die Anforderungen, angesichts derer Platon seine Überlegungen zu wirtschaftlichem Handeln entwickelte, sind durchaus vergleichbar mit den Problemen, vor die sich die moderne Ökonomie gestellt sieht“, erklärt die Gräzistin Föllinger. In beiden Fällen gehe es um die Regeln, die ein Regelgestalter entwirft, der von bestimmten Zielvorstellungen wie „Wohlstand“, „soziale Gerechtigkeit“ oder „Glück“ ausgeht, aber auch von der Annahme bestimmter Verhaltensmuster der Akteure.

Welches Menschenbild vertritt Platon, und wie kann dieses zum ökonomischen Referenzbild des „Homo oeconomicus“ in Beziehung gesetzt werden? Welche Einzelregelungen entwirft Platon in seinen theoretischen Entwürfen, wie wirken diese gemeinsam? Auf welche Weise entspricht die von ihm detailliert dargestellte Interaktion von innerer und äußerer Motivierung den Ansätzen der modernen institutionen-ökonomischen Analyse, die das Verhältnis von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und individuellem Verhalten analysiert? Dies sind einige der Themen, die im Zentrum des Vorhabens stehen.

Föllinger und Korn haben ihr Projekt im Rahmen des Schwerpunkts „Antike Wirtschaft“ des „Marburger Centrum Antike Welt“ entwickelt. Das Zentrum, das am 20. Februar 2014 an der Philipps-Universität offiziell eröffnet wurde, vereint Vertreter und Vertreterinnen zahlreicher altertumswissenschaftlicher Disziplinen, die gemeinsam der Frage nachgehen, wie in der Antike der Austausch von Waren und Ideen verlief. Innerhalb des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften wird das Projekt in das „Marburg Center for Institutional Economics“ integriert.

Weitere Informationen:

Ansprechpartnerinnen:

Professorin Dr. Sabine Föllinger,
Fachgebiet Klassische Philologie
Tel.: 06421 28-24517
E-Mail: sabine.foellinger@staff.uni-marburg.de

Professorin Dr. Evelyn Korn,
Fachgebiet Mikroökonomie
Tel.: 06421 28-23902
E-Mail: korn@wiwi.uni-marburg.de

Pressemitteilung zur Gründung des „Marburger Centrum Antike Welt“: http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2014a/mcaw